ROUNDUP, Experten

Die Industrie in Deutschland hat sich im November den sechsten Monat in Folge schwach entwickelt.

09.01.2024 - 09:22:37

Deutsche Industrie schwächelt erneut - Experten warnen vor Rezession

Im Monatsvergleich sank die Gesamtproduktion um 0,7 Prozent, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag in Wiesbaden mitteilte. Damit ist die Fertigung in den Industriebetrieben seit Juni ununterbrochen gesunken.

Analysten wurden von dem erneuten Rückschlag überrascht: Sie hatten im Schnitt mit einem Anstieg der Produktion um 0,3 Prozent gerechnet. Volkswirte erwarten nun, dass die Wirtschaftsleistung in Deutschland im Schlussquartal weiter schrumpfen könnte. Damit wären die Voraussetzungen für eine technische Rezession gegeben - also ein Rückgang der Wirtschaftsleistung in zwei Quartalen hintereinander.

Im November kam es dem Bundeswirtschaftsministerium in Berlin zufolge in der Industrie und im Baugewerbe erneut zu Produktionsrückgängen. Der Energiesektor aber habe einmal mehr deutliche Zuwächse verzeichnet.

Innerhalb der Industrie haben laut dem Ministerium die schwer gewichteten Bereiche Kfz und Kfz-Teile sowie elektrische Ausrüstungen weniger produziert. Zunahmen habe es hingegen im Bereich Maschinenbau sowie bei den energieintensiven Industriezweigen gegeben.

Die Industrieproduktion habe im November 1,9 Prozent unter ihrem durchschnittlichen Niveau des dritten Quartals gelegen, sodass für das vierte Quartal insgesamt erneut ein spürbares Minus zu erwarten sei. "Mit einer schnellen Trendwende der Industriekonjunktur kann angesichts aktueller Frühindikatoren wie Auftragseingängen und Geschäftsklima nicht gerechnet werden", hieß es in der Mitteilung des Ministeriums. Im weiteren Jahresverlauf dürfte sich aber vor dem Hintergrund der erwarteten binnenwirtschaftlichen Belebung und wieder anziehender Exporte zumindest eine Erholung der Industrieproduktion abzeichnen.

Experten zeigten sich von den Zahlen gleichwohl ernüchtert: "Die deutsche Industrieproduktion ist im Sinkflug", resümierte Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank. Die Unternehmen reagierten zunehmend auf die sinkenden Auftragsbestände. Zusammen mit den fallenden Einzelhandelsumsätzen deute immer mehr auf ein erneutes Schrumpfen der deutschen Wirtschaft im vierten Quartal hin.

Chefvolkswirt Thomas Gitzel von der VP Bank erinnerte daran, dass auch die Einzelhandelsumsätze im November ein empfindliches Minus verbucht hätten. "Wenn nun sowohl die Industrie als auch der Konsument nichts zum Wachstum beisteuern, wird es für eine Volkswirtschaft eng." Die Kombination aus hoher Inflation und Zinsen bei einer gleichzeitig schwachen Weltwirtschaft könne letztlich auch nur in einer Rezession münden.

@ dpa.de