Aktien, Anleger

Gold und Apple - zwei interessante Chartanalysen

Der DAX fiel gestern weiter und tauchte schon leicht in das alte Gap ein, hat aber die vorgestern beschriebene Aufwärtstrendlinie noch nicht ganz erreicht. Trotzdem scheint sich eine Umkehr anzudeuten. Diese muss aber noch bestätigt werden. Bis das entscheiden ist bleibt Zeit, ein Update über Gold zu schreiben und auch einmal wieder etwas über Apple.

Gold prallt an unterer Trendlinie idealtypisch ab

Sie erinnern sich: Am 27. November 2015 hatte ich Ihnen in der Börse-Intern den Gold-Abwärtstrend vorgestellt und dazu geschrieben: „Aber zuvor gibt es noch eine wichtige Unterstützung, nämlich die untere rote Trendbegrenzung des roten Abwärtstrendkanal. An dieser könnte Gold zuvor noch einmal nach oben drehen.“

Und tatsächlich: Gold hat punktgenau diese untere Linie getestet und startete anschließend den Versuch einer Gegenbewegung (siehe schwarzer Pfeil). Allerdings hat das Edelmetall es bis jetzt noch nicht einmal geschafft, die grüne Abwärtstrendlinie zurückzuerobern. Eigentlich war es nur eine einzelne große weiße Kerze, der aber (bisher) die Anschlusskäufe fehlten.

Hier muss man allerdings aufpassen. Grundsätzlich kann Gold jetzt rein theoretisch auch wieder an die obere Begrenzung laufen, sprich in den Bereich der 1160/70er Marke. Doch wir sahen bei den vergangenen Hochs schon Zeichen der Schwäche. Aus diesem Grund ist bestenfalls ein Anstieg an die obere, grau gestrichelte Linie zu erwarten. Aber bevor ich auf dieses Szenario setzen würde, müsste Gold zumindest die grüne Trendlinie überwinden. Und selbst dann wäre es immer noch ein Trade gegen die übergeordnete Trendrichtung und das verdirbt natürlich das Chance-Risiko-Verhältnis. Zumal sich Gold, wie schon geschrieben, in der Nähe der 1.000-Dollar-Marke befindet, die als psychologisch wichtigste Marke natürlich eine enorme Anziehungskraft auf den Kurs ausübt.

Aber Gold hat sowieso schon viel länger als gedacht gebraucht hat, um überhaupt in die Nähe dieser 1000-Dollar-Marke zu kommen. Wer weiß, vielleicht steigt Gold also doch noch einmal an die grau gestrichelte Trendlinie, bevor dann die untere Begrenzungslinie dieses Abwärtstrendkanals unterhalb der 1.000er Marke erreicht wird. Der interessantere Trade wäre demnach: Wenn Gold diese obere Linie erreicht und hier erste Umkehrsignale ausbildet, wieder auf fallende Kurse zu setzen. Man könnte diesen Trader sehr dicht absichern und an der oberen Trendbegrenzung gegebenenfalls wiederholen.

Apple, eine SKS?

Und dann erhielt ich gleich mehrere Anfragen, ob sich denn bei Apple erneut eine Schulter-Kopf-Schulterformation (SKS) bilden würde. Ich hätte doch damals eine solche bei Apple erkannt.

Sie erinnern sich, ich hatte eine Woche nach dem Hoch im Jahr 2013 vor einem stärkeren Einbruch bei Apple gewarnt, weil sich da diese sehr seltene Formation einer SKS gebildet hatte. Und tatsächlich folgte ein 50-Prozent-Crash.

Ich kann Sie insoweit beruhigen, dieses Mal handelt es sich eindeutig nicht um eine SKS!

Dazu der Chart:

Vom reinen Kursverlauf her erinnert Apple natürlich an eine SKS. Somit sind die Anfragen durchaus berechtigt: Wir haben links eine linke Schulter (LS) und ein Hoch mit drei Köpfen (K). Mehrere Köpfe sind nicht ungewöhnlich für eine SKS. Tatsächlich bildet sich nun auch eine rechte Schulter aus (RS).

Immer auf die Umsätze achten!

Aber: Eine SKS ist nichts ohne die Umsätze. Diese sehen Sie unten im Chart als Balken. Und die Umsätze müssen sich parallel zur linken Schulter und dem Kopf entwickeln, wie hier mit den Halbkreisen angedeutet. An der rechten Schulter sollten sie langsam absinken – das ist mit der abwärts gerichteten Linie dargestellt.

Und sehr schnell fällt auf, dass die Umsätze in der linken Schulter verglichen mit dem Umfeld eben nicht deutlich ansteigen, sondern eher dürftig ausfallen. Auch die Umsätze im Hoch sind alles andere als markant, wie man es bei einem Top erwarten sollte. Sie sind sogar eher auffallend niedrig, mit einem kleinen Ausreißer in der Mitte, der aber bei einer derart langen Kopf-Formation nicht ausreicht, die restlichen auffällig schwachen Umsätze zu kompensieren. An der rechten Schulter stimmen die Umsätze mit den Voraussetzungen eine SKS wieder überein.

Aber diese Umsatzentwicklung ist das viel wichtigere Kriterium der sehr seltenen SKS, da Formationen, die vom Kurs her an eine SKS erinnern, ansonsten sehr häufig vorkommen. Denn nur wenn alle Voraussetzungen einer SKS stimmen hat sie eine Eintrittswahrscheinlichkeit auf das Kursziel von mehr als 90 Prozent (!): Das Kursziel läge, wenn es eine SKS wäre, übrigens bei zunächst ca. 75 Dollar.

Eine einzelne Kerze versaut das Bild

Und noch ein weiterer Punkt würde mich stutzig machen: Der starke Einbruch im August (siehe schwarzer Pfeil). Selbst wenn alle anderen Voraussetzungen erfüllt wären, würde dieser Einbruch das Bild stark beeinträchtigen. Und so würde ich selbst wenn alle anderen Voraussetzungen für eine SKS gegeben wären, in diesem Fall höchstens mit einer Eintrittswahrscheinlichkeit auf das Kursziel von 60 Prozent rechnen.

Fazit: Es handelt sich bei dem Chart von Apple eindeutig NICHT um eine SKS. Das heißt jetzt nicht, dass die Kurse nicht doch auch fallen können. So könnte es noch zu einer zweiten starken Abwärtswelle kommen. Nein, dies bedeutet lediglich, dass die Wahrscheinlichkeit für fallende Kurse nicht extrem hoch ist, sondern vergleichsweise ausgewogen. Denn eine SKS, die keine ist, ist meist eine normale Seitwärtskonsolidierung mit einer leicht (!) höheren Wahrscheinlichkeit für einen Ausbruch nach oben und genau zu dieser passen auch die eher schwachen Umsätze. Das ist alles.

Viele Grüße

Ihr

Jochen Steffens

(Quelle: www.stockstreet.de)

@ ad-hoc-news.de | 10.12.15 10:13 Uhr