Deutlich, Windräder

Windräder an Land spielen eine Schlüsselrolle in der Strategie der Bundesregierung, um Klimaziele zu erreichen.

16.01.2024 - 15:35:35

Deutlich mehr neue Windräder - es klafft aber eine Lücke. Maßnahmen für mehr Tempo zeigen Wirkung. Das langt aber aus Branchensicht noch nicht.

Der Ausbau der Windkraft an Land ist im vergangenen Jahr deutlich vorangekommen - zu den politischen Zielen aber klafft immer noch eine Lücke. 2023 wurden bundesweit 745 neue Windräder an Land mit einer Gesamtleistung von rund 3,57 Gigawatt errichtet - fast 50 Prozent mehr als im Vorjahr. «Die Richtung stimmt», sagte Dennis Rendschmidt, Geschäftsführer des Verbands VDMA Power Systems, am Dienstag. Der aktuelle Ausbau hinke aber den politischen Zielen weiter hinterher. Bestehende Hürden müssten beseitigt werden.

Deutlicher Aufwärtstrend

Weil auch alte Windräder abgebaut wurden, lag der sogenannte Netto-Zubau im vergangenen Jahr bei rund 3 Gigawatt. Im bisherigen Rekordjahr 2017 lag die neu errichtete Leistung neuer Windräder bei 5,3 Gigawatt. Insgesamt gab es damit in Deutschland nach Branchenangaben zum Jahresende 28.677 Windräder mit einer Leistung von zusammen rund 61 Gigawatt. 1382 neue Windräder wurden genehmigt, sind aber noch nicht errichtet - im Vergleich zum Vorjahr ist das ein Plus von 73 Prozent.

Für das Jahr 2024 prognostizieren die Verbände einen Zubau von mehr als 4 Gigawatt. Damit dürfte aber das Ziel des Erneuerbare-Energien-Gesetzes verfehlt werden, das in diesem Jahr eine Steigerung der installierten Leistung von Windenergieanlagen an Land auf 69 Gigawatt vorsieht. «Wir haben eine deutliche Lücke zu dem politischen Ziel», sagte Bärbel Heidebroek, Präsidentin des Bundesverbands Windenergie.

Windräder an Land spielen eine Schlüsselrolle in der Strategie der Bundesregierung, um Klimaschutzziele zu erreichen und damit Deutschland unabhängiger wird von fossilen Energien wie Kohle und Gas. Das Ziel der Bundesregierung lautet: 80 Prozent des Stroms sollen 2030 aus erneuerbaren Energiequellen stammen. Derzeit ist es etwas mehr als die Hälfte. Mit einem Anteil von 26,5 Prozent an der Stromerzeugung war die Windenergie an Land 2023 nach Branchenangaben der wichtigste Energieträger in Deutschland.

Wird das Ziel 2030 verfehlt, könnte das zum Beispiel bedeuten, dass klimaschädliche Kohlekraftwerke länger laufen müssen. Das Ziel könne noch erreicht werden, machten die Branchenvertreter deutlich - aber nur mit mehr Anstrengungen.

Weiterhin Nord-Süd-Gefälle beim Ausbau

Der Ausbau konzentriert sich auf einige Länder. Spitzenreiter war im Jahr 2023 Schleswig-Holstein mit einer errichteten Leistung von 1,2 Gigawatt, ein Anteil von 34 Prozent am Gesamtausbau. Es folgten Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Brandenburg. Besonders gering war laut Branche die zugebaute Leistung in Bayern, Baden-Württemberg, Thüringen und Sachsen. Der Süden müsse «aufwachen» und endlich handeln, sagte Heidebroek. Insbesondere in Bayern hake es am politischen Willen.

Verbände mahnen mehr Tempo an

Es würden immer noch zu wenig Flächen zur Verfügung gestellt, und die Genehmigungsverfahren dauerten immer noch zu lange, kritisierten die Verbände. Bundesgesetze zu mehr Tempo müssten in den Ländern und Kommunen umgesetzt werden. Heidebroek: «Wir sehen noch keine signifikante Beschleunigung in den einzelnen Genehmigungsverfahren.»

Rendschmidt wies auf nach wie vor bestehende Probleme bei der Genehmigung von Schwerlasttransporten von Komponenten von Windrädern hin. Dies verzögere Projekte und erschwere die Projektrealisierung. Heidebroek sagte, in den Niederlanden dauere eine Transportgenehmigung 15 Tage - in Deutschland 3 bis 4 Monate.

«Wir müssen schneller neue Anlagen bauen und in Betrieb nehmen, um unsere Klimaziele zu erreichen», sagte Viviane Raddatz, Klimachefin beim WWF Deutschland. «Nur mit ausreichend sauberer Energie aus Wind und Sonne können wir die Transformation schaffen. Alle Sektoren - von Gebäude über Verkehr bis hin zur Industrie - sind darauf angewiesen. Ohne mehr Windkraft geht dem Klimaschutz in Deutschland bald die Puste aus.»

@ dpa.de