Aktienmärkte, Anleger

DAX: Geben die Bullen nach dem 4. Fehlausbruch auf?

DAX: Geben die Bullen nach dem 4. Fehlausbruch auf?
von Sven Weisenhaus

Verehrte Leserinnen und Leser,

mit schlechten Nahrichten habe ich mich in die Sommerpause verabschiedet, und leider melde ich mich auch mit schlechten Nachrichten zurück: China hat gestern Außenhandelsdaten veröffentlicht. Und diese fielen nicht nur erneut schwach aus, sondern sogar deutlich schwächer als erwartet.

Chinas Außenhandel bricht weiter ein

Denn die Ausfuhren der Volksrepublik sanken im Juli um -14,5 % zum Vorjahr. Damit verzeichnete die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt das schlechteste Exportergebnis seit Februar 2020.

Die Importe schrumpften um -12,4 %.

Experten hatten dagegen „nur“ mit einem Rückgang der Exporte um 12,5 % und der Importe um 5,0 % gerechnet. Und vor diesem Hintergrund verwundert es nicht, dass die Marktteilnehmer davon ausgehen, dass in China die Preise sinken, um wieder mehr Abnehmer für Waren und Dienstleistungen zu finden. Laut Schätzungen sollen die heutigen Verbraucher- und Erzeugerpreise ein Minus von etwa 0,5 % bzw. 4,0 % zum Vorjahr ausweisen. Im Hinblick auf die Inflationsproblematik sind das positive Nachrichten, für die konjunkturellen Perspektiven hingegen äußerst negative.

Vor diesem Hintergrund ist der chinesische Aktienindex Hang Seng in seinen breiten Abwärtstrendkanal zurückgefallen, womit sich der vorherige Ausbruch als Bullenfalle entpuppt hat.

Das könnte nun bearishe Konsequenzen nach sich ziehen. Wird das Zwischentief vom 24. Juli bei 18.639,08 Punkten unterschritten, könnte die aktuelle Kurserholung nur eine Konsolidierung im Abwärtstrend gewesen sein. Nur wenn sich der Kurs erneut aus dem Abwärtstrendkanal herausarbeiten kann, ist Entwarnung angesagt.

Auch der Außenhandel der USA schwächelt

Und das sind nicht die einzigen negativen Nachrichten von heute. Denn auch aus den USA wurden schwache Außenhandelsdaten gemeldet. Demnach sind die Importe der größten Volkswirtschaft der Welt im Juni auf den niedrigsten Stand seit Februar 2022, also seit mehr als 1,5 Jahren gefallen. Sie gaben um 1 % auf 313 Milliarden Dollar nach. Das kann man als Hinweis auf eine nachlassende Binnennachfrage werten.

Die Exporte verringerten sich derweil um 0,1 % auf 247,5 Milliarden Dollar, was auf eine schwächere Nachfrage der Weltwirtschaft hindeutet.

Und beides zusammen dürfte für die USA eine Abkühlung der Konjunktur bedeuten.

US-Schulden werden zunehmend zum Problem

In jüngster Zeit gab es aber noch mehr negative Nachrichten. Gestern hatte Torsten Ewert bereits über die Herabstufung der Bonität der USA durch die Ratingagentur Fitch berichtet (siehe „Das Fitch-Downgrading der USA und die Folgen“). Über dieses Thema hatte ich die Leser des Börsenbriefs „Börse-Intern Premium“ bereits während der Sommerpause in der Wochenausgabe vom vergangenen Donnerstag ausführlich informiert. Und dabei erläuterte ich, warum die US-Schulden zunehmend problematisch werden:

Denn mit ihnen wird das aktuelle Wirtschaftswachstum der USA äußerst teuer erkauft. Ohne neue Staatsschulden sähe es für die Konjunktur deutlich schlechter aus. Durch die steigenden Zinsen wird der Spielraum für zukünftige Staatsausgaben aber eingeengt. Und das ist tendenziell schlecht für die Wirtschaft, die Unternehmen und den Aktienmarkt.

