Aktienmärkte, Anleger

Wurden die vorgestrigen Wendekerzen gestern bestätigt?

Wurden die vorgestrigen Wendekerzen gestern bestätigt?
von Sven Weisenhaus

Am Ende des vorgestrigen Handelstages hatten es die Anleger mit großen roten Tageskerzen (Wendekerzen) zu tun. Und für diesen Fall hatte ich geschrieben: „Und wenn die Kurse danach morgen weiter nachgeben, so dass die heutigen Wendekerzen bestätigt werden, dürften damit die vorherigen Kurserholungen enden und sich die saisonale Schwäche fortsetzen, inklusive neuer Korrekturtiefs.“ (Siehe: „Sorgte NVIDIA nur für ein kurzes Strohfeuer?“)

Zuversicht vor Powell´s Rede, Enttäuschung danach

Zunächst sah es gestern allerdings so aus, als würde es nicht zu weiteren Kursverlusten kommen. Kurz vor Beginn der mit Spannung erwarteten Rede von Fed-Chef Jerome Powell beim Notenbank-Forum in Jackson Hole nahmen die Kurserholungen von den vorgestrigen Rücksetzern sogar noch etwas Fahrt auf. Doch dann wurden die Markterwartungen offenbar enttäuscht.

Denn Powell wiederholte, dass die US-Notenbank (Fed) im Kampf gegen die Inflation den Leitzins womöglich noch weiter anheben müsse, da die Inflation nach wie vor zu hoch sei. Die Notenbank würde dabei allerdings vorsichtig vorgehen und das Für und Wider einer weiteren geldpolitischen Straffung sorgfältig abwägen. Jedenfalls solle der Leitzins solange auf einem restriktiven Niveau bleiben, bis die Währungshüter zuversichtlich seien, dass sich die Inflation nachhaltig zum Ziel von 2 % bewege. Damit erteilte er frühzeitigen Zinssenkungen eine erneute Absage.

Und genau hier hatten sich die Märkte wohl etwas anderes erhofft – wohl dahingehende Aussagen, dass Zinsanhebungen weniger wahrscheinlich und Zinssenkungen früher möglich sind. Denn während und nach der Rede gaben die Aktienindizes in den USA deutlich nach. Und dabei fielen sie unter die vorgestrigen Tiefs. Man muss allerdings noch abwarten, wie der Tag endet. Denn die Kurse haben sich von ihren gestrigen Tagestiefs wieder erholt. Dadurch fehlt noch eine klare Entscheidung der Anleger. Nur wenn die Indizes gestern im Minus schließen, sind damit die vorgestrigen Wendekerzen bestätigt. Und nur dann sind neue Korrekturtiefs aus charttechnischer Sicht auch in Kürze wahrscheinlich.

Dow Jones trifft mit neuem Korrekturtief auf wichtige Unterstützung

Wobei der Dow Jones vorgestern bereits auf ein neues Korrekturtief gefallen ist, nachdem er bei der Kurserholung zuvor am Hoch vom 13.12.2022 abgeprallt war (siehe roter Pfeil im folgenden Chart). Damit wurde der Rückfall unter das Niveau getestet und bestätigt. Und zugleich wurde auch der kurzzeitige Ausbruch nach oben als Bullenfalle bestätigt. Zusammen mit dem neuen Korrekturtief wurden damit diverse bearishe Signale gesendet. Meine Befürchtung, dass sich die saisonale Schwäche fortsetzt, hat somit viel neue Nahrung bekommen.

Allerdings: Mit den gestrigen Kursverlusten erreichte der Index eine Kreuzunterstützung aus der Abwärtslinie der abc-Korrektur vom Sommer (blau) und der unteren Linie des aktuellen Aufwärtstrendkanals (grün, siehe grüner Pfeil), wobei letztere die relevantere der beiden Linien ist. Und man kann die aktuelle Korrekturbewegung bereits 5-gliedrig zählen (rot im folgenden Chart).

Und daher könnte es nun vorerst zu einer (ABC-)Gegenbewegung kommen. Sollte der Index stattdessen die Aufwärtstrendlinie zügig brechen, was angesichts der derzeitigen Abwärtsdynamik zu befürchten ist, würde sich das Chartbild weiter eintrüben und das Thema Saisonalität an Brisanz gewinnen.

Ich wünsche Ihnen jedenfalls weiterhin viel Erfolg an der Börse
Ihr
Sven Weisenhaus

(Quelle: www.stockstreet.de)

@ ad-hoc-news.de | 26.08.23 08:02 Uhr