Kredit, EZB

EZB hält an Niedrigzinsen fest

24.07.2017 - 10:50:00

Seit der Weltwirtschaftskrise im Jahr 2008 wurde der Leitzins weltweit von den Zentralbanken gesenkt.

 

EZB hält am Kurs fest
EZB hält am Kurs fest
Quelle: dima_pics_fotolia.com

Die EZB senkte ihren Leitzins im letzten Jahr auf einen historischen Niedrigzins von 0 Prozent. Die Idee dahinter war, dass Länder und vor allem Unternehmen in der Eurozone günstige Kredite aufnehmen und somit Konjunktur und Inflation ankurbeln. Nun könnte sich das Blatt langsam wenden – die Fed hob erst im Juni den Leitzins von 1,0 auf 1,25 Prozent an. Die US- Notenbankchefin Janet Yellen ist überzeugt, dass die Konjunkturentwicklungen weiterhin stabil bleiben und eine weitere Erhöhung des Leitzinses in diesem Jahr nicht ausgeschlossen werden kann. Dies könnte auch Auswirkungen auf den Leitzins der EZB haben. 

EZB-Sitzung – keine Veränderung der Situation

Am 20.07.2017 fand eine EZB-Sitzung statt – die Ergebnisse stoßen zu großen Teilen auf Unverständnis. Die Euro-Zone freut sich über einen Konjunkturaufschwung und einen Anstieg der Inflationsrate. Dennoch hat die EZB entschieden, dass der Leitzins weiterhin bei 0 Prozent bleibt, das Kaufprogramm für Staatsanleihen bis Dezember 2017 bei monatlichen 60 Milliarden Euro liegt und dass sich der Einlagezinssatz für Banken, der bei minus 0,4 Prozent liegt, ebenfalls nicht verändert. 

Kritiker befürchten nun, dass die EZB im kommenden Jahr von einer geldpolitischen Wende überrascht wird und hoffen das die nächste Sitzung im Herbst eine Veränderung bringt.

Wer profitiert vom Niedrigzins?

Von dem niedrigen Leitzins profitieren vor allem diejenigen, die wenig angespart haben oder ihr Geld nur kurzfristig anlegen. Alle Investitionen für die ein Kredit benötigt werden, sind zurzeit sehr lukrativ. Aber auch der Staat hat im Jahr 2016 von den niedrigen Zinsen profitiert. Rund 6,2 Milliarden Euro sind mehr in die Haushaltkasse geflossen, als ausgegeben wurden. Dieses Plus liegt jedoch nicht an einem besseren Wirtschaften, sondern erklärt sich aus den niedrigen Zinsen, die der Staat dank des Niedrigzinsniveaus für seine Schulden zahlen muss. Damit könnte es jedoch bald vorbei sein – hebt die EZB ihren Leitzins an, steigen auch die Zinsen, die der Staat für seine Schulden zahlen muss. Tritt dieser Fall ein, ist auch eine Kreditaufnahme für Unternehmen und Privatverbraucher wieder weniger attraktiv.  

Niedrigzinsen gefährden Altersvorsorge

Der Niedrigzins ist jedoch nicht nur profitabel. Gerade im Blick auf die Altersvorsorge wirkt er sich negativ aus. Eine Privatvorsorge, durch Lebens- oder Rentenversicherung als auch ein eigenes Sparbuch machen in Zeiten des niedrigen Leitzinses kaum noch Sinn. Die Sparer legen ihr Geld an, erhalten aber kaum noch Zinsen. Von den 4 Prozent Zinsen, die vor der Weltwirtschaftskrise für ein Sparguthaben üblich waren, sind wir mittlerweile weit entfernt. Inwiefern sich dieses Niedrigzinsniveau langfristig auf das Rentensystem auswirken wird, kann heute noch nicht beurteilt werden.