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Bilanz der chemisch-pharmazeutischen Industrie 2023 / StürmischeZeiten für die BrancheFrankfurt / Main -- Produktion sinkt um 8 Prozent- Umsatzrückgang von 12 Prozent- Prognose 2024: Weiteres Minus beim Umsatz- Politikwechsel mit Fokus auf wettbewerbsfähige Wirtschaft notwendigEin schwieriges Jahr geht für die chemisch-pharmazeutische Industrie zu Ende.Die Hoffnungen auf eine Belebung der Konjunktur haben sich nicht erfüllt.

15.12.2023 - 10:32:19

Verband der Chemischen Industrie (VCI) / Bilanz der ...

Bilanz der chemisch-pharmazeutischen Industrie 2023 / StürmischeZeiten für die BrancheFrankfurt/Main (ots) -

- Produktion sinkt um 8 Prozent- Umsatzrückgang von 12 Prozent- Prognose 2024: Weiteres Minus beim Umsatz- Politikwechsel mit Fokus auf wettbewerbsfähige Wirtschaft notwendig

Ein schwieriges Jahr geht für die chemisch-pharmazeutische Industrie zu Ende.Die Hoffnungen auf eine Belebung der Konjunktur haben sich nicht erfüllt. "Wirbefinden uns mitten in einem tiefen, langen Tal. Und noch ist unklar, wie langewir es durchschreiten müssen", kommentiert der Präsident des Verbandes derChemischen Industrie, Markus Steilemann, die Lage. Ein schneller Aufschwung seinicht in Sicht.

Deutschland steckt in einer Krise, die nicht nur die Chemieindustrie betrifft.Die gesamte deutsche Wirtschaft leidet unter der schwachen Konjunktur undstrukturellen Problemen. Um den Standort Deutschland zurück in die Erfolgsspurzu bringen, braucht es aus Sicht des Verbandes dringend einen tiefgreifendenPolitikwechsel und einen Fokus auf eine wettbewerbsfähige Wirtschaft. Denn siesichert die Basis für eine nachhaltige Zukunft. "Die endlose Diskussion und dasErgebnis der Haushaltseinigung unterstreichen dramatisch: Die Politik mussendlich aufwachen, damit das Wohlstandsmodell Deutschland keinen Schiffbrucherleidet", betont Steilemann.

Chemieproduktion geht um 11 Prozent zurück

Für die Branche war 2023 ein schlechtes Jahr. Insgesamt ging die Chemie- undPharmaproduktion um 8 Prozent zurück. Rechnet man das Pharmageschäft heraus,liegt der Rückgang bei 11 Prozent. Den Unternehmen fehlten zunehmend dieAufträge. Die Kapazitäten der Branche waren mit durchschnittlich rund 77 Prozentnicht ausgelastet. Damit liegt die Produktion seit neun Quartalen unterhalb derwirtschaftlich notwendigen Grundauslastung von 82 Prozent.

Die Hersteller anorganischer Grundstoffe sowie von Seifen, Reinigungsmitteln undKosmetika drosselten ihre Produktion um 10 Prozent. In der Fein- undSpezialchemie lag der Produktionsrückgang bei 4 Prozent. Auch die Pharmaspartehatte nach dem Impfstoffboom mit schlechten Standortbedingungen zu kämpfen undbüßte 3 Prozent ein.

Mit rund 230 Milliarden Euro lag der Branchenumsatz 12 Prozent niedriger als imVorjahr. Besonders kräftig fiel der Rückgang im Inlandsgeschäft aus. DieVerkäufe sanken um 16 Prozent auf 86 Milliarden Euro. Der Auslandsumsatz lag mit144 Milliarden Euro 10 Prozent niedriger als im Vorjahr. Zum Umsatzrückganghaben auch rückläufige Chemikalienpreise beigetragen. Die Erzeugerpreise fürchemisch-pharmazeutische Produkte waren 2023 durchschnittlich rund 1 Prozentgünstiger als im Vorjahr.

Ausblick 2024: Erholung lässt auf sich warten

Zum Jahresende herrscht in der Branche weiterhin Rezessionsstimmung. Sowohl dieaktuelle Geschäftslage als auch die Erwartungen für die kommenden Monate sindnegativ. Damit dürften weiter Aufträge im Chemiegeschäft fehlen. Der VCI gehtdeshalb für das kommende Jahr nicht davon aus, dass die Chemieproduktion wiederansteigt. Beim Branchenumsatz wird ein Minus von 3 Prozent erwartet.