Immer mehr negative Nachrichten reihen sich aneinander

Sie sollten sich die Wochenausgabe daher aus meiner Sicht dringend ansehen, abrufbar im Kundenarchiv, auf das Sie im Rahmen eines Abonnements vollen Zugriff haben, auch während einer kostenlosen Testphase.  Zumal Sie damit auch eine Analyse der jüngsten Einkaufsmanagerdaten aus den USA und China sowie der BIP- und Inflationsdaten aus Deutschland und der Eurozone erhalten, neben Informationen zum Verlauf der Berichtssaison und der aktuellen Bewertung des Aktienmarktes. Und so viel kann ich vorwegnehmen: Auch mit dieser Analyse liefere ich überwiegend schlechte Nachrichten.

DAX setzt seine volatile Seitwärtsphase fort

Damit komme ich zurück zum aktuellen Marktgeschehen, welches die pessimistischen Zusammenhänge durchaus widerspiegelt. Denn der DAX befand sich mit dem gestrigen Tagestief wieder auf dem Niveau vom 7. März (siehe langer roter Pfeil im folgenden Chart).

Für längerfristig ausgerichtete Anleger gab es somit seit 5 Monaten nichts zu holen, obwohl der Index erst am Montag vergangener Woche noch ein neues Rekordhoch markiert hat – das 4. in der laufenden Seitwärtstendenz (siehe vertikale Linien) bzw. seit dem alten Hoch vom 18.11.2021 bei 16.290,19 Punkten. Doch auch dieses stellte sich als äußerst fiese Bullenfalle heraus (rote Bögen).

Geben die Bullen nach dem 4. Fehlausbruch auf?

Vor der Sommerpause hatte ich befürchtet, dass der DAX bereits als Folge eines bearishen Ausbruchs aus einer kurzfristigen Aufwärtstendenz unter die 16.000er Marke zurückfallen würde (siehe „Auch ohne weitere Zinsanhebungen wird die Geldpolitik restriktiver!“). Tatsächlich ist dies nun aber erst nach dem 4. Fehlausbruch auf ein neues Rekordhoch passiert.

Aber passend dazu hatte ich geschrieben: „Je mehr Fehversuche, desto größer der Frust der Bullen. Und irgendwann werden sie aufgeben und die Bären das Ruder übernehmen. Sie könnten den Index wieder an das untere Ende der Unsicherheitsformation [blaue Linien] treiben und damit vielleicht die Reihe der Bärenfallen fortsetzen (grüne Bögen). Dieses Szenario erachte ich für die Börse-Intern-Sommerpause als das wahrscheinlichste.“ Auch damit lag ich nicht ganz richtig. Denn das untere Ende der Unsicherheitsformation wurde noch nicht erreicht. Aber was nicht ist, kann noch werden.

Denn in der letzten Ausgabe vor der Sommerpause war auch zu lesen: „Auf dem Weg dorthin relevant sind die 16.000er Marke, das untere Ende der Seitwärtsspannen bei 15.736,56 Punkten und die ehemalige horizontale Widerstandslinie bei 15.520,97 Zählern, die bei der letzten Bärenfalle als Unterstützung diente. Wird eine dieser Marken unterschritten, ist die jeweils nächste das Kursziel der Bären. Voraussetzung dafür ist allerdings auch eine Korrektur der US-Indizes.“ Die psychologisch wichtige Marke von runden 16.000 Punkten wurde seitdem unterschritten, was zur Folge hatte, dass das untere Ende der Seitwärtsspannen (gelb) bei 15.736,56 Punkten als nächstes Kursziel der Bären gestern erreicht wurde. Und wenn auch diese nun nachhaltig unterschritten wird, ist die ehemalige horizontale Widerstandslinie bei 15.520,97 Zählern erreichbar.

Allerdings gilt dabei weiterhin, dass auch die US-Indizes in eine Korrektur gehen müssen. Diese befinden sich jedoch bislang lediglich in Konsolidierungen. Dazu morgen mehr…

Ich wünsche Ihnen jedenfalls weiterhin viel Erfolg an der Börse
Ihr
Sven Weisenhaus

(Quelle: www.stockstreet.de)

@ ad-hoc-news.de | 09.08.23 10:03 Uhr