Deutschland, USA

Vor 25 Jahren wurde das Römische Statut als Grundlage für den Internationalen Strafgerichtshof angenommen.

17.07.2023 - 05:19:50

Baerbock: Niemand darf bei Angriffskrieg straflos bleiben. Zum Jubiläum kommt Außenministerin Baerbock nach New York. Erneut steht Russland im Mittelpunkt.

Außenministerin Annalena Baerbock setzt auf eine Reform des Völkerrechts, damit Urheber eines Angriffskriegs wie der russische Präsident Wladimir Putin zur Rechenschaft gezogen werden können.

«Niemand darf im 21. Jahrhundert einen Angriffskrieg führen und straflos bleiben», forderte die Grünen-Politikerin vor einer Reise nach New York. Dort will sie bei den Vereinten Nationen (UN) an einem Festakt zum 25. Jahrestag der Gründung des Internationalen Strafgerichtshofs (IStGH) teilnehmen. Zudem sind eine Rede im UN-Sicherheitsrat und ein Treffen mit dem Präsidenten des Jüdischen Weltkongresses, Ronald Lauder, geplant.

Hoffnung, dass Leid nicht ungestraft bleibt

«In den Augen der Täter ist der IStGH schon jetzt ein scharfes Schwert», sagte Baerbock. In den Augen der Opfer sei er die Hoffnung darauf, dass ihr Leid nicht ungestraft bleibe. «Deshalb schmerzt eine Lücke in der Strafverfolgung besonders», so die Ministerin. Bei Verbrechen der Aggression gegen «das kostbarste Gut, das wir haben: unseren Frieden» seien die Hürden für eine Strafverfolgung noch zu hoch. Das Völkerrecht müsse den «Realitäten im 21. Jahrhundert gerecht» werden. Die Ministerin wird von der deutschen Richterkandidatin für den Gerichtshof, Ute Hohoff, begleitet.

Baerbock hatte schon im Januar bei einem Besuch am Sitz des Gerichts im niederländischen Den Haag vorgeschlagen, dessen rechtliche Grundlagen - das Römische Statut - so zu ändern, dass auch der Tatbestand des Angriffskriegs uneingeschränkt verfolgt werden kann. So soll es ausreichen, wenn der Opferstaat einer Aggression unter die Jurisdiktion des Gerichtshofes fällt. Derzeit kann nur der UN-Sicherheitsrat den Fall dem Gericht übertragen, da weder Russland noch die Ukraine Vertragspartner sind. Als Ständiges Mitglied hat Russland im Sicherheitsrat ein Vetorecht.

Die für eine Reform der Römischen Verträge notwendige Mehrheit ist nicht absehbar. So gibt es derzeit weder in den EU-Staaten noch bei den afrikanischen Mitgliedern eine einheitliche Meinung.

Kommt Sondertribunal für Russlands Aggressionsverbrechen?

Baerbock unterstützt auch den Vorschlag, die russische Führungsriege per Sondertribunal für den Angriffskrieg gegen die Ukraine zur Rechenschaft zu ziehen. Ein solches Tribunal soll auf ukrainischem Recht basieren.

Internationale Elemente könnten ein Standort im Ausland, internationale Richter und Ankläger sowie eine unterstützende Resolution der UN-Generalversammlung sein. Die deutsche Position teilen nach Angaben der Bundesregierung die übrigen G7-Staaten sowie zahlreiche EU-Mitglieder. Zur G7-Runde der wirtschaftsstarken Demokratien gehören auch Frankreich, Italien, Japan, Kanada, die USA und Großbritannien.

Baerbock: Verschleppung ukrainischer Kinder Barbarei

Baerbock kritisierte zudem: «Die Barbarei des russischen Krieges zeigt sich vor allem in dem Schicksal der vielen tausend Kinder, die aus der Ukraine nach Russland verschleppt wurden.» Ihnen nehme Russland nicht nur die Kindheit, sondern auch Zukunft und Identität. Nach ukrainischen Angaben wurden annähernd 20.000 Kinder durch russische Behörden deportiert.

Der IStGH hatte deshalb Mitte März Haftbefehle gegen Putin und die russische Kinderrechtsbeauftragte Maria Lwowa-Belowa wegen Kriegsverbrechen ausgestellt. Mit Spannung wird ein Gipfel der Brics-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika) vom 22. bis 24. August in Südafrika erwartet. Falls Putin anreist, könnte er verhaftet werden.

Der IStGH leitete kurz nach Beginn des russischen Angriffskriegs im Februar vergangenen Jahres Ermittlungen zu Kriegsverbrechen in der Ukraine ein. Chefankläger Karim Khan schickte die größte Gruppe an Ermittlern ins Kriegsgebiet, die der Gerichtshof je entsandt hat. Außerdem wurde ein eigenes Büro in Kiew eröffnet.

@ dpa.de

Weitere Meldungen

US-Regierung soll überarbeiteten Ukraine-Friedensplan prüfen Die erste Fassung des Friedensplans der US-Regierung stieß in Kiew und bei den Verbündeten auf Ablehnung. (Ausland, 09.12.2025 - 04:46) weiterlesen...

DFB-Elf startet gegen die Schweiz ins WM-Jahr. Welche Kontrahenten vor dem Turnier auf Julian Nagelsmann noch warten und was zum Vorbereitungsplan schon bekannt ist. Die Schweiz ist der erste Gegner der Nationalmannschaft im WM-Jahr. (Sport, 08.12.2025 - 15:16) weiterlesen...

«In die Sonne schauen» nicht im Golden-Globe-Rennen. Aber bei den Golden Globes verpasst der Film der Berliner Regisseurin Mascha Schilinski nun eine Nominierung. Deutschland schickt das Drama «In die Sonne schauen» ins Oscar-Rennen. (Unterhaltung, 08.12.2025 - 14:33) weiterlesen...

Chinas Exporte nach überraschendem Minus deutlich gestiegen. Für Peking dürfte das eine gute Nachricht sein. Doch in Deutschland und der EU könnte sie für Bedenken sorgen. Nach einem unerwarteten Rückgang legen Chinas Ausfuhren wieder deutlich zu. (Wirtschaft, 08.12.2025 - 06:49) weiterlesen...

Chinas Exporte ziehen wieder deutlich an. Nach einem Treffen der Präsidenten Chinas und der USA legen sie wieder deutlich zu - mit einer großen und wichtigen Ausnahme. Im Oktober fielen die chinesischen Außenhandelsdaten überraschend mau aus. (Wirtschaft, 08.12.2025 - 05:19) weiterlesen...

Trump: Nicht sicher, ob Selenskyj Friedensplan gutheißt. Die USA spielen dabei eine Hauptrolle. Nun äußert sich Präsident Trump «ein wenig enttäuscht» über eine Schlüsselfigur. Die Bemühungen um ein Ende des Ukraine-Krieges laufen aktuell auf Hochtouren. (Ausland, 08.12.2025 - 02:02) weiterlesen...