ROUNDUP, Irans

Irans Revolutionswächter (IRGC) haben nach eigenen Angaben Ziele im Irak und in Syrien mit mehreren ballistischen Raketen attackiert.

16.01.2024 - 06:00:01

Irans Revolutionswächter schießen Raketen auf Irak und Syrien

Die Angriffe seien Rache unter anderem für den verheerenden Anschlag in der südiranischen Stadt Kerman Anfang Januar sowie die Tötung eines hochrangigen IRGC-Offiziers Ende Dezember, teilte das IRGC-Webportal in der Nacht zum Dienstag (Ortszeit) mit.

Das Ziel in Iraks Kurdengebieten beschrieb die Revolutionsgarde als Spionagezentrale des israelischen Geheimdienstes Mossad. "Wir versichern unserem geliebten Volk, dass die Offensivoperationen der Revolutionsgarde so lange fortgesetzt werden, bis auch der letzte Tropfen Blut der Märtyrer gerächt ist", hieß es in einer Erklärung.

In der nordirakischen Stadt Erbil waren kurz vor Mitternacht (Ortszeit) laute Explosionen zu hören. In der Nähe eines neuen im Bau befindlichen US-Konsulats schlugen Augenzeugen zufolge mehrere Raketen ein. Sicherheitskreisen in Erbil zufolge kamen dabei vier Zivilisten ums Leben. Fünf weitere sollen verletzt worden sein. Raketen seien auf Farmen nördlich von Erbil gefallen und hätten Häuser getroffen.

In Syrien wurde nach Darstellung der Revolutionswächter vor allem die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) "in den besetzten Gebieten Syriens ausfindig gemacht und durch den Abschuss einer Reihe von ballistischen Raketen zerstört", hieß es in der Mitteilung. Laut der staatlichen Nachrichtenagentur Irna wurden extremistische Gruppen in der Provinz Idlib attackiert.

Bei dem Angriff handelte es sich laut Irna mit einer Strecke von mehr als 1200 Kilometern um die bisher weitreichendste Raketenoperation des Landes. Dies dürfte auch ein klares Signal an den Erzfeind Israel sein. Es wäre in etwa die gleiche Entfernung, die Raketen vom Westen des Landes aus benötigen, um Tel Aviv oder Jerusalem zu erreichen.

Die kurdische Menschenrechtsorganisation Hengaw hatte zuvor auf X (ehemals Twitter) über einen Raketenangriff von einer IRGC-Raketenbasis im Westen Irans berichtet. Dieser habe der Stadt Erbil gegolten, schrieb die in Norwegen ansässige Organisation. Die Angaben ließen sich zunächst nicht überprüfen.

Der Sicherheitsrat der kurdischen Autonomiegebiete bezeichnete die Rechtfertigungen der iranischen Revolutionsgarde für den Angriff in Erbil unterdessen als bloße Vorwände. Der Angriff sei eine Verletzung der Souveränität der Region und des Irak, hieß es in einer ersten Stellungnahme in der Nacht zum Dienstag. Erbil sei "keine Quelle der Bedrohung" und werde dies auch in Zukunft nicht sein, "aber die Streitkräfte der Garde benutzen falsche Vorwände, um die Stabilität des Landes zu untergraben."

Der irakische Kurdenführer Massud Barzani verurteilte auf der Plattform X, ehemals Twitter, den "feigen Angriff auf die Menschen in der Region Kurdistan aufs Schärfste" und forderte die Regierung in Bagdad auf, sich klar gegen die Souveränitätsverletzung zu positionieren.

Die Lage in der Region ist seit Ausbruch des Gaza-Kriegs vor mehr als drei Monaten äußerst angespannt. Raketenangriffe durch die IRGC hat es seitdem nicht gegeben. Mit dem Iran verbündete militante Gruppen haben in den vergangenen Monaten jedoch oft Ziele in Syrien und im Irak angegriffen. Israel und die USA gelten seit der Islamischen Revolution von 1979 als Irans Erzfeinde.

Ende Dezember wurde bei einem mutmaßlich israelischen Luftangriff in Syrien der iranische Brigadegeneral Sejed-Rasi Mussawi getötet. Er war ranghohes Mitglied der IRGC. Die militärische Führung Irans schwor Israel daraufhin Rache. Die Revolutionsgarde ist Irans Eliteeinheit und gilt als weitaus mächtiger als die regulären Truppen. Oberbefehlshaber ist Staatsoberhaupt Ali Chamenei.

Bei einem Terroranschlag in der Stadt Kerman wurden Anfang Januar mehr als 90 Menschen in den Tod gerissen. Der IS reklamierte die Attacke für sich. Sie galt einer Trauerveranstaltung anlässlich des Todestags des mächtigen Generals Ghassem Soleimani in dessen Heimatstadt. Es war der tödlichste Anschlag in der rund 45-jährigen Geschichte der Islamischen Republik.

@ dpa.de