GESAMT-ROUNDUPKreise, Unterstützung

Die EU bereitet eine Beteiligung an der US-Initiative zur Sicherung der Handelsschifffahrt im Roten Meer vor.

22.12.2023 - 14:51:53

GESAMT-ROUNDUP/Kreise: EU bereitet Unterstützung Militäreinsatz Rotes Meer vor

Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur hat der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell einen Vorschlag gemacht, wie dafür das Mandat der bereits existierenden Antipiraterie-Operation Atalanta ausgeweitet werden könnte. Er wird derzeit von den 27 EU-Staaten geprüft und soll möglichst kurzfristig formalisiert werden.

Bei einem EU-Treffen am Donnerstag äußerte nach Angaben von Diplomaten nur noch Spanien einen Vorbehalt gegen den Plan für die Mandatsänderung. In Brüssel wird gehofft, dass er auf innenpolitische Differenzen in Madrid zurückzuführen ist, die zügig beigelegt werden können.

Die von den USA ins Leben gerufene Operation "Prosperity Guardian" (etwa: Hüterin des Wohlstands) sieht vor, die internationale Militärpräsenz im Roten Meer deutlich zu verstärken.

Huthis greifen nach Beginn des Gaza-Kriegs Schiffe im Roten Meer an

Nach Beginn des Gaza-Kriegs attackierten die vom Iran unterstützten Huthi-Rebellen mehrfach Schiffe im Roten Meer, um sie an einer Durchfahrt in Richtung Israel zu hindern. Ziel der Huthis ist es, ein Ende der israelischen Angriffe im Gazastreifen zu erzwingen. Mehrere EU-Staaten hatten bereits bilateral Unterstützung für die US-Initiative zugesagt. Unter anderem Spanien und Deutschland wünschen sich allerdings ein EU-Mandat für eine Beteiligung.

Nach Angaben von EU-Diplomaten soll es das neue Mandat ermöglichen, dass sich Kriegsschiffe aus EU-Staaten an der Überwachung des Roten Meeres beteiligen können. Zudem ist auch eine Begleitung von Handelsschiffen mit Marineeinheiten denkbar, die über Abwehrsysteme gegen Raketen und Drohen verfügen. Als unwahrscheinlich gilt hingegen, dass eine Beteiligung an pro-aktiven Militäraktionen gegen Huthi-Rebellen vorgesehen wird.

Auslöser des Gaza-Kriegs war die grausame Terrorattacke der islamistischen Hamas und anderer extremistischer Gruppen am 7. Oktober. Sie ermordeten mehr als 1200 Menschen. Israel reagierte mit massiven Luftangriffen und einer Bodenoffensive.

USA: Über 20 Länder beteiligen sich an Militärbündnis im Roten Meer

Mehr als 20 Länder haben sich nach Angaben der USA bislang bereit erklärt, bei "Prosperity Guardian" mitzumachen. An dem Bündnis beteiligen sich demnach unter anderen das Vereinigte Königreich, Bahrain, Kanada, Frankreich, Italien, die Niederlande, Norwegen und die Seychellen. Große Reedereien meiden zunehmend die Route, über die etwa zehn Prozent des gesamten Welthandels läuft.

Mehr als 20 000 Tote seit Kriegsbeginn im Gazastreifen

Nach Darstellung der Gesundheitsbehörde im Gazastreifen, die von der Hamas kontrolliert wird, sind seit Kriegsbeginn 20 057 Palästinenser getötet worden. Allein in den vergangenen zwei Tagen seien 390 Menschen getötet worden, teilte die Behörde am Freitag mit. Demnach sollen insgesamt 53 320 Menschen verletzt worden sein. Zuletzt hatte die Hamas-Behörde von mindestens 20 000 Toten gesprochen, die Zahl aber nicht konkret benannt. Unter den Todesopfern sollen auch Tausende Minderjährige sein. Die Informationen können derzeit nicht unabhängig überprüft werden.

OCHA: Im Süden Gazas mehr als 12 000 Menschen pro Quadratkilometer

Im Gazastreifen leben durch die von Israel angeordneten Räumungen weitreichender Landstriche inzwischen Hunderttausende Menschen auf kleinstem Raum. Die Bevölkerungsdichte in Rafah im Süden liege bei mehr als 12 000 Personen pro Quadratkilometer, berichtete das UN-Nothilfebüro OCHA. Das entspricht viermal so viel wie vor Kriegsbeginn. Zum Vergleich: In Berlin leben im Schnitt rund 4100 Menschen auf einem Quadratkilometer, in der Hauptstadt von Bangladesch, Dhaka, sind es etwa 23 000 pro Quadratkilometer.

Rund 1,9 der etwa 2,2 Millionen Einwohner des schmalen Gazastreifens mussten wegen der Kämpfe ihre Häuser und Wohnungen verlassen. Israel hat sie aufgerufen, in sichere Zonen zu gehen, die das israelische Militär auf Landkarten eingezeichnet hat.

Solche Zonen gibt es aber nicht, betonen die Vereinten Nationen. Eine sichere Zone müsse mindestens Aufenthaltsmöglichkeiten, Schutz, Sanitäranlagen sowie genügend Nahrung und Trinkwasser bieten. Das sei nirgendwo der Fall. Bei den von Israel markierten Zonen handele es sich teils lediglich um Bürgersteige. Gebäude seien völlig überfüllt, viele Menschen kampierten unter freiem Himmel und ohne Schutz.

Dutzende weitere Ausländer sollen Gazastreifen verlassen

Die Ausreisen von Ausländern und Palästinensern mit zweitem Pass aus dem Gazastreifen gehen weiter. Am Freitag sollten Dutzende Menschen aus dem abgeriegelten Küstengebiet nach Ägypten ausreisen, wie aus einer Liste der palästinensischen Grenzbehörde am Übergang Rafah hervorging. Es handelt sich demnach um Menschen mit britischer, US-amerikanischer und mexikanischer Staatsbürgerschaft.

Seit Kriegsbeginn vor mehr als zwei Monaten reisten Hunderte Ausländer und Doppelstaatler über Rafah aus. Nach Angaben des ägyptischen Außenministeriums vom November hielten sich zeitweise etwa 7000 Menschen aus 60 Ländern im Gazastreifen auf, die ausreisen wollten.

Bocelli schreibt an freigelassene Geisel: "Ich bewundere Ihren Mut"

Der italienische Startenor Andrea Bocelli hat Medienberichten zufolge einer in den Gazastreifen entführten und später freigelassenen Frau aus Israel einen Brief geschrieben. "Ich wünschte, ich könnte Sie umarmen", schrieb der 65-Jährige darin, wie israelische Medien am Donnerstagabend meldeten. Die 85-Jährige hatte zuvor im israelischen Fernsehen berichtet, sie habe während ihrer Gefangenschaft jeden Morgen Bocellis Lieder gesummt, um die Zeit zu überstehen. Als Geisel habe sie weder Radio noch Fernsehen gehabt.

"Ich möchte Ihnen für die Emotionen danken, die Ihre Geschichte bei allen Menschen geweckt hat, die das Privileg hatten, sie zu hören, und insbesondere bei mir, denn ich bin, ganz unglaublich, ein Teil davon", hieß es im Brief des blinden Tenors aus der Toskana weiter.

@ dpa.de