Aktienmärkte, Anleger

Auch europäische und deutsche Unternehmen mit Verlusten

Auch europäische und deutsche Unternehmen mit Verlusten
von Sven Weisenhaus

Die Aktien in den USA sind trotz rückläufiger Gewinne immer noch deutlich höher bewertet als europäische Werte (siehe „S&P 500: Die Gewinnentwicklung passt weiterhin nicht zur Bewertung“). Dafür gibt es eine Reihe von Gründen, so zum Beispiel einen Krieg auf europäischem Boden, der seit mehr als einem Jahr andauert. Dieser ist sicherlich auch jetzt noch ein Grund für Bewertungsabschläge, auch wenn an den Börsen längst ein Gewöhnungseffekt eingesetzt hat.

Auch europäische Unternehmen kämpfen mit sinkenden Gewinnen

Zudem haben es nicht nur die Unternehmen aus dem S&P 500, sondern auch die aus dem STOXX (Europe) 600 mit sinkenden Gewinnen zu tun. Für das 1. Quartal 2023 melden sie nach bislang vorliegenden Zahlen durchschnittlich einen Gewinnrückgang von 2,6 %, bei 1,8 % höheren Umsätzen.


(Quelle: Refinitiv)

Und für die kommenden Quartale sieht es nicht besser aus. Bis Jahresende werden sogar sinkende Umsätze erwartet. Die Gewinne sollen auch noch im 2. und 3. Quartal rückläufig bleiben. Die gestiegenen Leitzinsen lassen grüßen.


(Quelle: Refinitiv)

Außerdem konnten die Gewinne der STOXX 600-Unternehmen – im Gegensatz zu denen der S&P 500-Firmen – die Erwartungen in der laufenden Berichtssaison bislang nicht schlagen. Stattdessen fallen diese aktuell insgesamt um 4,5 % schlechter aus.


(Quelle: Refinitiv)

Für das Gesamtjahr 2023 erwarten Analysten beim STOXX 600 aktuell einen Umsatzanstieg um 0,4 % und einen Gewinnrückgang um ebenfalls 0,4 %. Vor diesem Hintergrund erscheint das günstigere Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) des STOXX 600 von derzeit 13,4 nicht mehr ganz so günstig, auch wenn es unter dem historischen Durchschnitt von 14,7 liegt. Vielmehr ist der derzeitige Bewertungsabschlag einerseits, wie oben bereits erwähnt, durch den Ukraine-Krieg, und andererseits durch die sinkenden Gewinne im laufenden Jahr gerechtfertigt.

Übrigens: Für die deutschen Unternehmen aus dem STOXX 600 sieht es sogar noch schlechter aus, sogar wesentlich. Deren Gewinne sollen im 1. Quartal 2023 um satte 16,2 % gesunken sein. Damit steht Deutschland auf dem drittletzten Platz der STOXX 600-Staaten.


(Quelle: Refinitiv)

Und so erklärt es sich, warum ich nicht nur bei US-Aktien das Aufwärtspotential für begrenzt halte, sondern auch bei europäischen (und deutschen Werten) zumindest eine Konsolidierung erwarte.

STOXX 600 prallt von Mittellinie ab

Und diese bietet sich aus charttechnischer Sicht auch gerade an. Denn der STOXX 600 hatte kürzlich exakt die Mittellinie bei 469,94 Punkten erreicht. Und er ist in zwei Anläufen an dieser Marke gescheitert. Aus Sicht der Target-Trend-Methode war dies zu erwarten, da Mittellinien als Widerstände gelten, wenn sie von unten angelaufen werden.

Ein Rücksetzer zur Rechteckgrenze bei 455,33 Punkten erscheint damit wahrscheinlich. Und wenn diese Marke gebrochen wird, ist auch ein erneutes Anlaufen der Mittellinie bei 440,72 Zählern realistisch.

Sollten die Bullen hingegen einen erneuten Angriff auf die 469,94er Mittellinie starten, so könnte der Sprung über diese Hürde doch noch gelingen. Allerdings rechne ich selbst dann mit einer baldigen Konsolidierung. Denn diese ist auch aus saisonaler Sicht zu erwarten, da sich in US-Vorwahljahren mit dem April die starke Phase zum Ende neigt und die Kurse in der zweiten Jahreshälfte regelmäßig durch eine Seitwärtstendenz geprägt sind (siehe „Nach einem starken April wird es wieder schwer für Aktien“).

Ich wünsche jedenfalls weiterhin viel Erfolg an der Börse
Ihr
Sven Weisenhaus

(Quelle: www.stockstreet.de)

@ ad-hoc-news.de | 28.04.23 09:02 Uhr