UN-Nothilfebüro, Unruhen

Das UN-Nothilfebüro (OCHA) warnt vor Unruhen im Gazastreifen, wenn die humanitäre Hilfe nicht deutlich aufgestockt wird.

12.01.2024 - 12:39:40

UN-Nothilfebüro warnt vor Unruhen im Gazastreifen

Die wenigen UN-Konvois, die es in den Norden schafften, würden direkt hinter dem Kontrollposten gestoppt und ausgeräumt, sagte ein OCHA-Vertreter am Freitag. "Der Grad der Verzweiflung der Menschen ist spürbar", sagte Andrea De Domenico, Leiter des OCHA-Büros für die palästinensischen Gebiete, der regelmäßig im Gazastreifen ist. Er sprach über Video-Verbindung mit Reportern in Genf.

De Domenico betonte, dass die Menschen nicht aggressiv seien, sondern ausgehungert und dringend mehr Hilfe benötigten. "Die Spannungen werden steigen, wenn wir die Hilfslieferungen nicht ausweiten können." Mitarbeiter hätten nach einer Fahrt in den Norden diese Woche berichtet, dass hinter den israelischen Kontrollposten Leichen auf der Straße lägen, die nicht geborgen worden seien. Im Norden leben nach Schätzungen noch 300 000 bis 400 000 Menschen.

Zu viele Konvois würden von den israelischen Behörden blockiert, sagte De Domenico. Das betreffe vor allem Treibstofflieferungen, auch an Krankenhäuser. Er sprach von einem "unvorstellbaren Ausmaß an Unmenschlichkeit". Als Grund gelte die Sorge, dass der Treibstoff von Terroristen abgezweigt und für Angriffe auf Israel genutzt werde.

Nach Angaben des UN-Kinderhilfswerks Unicef sind wegen der verheerenden hygienischen Zustände inzwischen mindestens 70 000 Kinder an Durchfall erkrankt. Für Kleinkinder kann das ohne Behandlung lebensgefährlich sein. 135 000 Minderjährigen drohe akute Unterernährung, sagte Lucia Elmi, Unicef-Vertreterin in den Palästinensischen Gebieten.

Israel kämpft seit dem Überfall von Terroristen aus dem Gazastreifen auf Israel und den Massakern vom 7. Oktober 2023 gegen die Palästinenserorganisation Hamas. Bei Bombardierungen, Raketeneinschlägen und Gefechten sind nach palästinensischen Angaben seitdem mehr als 23 000 Menschen ums Leben gekommen.

@ dpa.de