Aktien, Anleger

Die 200-Tage-Linie wurde verletzt, und jetzt?

Vorgestern und gestern las man vermehrt im Netz, dass beim DAX die 200-Tage-Linie verletzt wurde. Das wird als starkes Warnsignal aufgefasst, insbesondere dann, wenn diese Linie nachhaltig nach unten gebrochen wird.

Mythos 200-Tage-Linie

Die 200-Tage-Linie ist zu einem Mythos geworden. So wird sie vielfach als perfekter Indikator gepriesen. Sie soll helfen, am Anfang eines Trends frühzeitig dabei zu sein, diesem Trend zu folgen und natürlich bei seinem Ende auszusteigen.

Im Moment ist sie wieder in Mode und das hat einen klaren Grund:

 

Sie sehen hier die Aufwärtsbewegung des DAX seit 2012. In diesem starken Trend hat die 200-Tage-Linie nahezu perfekt funktioniert. Die Kurse liefern in den Konsolidierungen immer wieder bis an diese Linie und drehten dort (schwarze Pfeile). Im Juli 2014 wurde diese Linie durchbrochen und damit startete auch eine größere Konsolidierung (siehe roten Pfeil).  Auch im Juli dieses Jahres wurde diese Linie perfekt getestet, aber nun kämpft der Kurs eben mit dieser Linie. Ist das das entscheidende Warnsignal?

Dazu eine andere Rally des DAX, die von 2009 bis 2012:

Hier gab es schon deutlich mehr Fehlsignale, ein eher unbefriedigendes Ergebnis.

Aber gut, wenn man sich starke Trends anschaut, erkennt man immer wieder, dass die 200-Tage-Linie eine gewisse Rolle spielt, zumindest oft den Trendverlauf auf der Unterseite gut unterstützt, wenn auch oft mit Fehlsignalen. Das allein lässt schon viele Anleger auf diese Linie schauen. Ich will das auch gar nicht in Abrede stellen, als ein Hilfsmittel von vielen ist das sicherlich eine Betrachtung wert, nur eben überbewerten sollte man diese Linie keinesfalls.

Das eigentliche Problem liegt aber woanders: Bei starken Trends ist die 200-Tage-Linie durchaus interessant, in Seitwärtsbewegungen versagt sie jedoch völlig.

Die Seitwärtsbewegung: der Tod der 200-Tage-Linie

Dazu die vierjährige Seitwärtsbewegung im Nikkei zwischen 2009 und 2013:

 

In so einem Umfeld können Sie die 200-Tage-Linie schlichtweg vergessen. Hier ergeben sich keine zuverlässigen Signale, stattdessen würden sich größere Verluste anhäufen, wenn man mit der 200-Tage-Linie tradet.

Das alte Problem der Indikatoren

Und damit sind wir wieder bei dem altbekannten Problem vieler Indikatoren. Sie funktionieren nur dann gut, wenn man weiß, ob man sich in einer großen Rally oder einer großen Seitwärtsbewegung befindet. Wenn man das jedoch weiß, braucht man aber eigentlich keine Indikatoren mehr. Wirklich gut sieht die 200-Tage-Linie oft erst im Nachhinein aus, doch das hilft nicht.

Fazit:

Wir wissen nicht, ob es sich beim dem möglichen Unterschreiten der 200-Tage-Linie im DAX tatsächlich um ein Verkaufssignal handeln wird oder nicht. Es kann sein, dass das Unterschreiten dieser Linie lediglich anzeigt, dass der DAX zunächst in einen schwächeren Trend oder eine Seitwärtsbewegung übergeht. Es kann auch sein, dass dieses Signal zu einem Fehlsignal wird.

Tatsächlich ist die Zuverlässigkeit dieses Signal zu niedrig, um allein daraus entsprechende Handelsaktionen abzuleiten. Sie ergeben meist nur Sinn, wenn sie in einen größeren Kontext passen und diesen damit bestätigen.

Viele Grüße

Ihr

Jochen Steffens

(Quelle: www.stockstreet.de)

@ ad-hoc-news.de | 19.08.15 09:40 Uhr