Aktienmärkte, Anleger

DAX ignoriert schwache Daten – 16.000er Marke zieht wieder an

In China gehen Konjunktur und Kurse Hand in Hand – abwärts
von Sven Weisenhaus

Anleger mussten gestern wieder eine ganze Reihe negativer Nachrichten verdauen. Es begann mit den aktuellen Einkaufsmanagerdaten aus China. Diese zeigen, dass das verarbeitende Gewerbe des Landes im August den 5. Monat in Folge geschrumpft ist. Der entsprechende Index legte zwar von 49,3 auf 49,7 Punkte zu, er blieb damit aber unterhalb der Schwelle von 50, ab der Wachstum signalisiert wird.

Zudem trübte sich die Stimmung im Dienstleistungsbereich weiter ein. Der offizielle Service-Index gab zum 5. Mal in Folge nach, von 51,5 auf 51,0 Punkte. Immerhin hielt er sich damit weiterhin oberhalb der Wachstumsschwelle.

Hinzu kam aber bereits vorgestern die Meldung, dass der strauchelnde chinesische Immobilienkonzern Country Garden vor einem Zahlungsausfall bei einigen Anleihen warnt. Zeitgleich gab das Unternehmen einen Verlust von 48,9 Milliarden Yuan (umgerechnet rund 6,1 Milliarden Euro) im 1. Halbjahr 2023 bekannt. Das Minus fiel damit nicht ganz so hoch aus wie befürchtet – im Vorfeld hatte Country Garden vor einem Fehlbetrag von bis zu 55 Milliarden Yuan gewarnt. Der Verlust war aber dennoch mehr als 7 Mal so groß wie die 6,7 Milliarden Yuan im 2. Halbjahr 2022.

Country Garden sitzt auf 178 Milliarden Euro Schulden

Zur Einordnung: Country Garden ist der größte private Immobilien-Entwickler der Volksrepublik und hat sich auf Objekte in kleineren Städten spezialisiert. Den Experten der Investmentbank Nomura zufolge hat Country Garden derzeit fast 1 Million Wohnungen im Bau. Die Kosten für deren Fertigstellung beziffert die US-Bank JPMorgan auf fast 40 Milliarden Euro. Country Garden sitzt allerdings schon auf einem umgerechnet 178 Milliarden Euro hohen Schuldenberg.

Chinesische Zentralbank senkte erneut die Zinsen

Vor 10 Tagen hat die chinesische Zentralbank angesichts der schwachen Konjunktur und der Probleme am Immobilienmarkt bereits erneut an den geldpolitischen Stellschrauben gedreht. Die Währungshüter senkten den Leitzins für einjährige Kredite um 10 Basispunkte von zuvor 3,55 % auf 3,45 %. Überraschend wurde der Zinssatz für fünfjährige Kredite bei 4,20 % belassen wurde. In einer Umfrage der Nachrichtenagentur Reuters unter 35 Marktbeobachtern hatten alle Teilnehmer mit einer Senkung beider Zinssätze um jeweils 15 Basispunkte gerechnet.

Hilft ein Mehr an Schulden?

Gemeinhin gilt daher, dass die chinesische Regierung derzeit zu wenig tut, um die Wirtschaft zu unterstützen. Und das gilt auch für aktuelle Maßnahmen am Immobilienmarkt: Zwei der größten Städte Chinas haben vorgestern die Vergabebedingungen für Hypotheken gelockert, so dass Hauskäufer unabhängig von ihrer bisherigen Bonität Vorzugskredite für den Kauf eines Eigenheims erhalten können. Es ist fraglich, ob derartige Maßnahmen reichen. Zumal die Verschuldung des Landes insgesamt bereits als problematisch gilt. Ein mehr an Hypothekenkrediten macht die Sache damit langfristig eher schlimmer, wenn das Wachstum nicht wieder an Tempo gewinnt.

Hang Seng setzt seinen Abwärtstrend fort

Dementsprechend haben die Anleger am Aktienmarkt jüngst auch ein recht klares Urteil gefällt: Der chinesische Aktienindex Hang Seng brach klar nach unten aus dem flachen Aufwärtstrendkanal aus (grün im folgenden Chart), der sich damit wie in der Börse-Intern vom 15. August beschrieben als eine Flagge im übergeordneten Abwärtstrend herausgestellt hat (siehe „Schon wieder belasten schwache Daten aus China den Markt“). Bei dem bearishen Ausbruch erreichte der Index wieder das untere Ende des engen Abwärtstrendkanals (dunkelrot), womit sogar inzwischen mehr als 61,80 % des starken Aufwärtsimpulses vom Jahreswechsel korrigiert wurden – ein weiteres bearishes Signal.

Zwar kam es kurz darauf zu einer Kurserholung, die Tendenz ist aber aktuell weiterhin klar abwärts gerichtet. Konjunkturelle Entwicklung und Kursentwicklung passen damit hier weiterhin sehr gut zusammen.

