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S&P 500: Zwischen Euphorie und Korrektur

Bislang läuft beim Jahresauftakt des S&P 500 wirklich alles rund. Innerhalb der ersten neun Handelstage schaffte er es bereits acht Mal einen Tagesgewinn zu erreichen und ließ nur einen einzigen kleinen Rücksetzer zu (siehe folgender Chart). So kletterte der Kurs nun schon um fast 5% nach oben.

S&P 500 - kurzfristige Chartanalyse

Vor allem vor dem Hintergrund der starken Performance im letzten Jahr, ist diese Serie durchaus außergewöhnlich. Wie wir bereits berichteten, erlitt der US-Index auch in 2017 kaum nennenswerte Verluste und verlief nahezu wie am Schnürchen gezogen mit einer Steigerung von insgesamt 19 % - inklusive Dividenden sogar 22 %.

Der Anstieg des S&P 500 erfolgte damit doppelt so schnell wie die Gewinne der Unternehmen, sodass allein durch die Kursgewinne am Jahresstart bereits mehr als die Hälfte des von den Analysten erwarteten Jahresgewinns eingefahren wurde (siehe gestrige Börse-Intern). Deshalb dürften zukünftige Kurssteigerungen in 2018 deutlich langsamer ablaufen und, wie bereits wiederholt geschrieben, auch mal durch heftige Rücksetzer unterbrochen werden.

Interessante Chartkonstellation des S&P 500 kollidiert mit der Bilanzsaison

Ein passender Zeitpunkt für einen Rücksetzer ist gerade jetzt gekommen. Denn der US-Index ist im Zuge seines immer stärker anziehenden Aufwärtstrend (grün im Chart oben und im folgenden Chart) inzwischen an einer wichtigen Wegmarke angelangt (siehe roter Pfeil):

S&P 500 - mittelfristige Chartanalyse

Derzeit versuchen die Bullen sogar aus dem seit 2016 gültigen bzw. dem seit November 2016 beschleunigten Aufwärtstrendkanal nach oben auszubrechen. Sollte dieser Ausbruch erfolgreich sein, hätten wir die nächste Stufe der Übertreibung erreicht. Wählt man einen größeren Chartausschnitt, wird die Übertreibung sogar noch deutlicher.

S&P 500 - langfristige Chartanalyse

Und wenn sogar schwache Unternehmenszahlen die jeweiligen Aktienkurse in den kommenden Tagen nicht mal mehr belasten können, wäre dies ein weiterer Hinweis auf eine klare Übertreibung. In diesem Fall würden die Anleger quasi blind an ihren Anteilen festhalten, was eigentlich nur in Euphoriephasen passiert.

Euphorie: Ja oder Nein?

Nun ist es aber so, dass Aufwärtstrends eben meist in Zeiten der Euphorie ihr Ende finden. Deshalb ist es ratsam, sich in den nächsten Tagen und Wochen intensiver mit den Ergebnissen der Geschäftsberichte der US-Unternehmen Unternehmen und den jeweiligen Kursreaktionen der dazugehörigen Aktien zu beschäftigen. Vor allem, da die Bilanzsaison mit der interessanten Chartkonstellation des S&P 500 kollidiert.

Wenn die Anleger auf die Unternehmenszahlen verstärkt mit Gewinnmitnahmen reagieren, dürften die Aufwärtstrendkanäle kursbestimmend bleiben und zwischenzeitlich auch deren untere Linien angelaufen werden. Falls wir aber auch trotz schlechter Zahlen weitere Kursgewinne sehen sollten, liegt die Befürchtung nahe, dass wir uns in einer gefährlichen Euphorie befinden.

Fazit

Die wirtschaftlichen Daten, die wir in den vergangenen Tagen bereits thematisiert haben, bilden die perfekte Basis für steigende Aktienkurse. Somit ist auch im Jahr 2018 mit außerordentlichen Unternehmensgewinnen zu rechnen. Bei einer immer dynamischer werdenden Aufwärtsbewegung kann aber niemand voraussagen, wie lange diese Übertreibung noch anhält und die Kurse weiter nach oben gezogen werden. Diejenigen, die auf spekulative Geschäfte stehen, können also sicherlich noch auf höhere Notierungen setzen.

Im Hintergrund des saisonalen Verlaufs in Zwischenwahljahren und des Charts des S&P 500 oben (der Kurs steht an wichtigen Widerstandslinien) könnten die US-Indizes schon Ende des laufenden Monats tiefer liegen als heute. Dementsprechend ist dies für mich definitiv nicht der Zeitpunkt, um neue Long-Positionen am US-Aktienmarkt aufzubauen.

Wenn die US-Indizes jedoch in eine Korrektur übergehen sollten, werde ich die ermäßigten Kurse angesichts der wirtschaftlichen Zukunftsperspektiven für Schnäppchenkäufe ausnutzen. Ich rechne also weiterhin nicht mit einem Ende des übergeordneten Aufwärtstrends, sondern nur mit einer charttechnischen und saisonalen Korrektur.


Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihrer Geldanlage
Ihr
Sven Weisenhaus

 (Quelle: www.stockstreet.de)

@ ad-hoc-news.de | 18.01.18 09:54 Uhr