USA, Militär

Seit dem Sommer patrouilliert die Nationalgarde durch die US-Hauptstadt - auf Befehl von Präsident Trump.

27.11.2025 - 03:15:25

Schüsse auf zwei Soldaten der Nationalgarde in Washington. Jetzt fallen Schüsse, zwei Soldaten werden schwer verletzt. Schnell gibt es Schuldzuweisungen.

  • Laut Behörden befinden sich die angeschossenen Nationalgardisten in einem kritischen Zustand.  - Foto: Mark Schiefelbein/AP/dpa

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  • Über das Motiv des Schützen war zunächst nichts bekannt.  - Foto: Franziska Spiecker/dpa

    Franziska Spiecker/dpa

Laut Behörden befinden sich die angeschossenen Nationalgardisten in einem kritischen Zustand.  - Foto: Mark Schiefelbein/AP/dpaÜber das Motiv des Schützen war zunächst nichts bekannt.  - Foto: Franziska Spiecker/dpa

Ein Schütze hat in Washington der Nähe des Weißen Hauses das Feuer auf zwei Nationalgardisten eröffnet und sie dabei nach Behördenangaben lebensgefährlich verletzt. Im aufgeladenen politischen Klima der US-Hauptstadt entbrannte rasch eine Debatte darüber, wer die politische Verantwortung für den Vorfall trägt. US-Präsident Donald Trump ordnete die Entsendung von rund 500 weiteren Soldatinnen und Soldaten der Nationalgarde an. 

Der Fall erschütterte das Land unmittelbar vor dem wichtigen Feiertag Thanksgiving, dem heutigen Erntedankfest. Die Schüsse fielen am Mittwochnachmittag (Ortszeit) vor einer U-Bahnhaltestelle mitten im Zentrum der Hauptstadt. Bürgermeisterin Muriel Bowser sprach bei einer Pressekonferenz von einem gezielten Angriff. Das Motiv blieb zunächst unklar. Übereinstimmenden US-Medienberichten zufolge soll es sich bei dem mutmaßlichen Täter um einen 29 Jahre alten afghanischen Staatsbürger handeln, der sich seit 2021 in den USA aufhält. 

Ein Vertreter der Washingtoner Polizei erläuterte, der Schütze sei in der Nähe der U-Bahnhaltestelle Farragut West um eine Ecke gekommen und habe sofort auf die beiden Nationalgardisten gefeuert. Weitere Mitglieder der Nationalgarde hätten die Schüsse gehört, eingegriffen und den Verdächtigen überwältigt, nachdem dieser zu Boden gegangen sei. Die Polizei sei wenige Augenblicke später eingetroffen. Trump bezeichnete den Schützen auf Truth Social als «Tier» und erklärte, er werde «einen hohen Preis zahlen müssen». 

Behörden: Soldaten in «kritischem Zustand»

Die beiden Nationalgardisten befänden sich in «kritischem Zustand», sagten FBI-Chef Kash Patel und Bowser. Es gab zunächst keine genauen Angaben zur Identität der Opfer. Unbestätigten Medienberichten zufolge handelte es sich um eine Soldatin und einen Soldaten. 

Zuvor hatte es Verwirrung um den Zustand der Opfer gegeben. Der Gouverneur von West Virginia, Patrick Morrisey, erklärte, die beiden seien gestorben. Wenig später schrieb er dann auf der Plattform X, es gebe widersprüchliche Berichte über ihren Zustand. In einer späteren Videobotschaft ging der Republikaner nicht auf seinen ursprünglichen Post über den angeblichen Tod der Soldaten ein. Morrisey zufolge stammen die beiden aus seinem Bundesstaat. 

Die Nationalgarde ist eine militärische Reserveeinheit und Teil der US-Streitkräfte. Sie untersteht in der Regel der Kontrolle der Bundesstaaten und werden etwa bei Naturkatastrophen, Unruhen oder anderen Notlagen eingesetzt. In bestimmten Situationen kann jedoch auch der US-Präsident das Kommando übernehmen. Für die Hauptstadt Washington, die rechtlich kein eigener Bundesstaat ist, gelten Sonderregeln.

2.000 Soldaten patrouillieren in Washington 

Seit dem Sommer sind mehr als 2.000 Nationalgardisten in der Stadt unterwegs. Trump hatte sie im August dorthin beordert und den Einsatz mit angeblich ausufernder Kriminalität begründet. Diese Darstellung ist heftig umstritten - Statistiken stützen sie nicht.

Die Stadt ging juristisch gegen den Einsatz vor. Eine Bundesrichterin erklärte die Mobilisierung der Nationalgarde jüngst für unzulässig und ordnete an, sie zu beenden. Sie setzte ihre Entscheidung jedoch für drei Wochen aus, damit die Trump-Regierung in Berufung gehen kann. Ebenfalls am Mittwoch stellte die Regierung einen Eilantrag, um die Entscheidung der Richterin auszusetzen.

Pentagon soll 500 weitere Soldaten schicken

US-Verteidigungsminister Pete Hegseth, den die Regierung als Kriegsminister bezeichnet, erklärte, er leite die nötigen Schritte für die Entsendung der zusätzlichen Nationalgardisten vor. Er bekräftigte, der im Sommer begonnene Einsatz habe die Stadt sicherer gemacht. Der Angriff werde die «Entschlossenheit» der Regierung «nur noch verstärken», sagte er.

In sozialen Netzwerken kam es unterdessen zu gegenseitigen Schuldzuweisungen. Einige argumentierten, die Nationalgarde hätte gar nicht in Washington stationiert werden dürfen und sei dadurch unnötig gefährdet worden. Andere machten die Rhetorik demokratischer Kongressmitglieder für den Angriff mitverantwortlich. Mehrere Politiker riefen aber auch zu einem friedlichen Miteinander auf. So erklärte etwa der demokratische Senator Jack Reed, es brauche nun «Ruhe, Mitgefühl und Einheit».

Angespannte Stimmung in Washington

Die Stimmung in der Hauptstadt ist seit dem Sommer angespannt. Neben der Nationalgarde kamen auch andere Bundesbehörden zum Einsatz. So nahmen etwa teils vermummte Beamte der Migrationsbehörde ICE bei Razzien in Wohnvierteln Migranten fest; im Netz verbreiteten sich Videos solcher Einsätze, die von vielen als willkürlich empfunden wurden. Es regte sich Protest. 

Die Nationalgarde patrouillierte jedoch - anders als etwa ICE - vor allem an touristischen Orten und leistete Hilfsdienste wie Müllbeseitigung. Touristen machten Selfies mit den Soldaten oder kamen mit ihnen ins Gespräch. Anfangs waren die Nationalgardisten unbewaffnet, später änderte sich das. Es gab Warnungen, dieser Schritt könne die ohnehin angespannte Lage weiter verschärfen.

Der Radiosender NPR berichtete erst vor wenigen Wochen über Gespräche mit Angehörigen der Nationalgarde, die anonym über ihre Zweifel an den Einsätzen in Washington und anderen Städten sprachen. «Ich habe mit der Nationalgarde an zwei humanitären Einsätzen teilgenommen, die großartig waren», sagte einer von ihnen. «Und dann soll ich in Washington Müll aufsammeln und Obdachlose mit vorgehaltener Waffe konfrontieren? Nein, Mann.»

@ dpa.de

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