Tarifverhandlungen, Handel

Der Tarifkonflikt im Einzelhandel steckt in einer Sackgasse.

10.11.2023 - 15:01:52

Tarifverhandlungen im Handel stecken fest. Die Arbeitgeber wollen das regionale Verhandlungsformat aufbrechen, die Gewerkschaft reagiert mit neuerlichen Warnstreiks.

  • Streiks vor Weihnachtszeit sind ein Druckmittel. - Foto: Matthias Balk/dpa

    Matthias Balk/dpa

  • Der Zug einer Demonstration zum Streik im Einzelhandel zieht am KaDeWe in Berlin vorbei. - Foto: Christoph Soeder/dpa

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Streiks vor Weihnachtszeit sind ein Druckmittel. - Foto: Matthias Balk/dpaDer Zug einer Demonstration zum Streik im Einzelhandel zieht am KaDeWe in Berlin vorbei. - Foto: Christoph Soeder/dpa

Längere Schlangen an den Kassen, viele leere Regalreihen - seit Monaten spüren auch Verbraucherinnen und Verbraucher die Auswirkungen des Tarifstreits im Groß- und Einzelhandel. Neuerliche bundesweite Warnstreiks gab es auch an diesem Freitag.

Die Gewerkschaft Verdi stellte darüber hinaus Einschränkungen im anstehenden Weihnachtsgeschäft in Aussicht, sollten sich die Arbeitgeber nicht bald bewegen. Mit der jüngsten Absage des Handels an das regionale Verhandlungsformat auf Länderebene steckt der Konflikt derzeit in einer Sackgasse.

«Wer Verhandlungen absagt, provoziert Streiks im Weihnachtsgeschäft», sagte Verdi-Vorständin Silke Zimmer. «Denn die Absage aller Verhandlungstermine im Einzelhandel ist eine Kampfansage an die Beschäftigten und ihre ehrenamtlichen Tarifkommissionen.»

Seit Monaten ringen beide Seiten um neue Tarife für Millionen Beschäftigte. Verhandelt wird separat für den Groß- und Einzelhandel regional in den 16 Bundesländern. Vor wenigen Tagen rief der Handelsverband Deutschland (HDE) zu einem Spitzengespräch auf Bundesebene mit dem Verdi-Bundesvorstand auf. «Ziel des Treffens ist eine Einigung über ein neues, effektives Verhandlungsformat», hieß es beim HDE. Bis dahin sähen die Handelsverbände in weiteren Verhandlungsrunden auf Landesebene keinen Sinn mehr.

Verdi fordert mindestens 2,50 Euro mehr pro Stunde

Die Gewerkschaft reagierte entrüstet. Der Vorschlag sei «ein einmaliger Vorgang in der Tarifgeschichte», teilte Zimmer seinerzeit mit. Er bedeute, «ein sogenanntes Spitzengespräch mit den Konzernvertretern zu führen - also mit genau den Personen, welche bislang monatelang eine Verbesserung der Angebote in den Tarifverhandlungen auf Arbeitgeberseite verhindert haben».

Verdi fordert im Einzelhandel unter anderem in allen Regionen mindestens 2,50 Euro mehr pro Stunde und eine Laufzeit von einem Jahr. Je nach Bundesland kommen weitere Forderungen hinzu. Die Arbeitgeber bieten eine Anhebung der Tarifentgelte um mindestens zehn Prozent in zwei Stufen sowie eine Inflationsausgleichsprämie von 750 Euro. Die Laufzeit soll demnach 24 Monate betragen.

«Mit diesem nochmals verbesserten Angebot der Arbeitgeber ist nunmehr die Schmerzgrenze in der Branche maximal ausgereizt», teilte der HDE jüngst mit. Die Arbeitgeber verweisen auf die angespannte Lage für den Handel. Vor allem die Konsumzurückhaltung, aber auch der Trend weg vom stationären Handel macht der Branche zu schaffen. Verdi hat die neue Offerte bereits als unzureichend abgelehnt.

Der Handelsverband hatte sich vor wenigen Wochen schon einmal in den regionalen Tarifkonflikt eingeschaltet und den Unternehmen empfohlen, die Entgelte schon vor einem offiziellen Tarifabschluss zu erhöhen. Nach einem Beschluss des tarifpolitischen HDE-Ausschusses besteht für tarifgebundene Unternehmen seit dem 1. Oktober die Möglichkeit, «freiwillige anrechenbare Vorweganhebungen in Höhe von 5,3 Prozent auszuzahlen», hieß es. Unter anderem die Rewe-Gruppe und einige andere Handelsunternehmen folgten dieser Empfehlung.

@ dpa.de