Sonnenuntergang über dem Meer

Kieler Ozeanforscher schlagen künstliche CO2-Speicherung im Meerwasser vor

07.12.2020 - 11:23:58

Zur Abschwächung der Erderwärmung bringen Kieler Forscher die Verwendung von Meerwasser als künstlichem Speicher für Treibhausgase ins Gespräch.

Die Ozeane spielen als CO2-Puffer eine entscheidende Rolle im Klimawandel. Bei einer weiteren Erwärmung der Meere können erhebliche Mengen an Klimagasen freigesetzt werden. Die Fähigkeit von Meerwasser zur CO2-Speicherung wollen nun Forscher des Kieler Geomar Zentrums für Ozeanforschung nutzten, um den Prozess der Erderwärmung abzuschwächen. Das Meerwasser funktioniert jetzt schon als größter Speicher für Klimagase. Wenn es uns gelingt auf technologischem Weg die Aufnahmefähigkeit zu erhöhen, wäre dies ein entscheidender Schritt bei dem versuch die Erderwärmung zu begrenzen, betont Katja Matthes, Direktorin des Geomar Zentrums gegenüber der „Neuen Osnabrücker Zeitung“.
Die Vorgaben sind klar. Wenn wir das Ziel einer maximalen Erwärmung von 1,5 Grad einhalten wollen, müssen wir die Menge an Treibhausgasen in der Atmosphäre deutlich verringern. Eine Reduktion des CO2-Ausstoßes wird allein nicht ausreichen, um dieses Ziel zu erreichen. Wir müssen mithilfe modernster Klimatechnologien in den CO2-Haushalt eingreifen und eine möglichst große Menge aus der Atmosphäre dauerhaft binden. Die größten natürliche Speicher sind die Ozeane. Also liegt es nahe bei einer Lösung hier anzusetzen, erklärt die Meeresforscherin.
Die Fähigkeit von Meerwasser CO2 zu speichern, hängt entscheidend vom pH-Wert des Wassers ab. Es gibt aussichtsreiche Untersuchungen, bei denen die Speicherkapazität von Wasser durch die Zugabe von alkalischen Stoffen deutlich erhöht werden konnte. Diesen Prozess bezeichnen wir in der Ozeanforschung als Alkanisierung. Praktisch könnte dies über die Zugabe relevanter Mengen an Gesteinsmehl erfolgen. Am effektivsten aufgrund ihres Mineralstoffwertes sind hier Produkte, die aus vulkanischem Gestein gewonnen werden. Damit können wir dem Prozess der Übersäuerung der Ozeane entgegenwirken. Allerdings gibt Matthes zu, dass Studien zu den Konsequenzen eines derartigen Vorgehens für die Meeresflora und -fauna aktuell noch keine gesicherten Untersuchungsergebnisse vorliegen. Gegenüber der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ verweist die Geomar-Direktorin jedoch auf Erfahrungen einer großflächigen Kalkung von Korallenriffen. Korallen leiden erheblich unter einem sinkenden pH-Wert. Deshalb hat die Zugabe von großen Mengen an Kalk einen positiven Effekt, weil Kalk die Säuren bindet. Matthes kritisiert hier die Einschränkung der Meeresforschung durch Umweltauflagen. Wir können lediglich im Labormaßstab testen, da uns eine reale Anwendung im freien Gewässer untersagt ist. Es gibt aber Gespräche mit der Bundesregierung und den Küstenländern, die hier Anlass zur Hoffnung geben.
Als weitere Option sieht die Forscherin eine Renaturierungs-Strategie für Küstengewässer. Es gibt nicht nur die Möglichkeit, durch eine gezielte Aufforstung der Wälder Ergebnisse zu erzielen, sondern auch eine entsprechende Methode im Wasser anzuwenden. Hier bieten sich unter anderem Mangrovenwälder in tropischen Gewässern oder die Pflanzung von Seegras an. Auch eine Einbringung von flüssigem CO2 in den Meeresboden ist eine realistische Alternative. Auf die Chancen der Verfahren angesprochen, sieht die Ozeanforscherin allerdings einen eindeutigen Vorteil bei der Methode der Alkanisierung. Hier gibt es die größten Potenziale, so Matthes in der „Neuen Osnabrücker Zeitung“.

 

Redaktion ad-hoc-news.de, NeoMatrix

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