Aktien, Anleger

Freuen Sie sich, wenn die Kurse fallen

Gestern und heute, also vor der wichtigen Fed-Sitzung bzw. dem Verfallstag, dürfte nicht mehr viel geschehen. Der DAX ist zwar gestern erneut an den Widerstand bei 10.345 Punkten gelaufen, aber dort erst einmal wieder gescheitert:

Das bestätigt erneut die Relevanz dieser Linie. Doch insgesamt bleibt es bei einer Seitwärtsbewegung. Und selbst wenn heute diese 10.345er Marke nach oben gebrochen wird, wäre das noch kein verlässliches Signal. Die wirklich verlässlichen Signale wird man erst in der kommenden Woche erkennen – wenn auch der Verfallstag hinter uns liegt.

Sofern es nach der Fed-Sitzung doch noch zu einer zweiten Abwärtswelle kommen sollte, darf man übrigens für die verbleibenden Monate des Jahres durchaus wieder bullisher werden. Das hat einen einfachen Grund: Der US-Arbeitsmarkt hat sich weiter erholt und so könnte das Weihnachtsgeschäft in diesem Jahr gut ausfallen. Darauf werden einige spekulieren. Doch dieser Einfluss wird, wie gewohnt, erst im Laufe des Oktobers zu spüren sein.

Im Moment wichtiger ist aber, was die Fed gestern und heute beschließt.

Wenn die Kurse fallen

Sie kennen unsere Strategie für einen langfristigen Einstieg in die Märkte auf Sicht von 10 bis 30 Jahren: Kaufen, wenn die Kurse um 10 bis 20 Prozent einbrechen. Wenn sich der Einbruch fortsetzt, sollte man diese Nachkäufe noch bis zu drei Mal tätigen, allerdings immer mit der gleichen Geldsumme. So hat man die Chance, selbst in einem großen Crash gute Einstiegskurse auf Sicht von mehreren Jahren zu erhalten. Allerdings ist diese Nachkauf-Strategie ausschließlich bei Indizes erlaubt. Einzelunternehmen können zu schnell insolvent werden, besonders, wenn man einen Zeitraum von 10 bis 30 Jahren für seine Investitionen anstrebt. Deswegen sind Aktien für diese Strategie nicht geeignet!

Umdenken

Um dieses Spielprinzip wirklich zu verstehen, muss man lernen, umzudenken. Die meisten Anleger werden sich eher fürchten, wenn sie fallende Kurse sehen, zumindest wenn sie stark investiert sind. Das hängt aber auch damit zusammen, dass mit den fallenden Kursen meist auch die Nachrichtenlage  immer schlechter und beklemmender wird. Hier unterscheiden sich dann die „starken Hände“ (meist institutionelle Anleger) von den „schwachen Händen“ (meist Kleinanleger).

Während sich die schwachen Hände durch die Nachrichten zum Verkauf verführen lassen, steigen die starken Hände genau in solchen Situationen nach und nach ein. Denn diese sehen die Börse aus Sicht eines einfachen Händlers, haben aber auch die Kapazität, Verluste längere Zeit auszusitzen, beziehungsweise bei weiter fallenden Kursen nachzukaufen.

Die Börse aus Sicht eines Händlers

Im Moment kriege ich den DAX für etwas mehr als 10.200 Punkten. Vor wenigen Monaten musste ich noch 12.200 Punkte zahlen. Ich erhalte also zurzeit knapp 20 Prozent Rabatt. Das ist doch ein Grund zur Freude! Doch niemand weiß, wie es weiter geht. Aber selbst wenn der DAX vom aktuellen Kurs noch einmal um 40 Prozent auf 6.000 Punkte fallen sollte, habe ich vom Hoch aus sogar einen Rabatt von 50 Prozent. Super, ein weiterer Grund nachzukaufen. Ich könnte bei so stark fallenden Kursen das, was ich Anfang 2015 für 12.000 Punkte kaufen musste, wenige Monate / Jahre später 50 Prozent billiger erhalten.

Der lange Atem

Eigentlich müsste sich also ein langfristiger Spekulant immer freuen, wenn die Kurse fallen. Sofern er, und das ist der entscheidende und wichtige Punkt bei dieser Sichtweise, noch Geld in der Hinterhand hat, um nachzukaufen!

Und auch hier unterscheiden sich die schwachen Hände von den starken. Da die schwachen Hände meist erst einsteigen, wenn die Börsen schon weit gestiegen sind, sie also scheinbar sicher sind, sind diese an entscheidenden Hochs oft komplett investiert. Während die starken Hände, die kaufen, wenn die Kurse crashartig fallen, bei stark steigenden Kursen bereits wieder anfangen nach und nach auszusteigen.

Im Prinzip muss man sich also immer fragen, was werden die starken Hände gerade tun. Wer verkauft aktuell eher, wer kauft. Und dann noch fallende Kurse als eine Art Schlussverkauf betrachten, bei dem man zuweilen einen längeren Atem braucht, um wieder im Gewinn zu sein. Und, man sollte auch als langfristiger Anleger selbst in einem Crash nie voll in Aktien investiert sein, um immer noch Geld in der Hinterhand zu haben, falls es doch noch schlechter wird.

Kurzfristige Trader profitieren auch von fallenden Kursen

Aber auch für kurzfristige Trader sind fallende Kurse gut. Und zwar nicht, weil sie auf fallende Kurse setzen können. Nein, auch aus einem anderen Grund: Wir haben Anfang des Jahres nur noch Fahnenstangen in den Charts gesehen. Da möchte man mit etwas Erfahrung nicht mehr reinkaufen. Auf der anderen Seite tradet man auch nicht gegen solche starken Trends. So fehlten die Einstiegssignale mit einem guten Chance/Risiko Verhältnis. Und das ist ohne Frage auch ein Grund, warum 2015 bisher ein so schwieriges Jahr ist.

Jetzt langsam werden einige Aktien wieder attraktiv. Besser wäre aber noch ein weiterer Rutsch, dann gäbe es wieder viele interessante Einstiegsmöglichkeiten.

Viele Grüße

Jochen Steffens

(Quelle: www.stockstreet.de)

@ ad-hoc-news.de | 17.09.15 10:12 Uhr