Erstmals, Jahren

Erstmals seit Jahren sind in Deutschland wieder mehr Immobilien zwangsversteigert worden.

12.01.2024 - 12:48:47

Erstmals seit Jahren wieder mehr Immobilien zwangsversteigert

Nach Recherchen des Fachverlags Argetra wurden 2023 Gerichtsverfahren für 12 332 Häuser, Wohnungen und Grundstücke eröffnet, etwas mehr als im Vorjahr mit 12 077 Immobilien. Der Wert der zwangsversteigerten Immobilien stieg um 15 Prozent auf 3,87 Milliarden Euro. Für den am Freitag veröffentlichten Bericht analysierte Argetra die Termine für Zwangsversteigerungen an allen knapp 500 Amtsgerichten hierzulande.

Eine "toxische Mischung aus schwacher Konjunktur, hoher Inflation und einem schwachen Immobilienmarkt" zeige Auswirkungen bei den Bürgern, schrieben die Autoren bei Argetra. Anders als in den Vorjahren, als praktisch jede Immobilie habe verkauft werden können, sei die Immobiliennachfrage nun deutlich niedriger. Man rechne mit einer deutlichen Zunahme der Zwangsversteigerungen in den nächsten Jahren.

Die Zahl der Zwangsversteigerungen war zuvor jahrelang gesunken. Grund waren die lange Zeit gute Konjunktur, der Immobilienboom und über Jahre niedrige Zinsen, die Kredite billig machten und die Zinslast für Schuldner gering hielt. Mit steigenden Zinsen hatte das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) bereits 2022 vor mehr Zwangsversteigerungen gewarnt. Doch die widrigeren Bedingungen hatten sich lange nicht auf die Zwangsversteigerungen ausgewirkt.

Zwangsversteigert wurden 2023 in gut zwei Dritteln der Fälle Wohnimmobilien mit dem Löwenanteil bei Ein- und Zweifamilienhäusern, gefolgt von Eigentumswohnungen, wie Argetra mitteilte. Nur rund die Hälfte der eröffneten Zwangsversteigerungsverfahren lande vor Gericht. Der Rest der Immobilien werde vor der Versteigerung frei am Markt verkauft.

Nordrhein-Westfalen als bevölkerungsreichstes Bundesland liege seit Jahren bei den Zwangsversteigerungen vorne mit einem Anteil von rund 20 Prozent, hieß es. Demnach waren 2023 im Bundesschnitt 30 von 100 000 Haushalten von Zwangsversteigerungen betroffen. In Thüringen (52) war die Zahl der anberaumten Termine dabei mehr als doppelt so hoch wie etwa in Bayern (23).

@ dpa.de