Yuan bleibt schwach

Und das gilt auch für den Devisenmarkt. Denn der Yuan bleibt trotz der jüngsten chinesischen Interventionen schwach. Das kann man erneut mit den sinkenden (Leit-)Zinsen in China begründen (siehe auch „Am Devisenmarkt ist die Renditedifferenz entscheidend“).

Und durch diese Schwäche droht sogar ein baldiger Ausbruch auf ein neues Tief im Abwärtstrend.

 


DAX ignoriert schwache Daten – 16.000er Marke zieht wieder an
von Sven Weisenhaus

Damit schlage ich nun den Bogen zurück in unsere Heimat. Denn die wirtschaftlichen Probleme Chinas machen sich längst auch hierzulande bemerkbar. Ich erinnere in diesem Zusammenhang an die rückläufigen deutschen Exporte (siehe „Viele Puzzleteile ergeben ein Gesamtbild – in diesem Fall kein gutes“). Aber auch der deutsche Binnenmarkt schwächelt weiterhin. Denn gestern wurde gemeldet, dass die Einzelhandelsunternehmen in Deutschland im Juli 2023 kalender- und saisonbereinigt sowohl real (preisbereinigt) als auch nominal (nicht preisbereinigt) 0,8 % weniger umgesetzt haben als im Vormonat.

Im Vergleich zum Vorjahresmonat verzeichnete der Einzelhandel sogar ein reales Umsatzminus von 2,2 %, während auf nominaler Basis ein Umsatzplus von 2,7 % heraussprang. Dieses lässt sich mit der hohen Inflation, also den gestiegenen Preisen begründen. Die Einzelhandelsgeschäfte nehmen also durch die höheren Preise mehr ein, sie verkaufen aber zugleich weniger. Die hohen Preise drücken folglich den Konsum, was für die Wirtschaft ein Problem ist.

Inflation der Eurozone hält sich hartnäckiger als erhofft

Und damit komme ich zu den gestrigen Inflationsdaten der Eurozone, die enttäuschend ausgefallen sind. Denn statt eines erwarteten Rückgangs der Jahresrate auf +5,1 %, blieb die Inflation im August unverändert bei zu hohen +5,3 %.

Der Grund dafür ist, dass die Verbraucherpreise im Vergleich zum Vormonat um 0,6 % gestiegen sind, statt erwarteter +0,4 %, nach -0,1 % im Juli. Immerhin fielen die Kernraten aber wie erwartet aus, mit +0,3 % zum Vormonat (Juli: -0,1 %) und +5,3 % zum Vorjahresmonat (Juli: +5,5 %).

Letzteres könnte ein Grund dafür sein, dass die Aktienmärkte gestern nicht allergischer auf die enttäuschenden Daten reagiert haben, obwohl damit eine weitere Leitzinsanhebung der EZB bereits auf der anstehenden Sitzung am 14. September wahrscheinlicher geworden ist. Wobei man wohl grundsätzlich sagen kann, dass Daten aus Deutschland und der Eurozone derzeit kurzfristig bei weitem nicht so viel Einfluss auf die Kursentwicklung haben wie Daten aus den USA.

DAX: 16.000er Marke zieht wieder an

Der DAX ist heute jedenfalls zur psychologisch wichtigen Marke von runden 16.000 Punkten zurückgekehrt, die den Index somit wieder angezogen hat.

Dadurch setzt sich das wirre und phasenweise sehr volatile Kursverhalten fort, inklusive der vielen Richtungswechsel von unterschiedlichen Niveaus und den diversen Fehlsignalen in Form von Bullen- und Bärenfallen.

Erneuter Gewinn-Trade

Mir kommt das nicht völlig ungelegen. Denn im Börsenbrief „Target-Trend-CFD“ ist uns dadurch erneut ein ordentlicher Gewinn gelungen. Am 15. August sind wir per Limit-Kauf-Order beim Kurs von 15.785 Punkten automatisiert einen Long-Trade eingegangen – Kursziel: 15.955. Dieses wurde am Dienstag erreicht, so dass der Trade per Take-Profit auch automatisiert beendet wurde. Nach 14 Tagen steht dadurch ein Gewinn von 170 € je CFD-Kontrakt zu Buche.

Die Gewinn-Serie, über die ich bereits am 15. August berichtet hatte, wurde also fortgesetzt. Und so hat die Performance, die wir mit Trades auf den DAX erzielt haben, ein neues Hoch erreicht.

Da liegt es natürlich nahe, zu versuchen, das aktuelle Auf und Ab des DAX erneut auszunutzen. Ich habe daher am Dienstag direkt die nächste Limit-Kauf-Order in den Markt gelegt. Dabei habe ich sie auf das jüngste Kursgeschehen angepasst, um eine möglichst breite Handelsspanne „herauszuschneiden“.

Ich erlaube mir nun eine zweiwöchige Urlaubs- und Reiseauszeit. In der Zeit von morgen  bis einschließlich 16. September erscheinen daher keine Ausgaben.

Ich wünsche Ihnen jedenfalls weiterhin viel Erfolg an der Börse
Ihr
Sven Weisenhaus

Quelle: www.stockstreet.de)

@ ad-hoc-news.de | 01.09.23 10:52 Uhr