Kinder

Lock-Down der Schulen wird die Zahl der Bildungsverlierer deutlich erhöhen

18.12.2020 - 10:21:24

Bildungsexperte Klaus Hurrelmann warnt vor den Folgen des Schul-Lock-Downs für Kinder und Jugendliche in prekären Verhältnissen.

Der Verzicht auf Präsenzunterricht wird erneut dazu führen, dass 10 bis 15 Prozent der Schüler nicht mit der Situation zurechtkommen und den Anschluss weiter verlieren werden, beklagt Klaus Hurrelmann von der Hertie School gegenüber dem Nachrichtenportal Watson. Diese Kinder und Jugendlichen brauchen die sozialen Zusammenhänge in der Schule und den direkten Kontakt mit Mitschülern und Lehrern. Sie werden durch die Methoden eines digitalen Unterrichts nicht erreicht und verlieren die äußere Motivation.
Es werden dies diejenigen Schüler sein, die ohnehin ein problematisches Verhalten und Lerndefizite zeigen. Für diese Schüler muss es die Möglichkeit einer Vor-Ort-Betreuung geben. Die Notbetreuung muss sich an den Bedürfnissen der Jugendlichen orientieren, fordert Hurrelmann. Schüler in prekären Verhältnissen dürfen mit ihrer Lage nicht allein gelassen werden. Die angemessene Maßnahme wäre die Einrichtung von Lerngruppen, die auf der Basis von strikten Hygieneordnungen weiter in intensivem Präsenzunterricht an den Bildungseinrichtungen verbleiben. Die Corona-Schließung von Schulen hat die Kluft zwischen Kindern und Jugendlichen aus bildungsfernen Schichten und denen aus soliden Einkommens- und Bildungsschichten deutlich vergrößert. Wir gehen nach aktuellen Forschungen zum Gegenstand davon aus, dass nur etwa 40 Prozent den Übergang in digitale Lernformen nahtlos vollzogen haben. Es handelt sich dabei um Schüler, die von ihren Eltern intensiv und kompetent zu Hause betreut werden können. Hier gibt es Ansprechpartner und die technische Ausstattung, um die Angebote des Fernunterrichts zu nutzen. Für etwa 30 Prozent der Schüler bedeutet der Umstieg eine erhebliche Herausforderung, weil die Kontaktpersonen und das Equipment fehlen. Sie improvisieren und meistern irgendwie schließlich doch die neuen Rahmenbedingungen. Bei den restlichen Kindern und Jugendlichen ist die Schule Lern- und Sozialraum zugleich. Sie verfügen über keine Ansprechpartner zu Hause und es fehlt an den Voraussetzungen, um die Bildungsziele zu erreichen. Hier kommt es zu einem problematischen Wegbrechen der Alltagsroutinen in der Schule, warnt Hurrelmann im Interview mit dem Nachrichtenportal Watson.

 

Redaktion ad-hoc-news.de, NeoMatrix

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