Glücksspiel, Glücksspielstaatsvertrag

Zwei Jahre Glücksspielstaatsvertrag – eine Zwischenbilanz

24.04.2023 - 11:15:00

Es ging ein Raunen durch die Welt des Glücksspiels als am 1. Juli 2021 der neue Glücksspielstaatsvertrag in Kraft trat. Nicht jeder war damit zufrieden, die Veränderungen waren teilweise erheblich. Wer einen Blick auf die neuesten Glücksspiel Nachrichten wirft, erkennt allerdings, wie wertvoll die Umsetzung für die Branche war. Nach zwei Jahren ist die Bilanz durchaus positiv und das Wachstum im Gaming-Bereich ist ungetrübt.

 
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Der Glücksspielstaatsvertrag – warum er von so vielen Gamblern und Anbietern gefürchtet wurde

Diskussionsforen waren voll mit Beiträgen über den neuen deutschen Glücksspielstaatsvertrag und die Angst vor der Umsetzung war groß. Vor allem die umgesetzten Änderungen sorgten für Unmut. Gezockt wurde schon viel früher, damals aber noch bei unlizenzierten oder in der EU konzessionierten Anbietern. Immer wieder gab es Berichte über Spieler, die sich bei einem nicht-autorisierten Glücksspielbetreiber abzocken ließen oder der Spielsucht verfielen.

Diese Risiken sollten durch den GlüStV minimiert werden, und zwar unter anderem durch folgende Maßnahmen:

  • Verifizierungspflicht für Kunden in Spielotheken
  • Begrenzung der monatlichen Einzahlungen auf 1.000 Euro
  • Klare Richtlinien hinsichtlich Werbemaßnahmen
  • Verpflichtende Bereitstellung von Hilfsinformationen bezüglich Spielsucht
  • Einführung eines Panikbuttons
  • Wegfall von Tischspielen in Online-Spielotheken 

Eine der wichtigsten Änderungen war jedoch die Einführung des Spielersperrsystems OASIS, die für großes Diskussionspotenzial sorgte. Das Thema Datenschutz wurde laut, denn die Behörde sammelt an einer zentralen Stelle Daten über Spieler, die in deutschen Spielotheken aktiv sind. Da diese Daten jedoch anonymisiert und automatisiert ausgewertet werden, muss der Durchschnittszocker keine "Überwachung" im eigentlichen Sinne befürchten. OASIS hat sich schnell als ein wertvolles Instrument der Suchtprävention erwiesen.

Die holprige Übergangsphase mündete in ein funktionierendes System

Wenn es um die Förderung der Gesundheit von Menschen geht, weichen Theorie und Praxis oft vehement voneinander ab. Auch bei der Einführung des GlüStV wurde befürchtet, dass die gut gemeinten Maßnahmen am Ende nicht funktionieren würden. Stattdessen orakelten Experten sogar dahingehend, dass die Restriktionen den Zugriff auf illegale Angebote erhöhen würden.

Tatsächlich war die Einstiegsphase des GlüStV alles andere als einfach. Es brauchte Übergangsregelungen, bis die Gemeinsame Glücksspielbehörde der Länder am 1. Januar 2023 endgültig ihre Arbeit aufnahm. Mitte Mai 2022 kam es zum Meilenstein in Deutschland, denn die erste Konzession für den bundesweiten Betrieb wurde erteilt. Mehr als 70 Anträge lagen zum gleichen Zeitpunkt auf dem Tisch, die bis heute sukzessive abgearbeitet werden.

Langsam gewinnt die Regulierung an Fahrt – die Branche etabliert sich

Das Ziel hinter dem GlüStV ist einerseits die Reduktion von Gefahren für Spieler, aber auch die Eindämmung von illegalen Angeboten. Bis heute gibt es Online-Anbieter auf dem Markt, die weder eine gültige Lizenz aufweisen noch einen Antrag gestellt haben. Stellenweise wird in einer rechtlichen Grauzone agiert, denn EU-Casinos behaupten gern, in Deutschland aufgrund des EU-Handelsabkommens legal zu sein. Ob das so ist? Darüber werden am Ende aller Tage Gerichte entscheiden müssen.

Aktuell rollt zumindest eine Klagewelle seitens diverser Spieler gegen nicht legitime Anleger. Seit es gerichtlich festgelegte Rückzahlungspflichten gab, ist die Anfrage bei erfahrenen Anwälten angestiegen. Allerdings gibt es keine Garantie für die Entscheidung deutscher Gerichte. Es gibt verbraucherfreundliche Urteile, aber auch jene, die im Sinne des Anbieters entschieden haben. In diesen Fällen wird davon ausgegangen, dass sich der Nutzer hätte informieren müssen, ob das Angebot legal ist.

Für die deutsche Branche sind solche Fälle ein Segen. Dadurch gerät der regulierte Glücksspielmarkt stärker in den Fokus und Gambler suchen gezielt nach Anbietern mit deutscher Konzession. Da die GGL ihre Arbeit mittlerweile aufgenommen hat, wurden viele Prozesse abgekürzt und sind heute schneller abgewickelt. Letztlich gab es aber auch in der Übergangsphase bereits solide Regelungen, beispielsweise durch die Whitelist.

Fazit zum Glücksspielstaatsvertrag

Auch wenn der GlüStV nicht überall für Begeisterung sorgte, hat er sich etabliert. Die Menschen akzeptieren die Einschränkungen und die Zahl der illegalen Anbieter wird stückweise zurückgedrängt. Ob sich an den Regularien noch einmal etwas ändern wird, ist nicht ganz klar. Denn es gibt durchaus weiterhin Kritik (z.B. an der Einzahlungsgrenze) und daher womöglich den Versuch, brauchbare Lösungen für alle Zielgruppen zu finden.