Aktienmärkte, Anleger

Berichtssaison: Bei Enttäuschungen drohen heftige Rücksetzer

Berichtssaison: Bei Enttäuschungen drohen heftige Rücksetzer
von Sven Weisenhaus

Gestern früh war in der Wochenausgabe des Börsenbriefs „Börse-Intern Premium“ bereits zu lesen, dass mir die Jahresanfangsrally an den Aktienmärkten langsam unheimlich wird. Ich nannte folgenden Grund:

Der DAX hat bislang schon mehr als 7 % zugelegt. Der SDAX kommt auf knapp 8 %. Und der MDAX hat binnen der ersten 11 Tage bzw. 8 Handelstage des neuen Jahres sogar schon mehr als 11 % zugelegt.
Diese Kursgewinne muss man auch vor dem Hintergrund sehen, dass den Indizes bereits von Mitte Oktober bis Mitte November eine äußerst starke Kurserholung gelungen ist. Vor allem im DAX und MDAX wurde diese nur begrenzt konsolidiert. Und daher sind sie charttechnisch überkauft.

DAX mit weit überdurchschnittlichem Kursanstieg

Grundsätzlich passt diese Kursentwicklung zu der fundamental günstigen Bewertung des deutschen (und europäischen) Aktienmarktes, auf die ich vorgestern erst erneut aufmerksam gemacht habe. Und ich sehe daher auch weiteres Kurspotential. Doch der Kursanstieg sollte eine „gesunde“ Steigung haben. Und diese ist kurzfristig nicht mehr gegeben, also weder seit Jahresbeginn, noch seit Mitte Oktober. Das zeigt auch eine interessante Grafik der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba):

Dies ist auch vor dem Hintergrund bedenklich, dass nun die Berichtssaison zum 4. Quartal 2022 langsam Fahrt aufnimmt und man hier durchaus mit Enttäuschungen rechnen sollte.

Berichtssaison: Bei Enttäuschungen drohen heftige Rücksetzer

Denn eine weitere Helaba-Grafik zeigt, dass die DAX-Unternehmen die gestiegenen Preise nicht 1:1 an die Verbraucher weiterreichen konnten, da die Gewinnmargen gesunken sind.

Dennoch sind die Gewinnschätzungen stabil geblieben.

Und das gilt nicht nur für Deutschland, wie die folgende Grafik der Berenberg-Bank zeigt:


(Quelle: Berenberg Bank)

Die Grafik zeigt allerdings auch, dass die Gewinnerwartungen auf Sicht von 3 Monaten überwiegend nach unten korrigiert wurden, wenn auch zum Großteil nur sehr moderat. Und das erwartete Gewinnwachstum ist nicht gerade berauschend. Laut der folgenden Grafik werden die Gewinne in Deutschland 2023 sogar sinken.


(Quelle: Berenberg Bank)

Und in den USA soll das prozentuale Wachstum lediglich im mittleren einstelligen Bereich liegen. Ob vor diesem Hintergrund ein Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 17 für den S&P 500 (siehe Börse-Intern vom Mitwoch) angemessen ist, stelle ich in Frage.

Logitech und Ubisoft sind mahnende Beispiele

Letztlich kommt es in den kommenden Tagen und Wochen aber wie üblich darauf an, ob die Erwartungen erfüllt werden oder nicht. Ist dies der Fall, hat der DAX weiteres Kurspotential. Denn zwischen der Kursentwicklung und den Gewinnschätzungen klafft eine Lücke (siehe dritte Grafik oben). Werden die Erwartungen aber enttäuscht, sind Rücksetzer vorprogrammiert. Dabei gilt: Je stärker die Kurse kurzfristig gestiegen sind, desto heftiger könnte der Rücksetzer ausfallen.
Was passiert, wenn die Erwartungen nicht erfüllt werden, haben heute zum Beispiel die Aktien von Logitech und Ubisoft gezeigt. Beide sind um mehr als 20 % eingebrochen.

Das ist ein ganz typisches Spiel an den Börsen, ebenso wie das Treiben bei den Gewinnerwartungen. Diese werden vor Beginn der Gewinnsaison von den Analysten regelmäßig nach unten geschraubt, und dann von den meisten Unternehmen geschlagen. So auch dieses Mal? Das werden wir in den kommenden Tagen sehen. Ich habe gestern jedenfalls noch einmal Schäfchen ins Trockene gebracht, also Trades beendet. Nach einem Rücksetzer werde ich diese dann zu günstigeren Kursen zurück ins Depot holen…

Ich wünsche Ihnen viel Erfolg an der Börse
Ihr
Sven Weisenhaus

(Quelle: www.stockstreet.de)

@ ad-hoc-news.de | 13.01.23 09:02 Uhr