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Der DAX unter der Lupe

Beim deutschen Leitindex herrscht derzeit Flaute. Von dynamischen Kursbewegungen kann gar nicht erst die Rede sein. Wirft man einen Blick auf die bekannten Charts aus den vorangegangenen Analysen, fällt er schwer überhaupt eine substanzielle Veränderung festzustellen.

DAX schafft es noch nicht in die Broadening-Formation

Zwar war es dem DAX möglich die Mittellinie bei 12.235 Punkten zu durchbrechen, aber bis zur Rechteckgrenze bei 12.590 Punkten fehlt noch ein ganzes Stück.

DAX - Target-Trend-Analyse

Um von einem möglichen Ende der Korrektur sprechen zu können, sollte der DAX sogar zu der  alten Broadening-Formation (gelbe Linien im ersten Chart oben) zurückkehren. Dafür wird er aber zunächst die 12.590er Rechteckgrenze überwinden müssen, womit alles bleibt wie gehabt.

DAX steckt in einer Seitwärtsbewegung fest

Gleiches lässt sich auch über den kurzfristigen (folgenden) Stundenchart sagen. Denn dieser zeigt ganz deutlich, dass der DAX nach wie vor in einer Seitwärtstendenz festhängt (gelbes Rechteck).

DAX - Seitwärtstendenz

Im Zuge der Seitwärtsbewegung wurde zwar der Widerstand bei 12.275 Punkten (rote Linie) gebrochen, jedoch scheiterte die Wiedereroberung des gebrochenen Aufwärtstrends (grün) und die Kurse drehten jeweils wieder nach unten ab (rote Pfeile). Also auch hier alles wie gehabt.

Trendbruch bleibt wirkungslos

Das möglicherweise Interessante ist, dass der DAX gestern im Tagesverlauf unter die Aufwärtstrendlinie der aktuellen Erholungsbewegung (grüne Linie im folgenden Chart) gerutscht ist. Dabei bildete diese zusammen mit einer aufsteigenden Widerstandslinie (rot) eine mögliche bearishe Keilformation (Bear-Keil).

DAX - Bruch des kurzfristigen Aufwärtstrends

Im „Target-Trend-Spezial“ hatten wir unsere Leser aber bereits darüber informiert, dass sich der DAX zu weit in die Spitze des vermeintlichen Bearr-Keils bewegt, womit seine bearishe Wirkung verloren ging. Und so führte der gestrige Ausbruch am Ende auch zu keinen bedeutsamen Kursverlusten und es handelte sich dann doch nur um ein Non-Event.

Dynamische Kursbewegungen im 1-Minuten-Chart

So sucht man aktuell vergeblich im Tages-, Stunden- und 5-Minuten-Chart des DAX nach interessanten Kursbewegungen. Deshalb nehmen wir doch einfach mal die „Lupe“ und schauen mit einem Blick auf den 1-Minuten-Chart noch genauer hin. Und tatsächlich lässt sich hier eine interessante Kursbewegung aufspüren. Denn gestern gab es zwischen 13:30 Uhr und 13:50 Uhr (MEZ) ein relativ wildes Auf und Ab. Doch was ist hier passiert?

DAX - heutige Reaktionen auf Marktereignisse

Nun, um 13:30 Uhr (MEZ) kam es zur Veröffentlichung der aktuellen Inflationsdaten aus den USA für den Monat Februar. Und vielleicht erinnern Sie sich noch, dass vor einigen Tagen bzw. Wochen noch das Zinsgespenst sein Unwesen trieb. Wegen diesem wurden diese Daten natürlich heiß erwartet.

Inflationsgespenst zieht sich zurück

Für eine Überraschung sorgten sie aber am Ende nicht. Stattdessen wurden die Erwartungen genau erfüllt. So stiegen die Verbraucherpreise zum Vormonat um 0,2 % und auf Jahressicht um 2,2 % an. Wenn man für die Kernrate die schwankungsanfälligen Energie- und Nahrungsmittelpreise ausklammert, lagen die Preisanstiege bei ebenfalls 0,2 % bzw. 1,8 %. Somit verharrte die Jahresteuerung der Kernrate im Vergleich zum Vormonat, während die Gesamtteuerung von 2,1 % moderat zunahm. Ein erhöhter Inflationsdruck ist durch die neuen Zahlen also nicht entstanden.