Diese Prognose bestätigen auch die Ergebnisse der aktuellen Mitgliederumfrage:Die Unternehmen rechnen kurzfristig nicht mit einem Aufschwung. 45 Prozentrechnen frühestens 2025 mit einer Besserung.

40 Prozent der Unternehmen beklagen Gewinnrückgänge

Umsatzrückgang, sinkende Verkaufspreise und hohe Produktionskosten setzen dieGewinne der Unternehmen erheblich unter Druck. Laut aktuellerVCI-Mitgliederumfrage beklagen knapp 40 Prozent deutliche Gewinneinbrüche. Rund15 Prozent der Unternehmen schreiben bereits rote Zahlen.

Gleichzeitig zwingt die anhaltend schwierige Geschäftslage die Unternehmen zuschmerzhaften Anpassungen. "Je länger diese Situation anhält, desto mehr müssenwir damit rechnen, dass weitere Anlagen stillgelegt werden", warnt Steilemann.Auch der Ausstieg aus defizitären Geschäftsfeldern, Investitionsverlagerung insAusland oder Personalabbau seien mittlerweile nicht mehr auszuschließen.

Deutschland braucht Offensive 2030

Für eine wettbewerbsfähige Wirtschaft und eine grüne Transformation benötigt dieIndustrie auch konkurrenzfähige Energiepreise. Kurzfristig heißt das:Entlastungen bei den Energiepreisen. Langfristig heißt es: Tempo beim Umbau desEnergiesystems - Stromangebot ausweiten, Netze ausbauen und Reservekapazitätenmit Back-up-Kraftwerken und Energiespeichern schaffen. Das Strompreispaket, dasnach der Einigung im Haushaltsstreit weiter geplant ist, erhält jedoch lediglichden Status quo.

Das Energiethema ist aber nur eins von vielen ungelösten Problemen. Auf derMängelliste stehen weiterhin die marode Infrastruktur, der Fachkräftemangel oderdie überbordende Bürokratie und Regulierung.

"Wir müssen Deutschland neu denken. Wir brauchen eine Offensive 2030", fordertSteilemann. Denn eine wettbewerbsfähige Wirtschaft sichere die Basis für einenachhaltige Zukunft. Nur so ließen sich die zentralen politischen Zieleerreichen: Wohlstand, grüne Transformation, Sozialstaat und solideStaatsfinanzen.

Laut VCI-Mitgliederumfrage stemmen sich die Unternehmen mit aller Kraft gegendie Krise. 70 Prozent haben angekündigt, Effizienzmaßnahmen noch stärker in denFokus zu rücken. Jedes zweite Unternehmen plant, die Innovationsanstrengungen zuintensivieren. 30 Prozent der Unternehmen wollen den ökologischen Umbaubeschleunigen. "Wir sind ein Standort mit immensem Potenzial", erklärtVCI-Präsident Steilemann. "Wir reichen der Politik die Hand, jetzt mit vollemElan die dringend notwendigen Strukturreformen anzugehen."

Die Bundesregierung muss

- die Wirtschaft von Bürokratie befreien und durch ein Moratorium weitere Lasten verhindern;- Genehmigungen massiv beschleunigen und Deutschland zum Digitalland umbauen. Mit einer modernen Verwaltung sparen andere Nationen 2 Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts ein;- bei den Staatsausgaben priorisieren. Dabei müssen Kosten-Nutzen-Überlegungen ausschlaggebend sein und nicht politische Ideologie.

HINWEIS : Alle Unterlagen zur Pressekonferenz finden Sie wie immer auf:https://www.vci.de

Der VCI und seine Fachverbände vertreten die Interessen von rund 1.900Unternehmen aus der chemisch-pharmazeutischen Industrie und chemienaherWirtschaftszweige gegenüber Politik, Behörden, anderen Bereichen der Wirtschaft,der Wissenschaft und den Medien. 2022 setzten die Mitgliedsunternehmen des VCIrund 260 Milliarden Euro um und beschäftigten knapp 550.000 Mitarbeiterinnen undMitarbeiter.

Pressekontakt:

VCI-Pressestelle:Telefon: 069 2556-1496E-Mail: mailto:presse@vci.deDer VCI auf X und auf LinkedIn

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