Wurst

Gewerkschaften fordern grundlegende Korrekturen in der Fleischindustrie

15.07.2020 - 07:37:22

DGB spricht sich für einen fairen Fleischpreis aus und verlangt eine Reform der Fleischindustrie.

Wir müssen unseren Umgang mit Fleisch als Lebensmittel überdenken, betont Reiner Hoffmann, DGB-Vorsitzender gegenüber dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“. Jeder Mensch hat ein Anrecht auf eine gesunde Ernährung, aber das beinhaltet keine Garantie einer Massenversorgung mit Billigfleisch. Wer auf sein Fleisch nicht verzichten will, sollte auch bereit sein, für faire Arbeitsbedingungen und eine artgerechte Tierhaltung tiefer in den Geldbeutel zu greifen.
Die Dumpingpreise für Fleisch kommen auf Kosten von Mensch und Tier zustande, beides ist für uns nicht akzeptabel. Höhere Preise für qualitativ hochwertiges Fleisch sind keine Benachteiligung von Geringverdienern oder Leistungsempfängern, sondern sie sind auch ein Auftrag für uns, bekennt Hoffmann. Wenn gerechte Löhne gezahlt werden, von denen sich ein Mensch ein anständiges Leben leisten kann, dann ist ein fairer Preis für nachhaltige Lebensmittel auch keine Unmöglichkeit. Auf die Kritik des SPD-Politikers Ralf Stegner, Oppositionsführer im Landtag von Schleswig-Holstein, der eine strafrechtliche Verfolgung des Fleischunternehmers Clemens Tönnies fordert, angesprochen, äußerte der DGB-Chef Verständnis. Das Verhalten und das Geschäftsgebaren von Herrn Tönnies sind nicht tolerierbar. Vielleicht hätte eine Zeit in einer Vollzugsanstalt eine abschreckende Wirkung. Dann würde Herr Tönnies vielleicht sehen, wie sich die Menschen fühlen, die für ihn unter unwürdigen Bedingungen arbeiten müssen. Das Leben eines Werkverträglers bei Tönnies ist so weit nicht von dem Leben eines Häftlings entfernt, bemerkt Hoffmann.
Die von der Bundesregierung verabschiedeten Neuregelungen der Arbeitsbedingungen in der Fleischindustrie, sind grundsätzlich zu begrüßen. Das System der Werkverträge ist ein eklatanter Verstoß gegen das Arbeitsrecht, das die Ausbeutung der ausländischen Leiharbeiter erst möglich gemacht hat. Der DGB fordert ein entschiedenes Vorgehen von Seiten des Gesetzgebers. Hier darf es keine Kompromisse mehr geben, konstatiert der DGB-Vorsitzende gegenüber dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“. Hoffmann bezieht sich auf Stimmen aus dem Lager der Arbeitgeber, denen die neuen Bestimmungen schon zu weit gehen. Wer es jetzt noch nicht verstanden hat, dem kann man nicht mehr helfen.

 

Redaktion ad-hoc-news.de, NeoMatrix

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