Zudem bestätigten sie den Eindruck aus dem US-Arbeitsmarktbericht vom vergangenen Freitag: Denn trotz eines sehr starken Stellenaufbaus ist der Lohnzuwachs gering. So lag der Aufbau neuer Stellen im Februar mit 313.000 deutlich über der Markterwartung von 200.000. Das führte zum stärksten Zuwachs seit mehr als anderthalb Jahren (siehe folgende Grafik). Gleichzeitig revidierte man das Plus der beiden Vormonatswerte um insgesamt 54.000 Stellen nach oben.

neu geschaffene Stellen in den USA

Zu einer Senkung der Arbeitslosenquote, die mit 4,1 %  auf dem Vormonatsniveau liegt (siehe folgende Grafik), führte dieser starke Beschäftigungsaufbau aber nicht. Der Grund dafür ist, dass die kräftige Arbeitsnachfrage der Unternehmen  viele Personen zurück auf den Arbeitsmarkt holt.

Arbeitslosenquote in den USA

Die durchschnittlichen Stundenlöhne stiegen im Februar zum Vormonat nur um 0,1 % , nachdem sie im Januar noch um 0,3 % nach oben kletterten. Die Jahresrate verringerte sich auf 2,6 % und wurde im Januar von bisher 2,9 % auf 2,8 % nach unten angepasst. Insgesamt zeigt uns der Arbeitsmarktbericht also weiterhin, dass die US-Wirtschaft floriert und das ohne stärker werdenden Inflationsdruck.

Anfang Februar nahm man den relativ hohen Anstieg der Löhne im Januar als Grund für den scharfen Kursrutsch. Und das ist auch die Erklärung dafür, warum die Inflationsdaten von gestern diesen kleinen Kurshüpfer im 1-Minuten-Chart verursachten. Denn das Zinsgespenst hat sich damit vorerst aus dem Markt verabschiedet.. Zwar sprechen die Daten für eine Zinsanhebung auf der kommenden Fed-Sitzung am 21. März. Aber für einen vierten Zinsschritt in diesem Jahr reichen sie noch nicht.

Personalkarussell im Weißen Haus geht weiter

Nun ist die Frage noch offen, wieso die Kurse nach dem Hüpfer ab 13:43 Uhr so deutlich zurückgekommen sind. Die Antwort dafür lässt sich tatsächlich auf Twitter finden. Denn Trump hatte dort zu diesem Zeitpunkt veröffentlicht, dass der bisherige CIA-Chef Mike Pompeo seinen Außenminister Rex Tillerson ersetzen wird. Doch weder das unaufhörlich drehende Personalkarussell im Weißen Haus noch die Inflationsdaten sorgten für Kursbewegungen, die auch ohne zur Hilfenahme einer „Lupe“ sichtbar wären und größere Konsequenten hätten.

Fazit

Mein Fazit für heute lautet also: Alles bleibt wie gehabt. Das gilt sowohl für die Situation des DAX, die Zinserwartungen an die US-Notenbank und den positiven Wachstumstrend der US-Wirtschaft. Selbst der erneute Personalwechsel im Weißen Haus konnte daran nicht wirklich was ändern.

Für die Märkte sind diese Entwicklungen durchaus als positiv zu betrachten. Denn durch sie wird die Zukunft berechenbarer und die Unsicherheiten der jüngeren Vergangenheit scheinen kleiner zu werden. Und genau das mögen die Aktienmärkte.

Somit deutet vieles darauf hin, dass die Aktienkurse weiterhin auf hohem Niveau bleiben können (Stichwort: "Breite Seitwärtsbewegung auf hohem Niveau"). Die bestehenden Aktienpositionen können also weiterhin gehalten werden.


Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihrer Geldanlage
Ihr
Sven Weisenhaus

 (Quelle: www.stockstreet.de)

@ ad-hoc-news.de | 14.03.18 10:56 Uhr