GESAMT-ROUNDUP, Gefechte

Die Gefahr einer weiteren Eskalation in Nahost bleibt nach zahlreichen Drohungen und neuen Raketenangriffen hoch.

04.01.2024 - 16:54:28

GESAMT-ROUNDUP: Gefechte an Grenze zum Libanon - Israel muss vor UN-Gericht

Am Donnerstag feuerte die mit der islamistischen Hamas verbündete Hisbollah vom Libanon aus erneut Raketen auf Israel. Nach drei Monaten Krieg und mehr als 22 000 Toten im Gazastreifen muss sich Israel ab kommender Woche vor einem internationalen Gericht für den Militäreinsatz verantworten. Der Vorwurf: Völkermord.

Israel muss sich vor Strafgerichtshof verantworten

Das höchste Gericht der Vereinten Nationen, der Internationale Gerichtshof mit Sitz in Den Haag, setzte die Anhörungen für kommende Woche an. Südafrika hatte sich in seiner Klage vom 29. Dezember auf die Völkermordkonvention berufen. Israel und Südafrika haben diese Konvention unterzeichnet. Die UN-Richter sollen aus Sicht Südafrikas im Eilverfahren ein Ende der Gewalt gegen Palästinenser anordnen, um deren Rechte zu schützen.

Auslöser des Gaza-Kriegs war das schlimmste Massaker in der Geschichte Israels, das Terroristen der Hamas sowie anderer extremistischer Palästinenserorganisationen am 7. Oktober in Israel verübt hatten. Israel gerät international aber zunehmend wegen des Militäreinsatzes unter Druck. Nach Ansicht von Südafrika haben die Angriffe Israels "einen völkermörderischen Charakter", da sie auf die Vernichtung der Palästinenser in diesem Gebiet abzielten. Israel wies die Anschuldigungen entschieden zurück.

Die UN-Richter haben selbst keine Möglichkeit, Urteile auch durchzusetzen. Dazu müssten sie den UN-Sicherheitsrat anrufen.

Israelische Armee: Hamas-Kämpfer in Tunneln getötet

Bei den Kämpfen gegen die islamistische Hamas im Süden des Gazastreifens hat die israelische Armee nach eigenen Angaben zahlreiche ihrer Gegner in Tunneln getötet. In einem Tunnel waren es nach Angaben eines israelischen Obersts allein 20 Terroristen getötet. Den Tod von Kämpfern hätten auch Terroristen der Hamas bestätigt, die sich in der schwer umkämpften Stadt Chan Junis ergeben hätten, teilte das Militär mit. Ein mehrere Hundert Meter langes Tunnelsystem sei zerstört und die Kampf- und Führungsfähigkeit der Hamas in der Region erheblich reduziert worden. Die Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.

Hamas-Behörde: Mehr als 22 400 Tote im Gazastreifen

Die Zahl der im Gaza-Krieg getöteten Palästinenser ist nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde auf 22 438 gestiegen. Das waren 125 neue Todesopfer binnen 24 Stunden. Weitere 57 614 Menschen seien seit dem 7. Oktober durch israelische Angriffe verletzt worden. 70 Prozent der Opfer seien Frauen sowie Kinder und Jugendliche. Die Zahlen lassen sich derzeit nicht unabhängig überprüfen, gelten jedoch als glaubhaft.

Hisbollah und Israel liefern sich Gefechte

Seit dem Tod des Hamas-Anführers Saleh al-Aruri, der mutmaßlich von Israel getötet wurde, wachsen die Sorgen vor einer Ausweitung des Konflikts in der Region. Vor der Beisetzung Al-Aruris am Donnerstag beschoss die Schiitenmiliz Hisbollah unter anderem israelische Einheiten nahe dem Dorf Schtula und erzielte nach eigenen Angaben "Volltreffer". Israel machte keine Angaben über mögliche Opfer.

Das israelische Militär erwiderte den Beschuss aus dem Libanon. Ein Kampfflugzeug habe einen Beobachtungsposten der Hisbollah bei der Stadt Marun al-Ras beschossen. Zudem sei eine mit Panzerabwehrwaffen ausgerüstete Hisbollah-Einheit unter Feuer genommen worden.

Seit Beginn des Gaza-Kriegs kommt es in der Grenzregion fast täglich zu Konfrontationen zwischen Israels Armee und der Hisbollah. Im Libanon starben nach Angaben der Hisbollah bislang rund 150 ihrer Kämpfer. Der libanesische Zivilschutz zählte weitere mindestens 12 getötete Zivilisten. In Israel wurden sechs Soldaten und zwei Zivilisten durch Beschuss aus dem Libanon getötet.

Tausende Palästinenser kämpferisch bei Beisetzung al-Aruris

An der Beisetzungsfeier für den hochrangigen Hamas-Vertreter nahmen Tausende Menschen in der libanesischen Hauptstadt Beirut teil. Unter strengen Sicherheitsvorkehrungen wurde der Sarg des zweithöchsten Anführers der islamistischen Organisation im Ausland zu einem Friedhof in dem palästinensischen Lager Schatila im Süden der Stadt gebracht. Die Teilnehmenden riefen "Freiheit für Palästina" und "Tod für Amerika und Israel". Sie marschierten gemeinsam zu dem Friedhof und hielten die palästinensische Fahne sowie Flaggen der Hisbollah und Hamas in die Höhe.

Suche nach Tätern nach verheerenden Explosionen im Iran

Mitten in den gefährlichen Spannungen im Nahen Osten hatte es am Mittwoch zwei verheerende Explosionen im Iran mit mehr als 80 Toten gegeben. Die Behörden fahnden nach den Tätern und wollen die Hintergründe aufdecken. Eine Staatsagentur berichtete, dass eine der beiden Explosionen durch einen Selbstmordattentäter verursacht worden sei. Die Hintergründe der zweiten Explosion seien noch nicht abschließend geklärt. Vermutet wird auch ein Selbstmordanschlag.

Die Regierung in Teheran sprach von einer Terrorattacke, ebenso die Bundesregierung und die EU. Auch am Donnerstag reklamierte keine Gruppe den Anschlag für sich. Es war der Anschlag mit den meisten Opfern in der rund 45-jährigen Geschichte der Islamischen Republik. Am Donnerstag galt in dem Land mit fast 90 Millionen Einwohnern Staatstrauer.

Irans Staatsführung verurteilte die Attacke aufs Schärfste, vermied aber Schuldzuweisungen. Religionsführer Ajatollah Ali Chamenei und Präsident Ebrahim Raisi kündigten eine entschiedene Reaktion an.

@ dpa.de