Aktien, Europa

Aktien: „Europas Outperformance hat gerade erst begonnen“

Auch wenn die Turbulenzen der letzten Tag gefühlt etwas anderes vermuten lassen: Seit Jahresbeginn verzeichnen Europas Aktienmärkte im globalen Vergleich die beste Wertentwicklung, nach Japan. Die Berichtssaison für das erste Halbjahr läuft auf Hochtouren. Wir haben dies zum Anlass genommen, um die Situation in Europa einmal näher zu beleuchten.

Bisher sind die Ergebnisse der europäischen Unternehmen im Allgemeinen besser ausgefallen als erwartet, wobei die Gewinne annualisiert um 8 Prozent gestiegen sind. Dabei muss man aber unterstreichen, dass die Markterwartungen niedrig sind. Der Konsens geht für das Gesamtjahr 2015 von einem Anstieg der Gewinne pro Aktie im MSCI Europe um lediglich 1,5 Prozent aus, nach einem schwachen Wachstum von 1,4 Prozent im Jahr 2014. Die Analysten scheinen die wirtschaftliche Erholung noch nicht zu berücksichtigen, die immer mehr zu Tage tritt, sowie die positiven Auswirkungen der fallenden Rohstoffpreise und der Euro-Abwertung.

Dynamische Erholung der europäischen Wirtschaft

Der wichtigste Aspekt, der sich aus den bisher veröffentlichten Unternehmensergebnissen ergibt, ist die Tatsache, dass die wirtschaftliche Erholung in Europa insgesamt dynamischer verläuft als in den USA oder in Asien. Als Beispiele lassen sich hier nennen: Der schwedische Industriekonzern Atlas Copco verzeichnete einen Anstieg der Auftragseingänge aus Europa um 10 Prozent gegenüber nur 2 Prozent aus Nordamerika und einem Minus von 2 Prozent aus Asien. Auch beim finnischen Kranhersteller Konecranes ist ein Anstieg der Aufträge von europäischen Industriekunden zu beobachten. Im Automobilsektor gab Daimler einen Anstieg der LKW Bestellungen in Westeuropa um 21 Prozent bekannt, gegenüber einer Stagnation in Nordamerika und einem Rückgang von 5 Prozent in Asien. Derweil verzeichnete das britische Industrieunternehmen Morgan Advanced Materials, das im Portfolio unseres paneuropäischen Small- und Midcap-Fonds Métropole Avenir enthalten ist, einen Umsatzanstieg um 4,7 Prozent in Europa, um 2,5 Prozent in den USA und lediglich 0,6 Prozent in Asien.

 Deutlicher Anstieg der Rentabilität

 Die Beschleunigung der Aktivität in Europa hat dank eines operativen Hebels und verschiedener, während der Krise getroffener Restrukturierungsmaßnahmen zu einem deutlichen Anstieg der Rentabilität geführt. So konnte Morgan Advanced Materials seine operative Marge in Europa um 110 Basispunkte steigern. Auf Konzernebene ist die operative Marge wieder auf ihren Höchststand von 2008 gestiegen, während die Aktivität immer noch 18 Prozent darunter liegt.

Die Abwertung des Euro und der Rückgang der Rohstoffpreise sind zwei weitere wichtige Faktoren, von denen die Unternehmen profitieren. So ist das operative Ergebnis des französischen Reifenherstellers Michelin infolge des Rückgangs der Rohstoffpreise um 600 Mio. EUR ansteigen. Dies entspricht 3 Margen-Punkten. Der Zementhersteller HeidelbergCement hat unterdessen berechnet, dass die EBITDA-Marge des Unternehmens aufgrund von Währungseffekten im ersten Halbjahr um 1,5 Punkte höher ausgefallen ist.

Schließlich dürften die geldpolitischen Lockerungsmaßnahmen der Europäischen Zentralbank, die verhältnismäßig spät, im letzten Januar, umgesetzt wurden, die wirtschaftliche Erholung begünstigen, wenngleich die Folgen schwer abzuschätzen sind. Diese Maßnahmen und ein stabilerer Regulierungsrahmen für Banken führen zu einer deutlichen Verbesserung der Kreditbedingungen.

In Bezug auf die Unternehmensbewertungen ist festzustellen, dass die Konjunkturerholung in Europa und das Ertragspotenzial der europäischen Unternehmen immer noch unterschätzt werden. Die Outperformance der europäischen Aktienmärkte hat zweifelsohne gerade erst begonnen.

 

 

@ ad-hoc-news.de | 21.08.15 11:40 Uhr