Carsharing, Deutschland

Carsharing in Deutschland wächst – und belastet die Umwelt

08.03.2017 - 17:55:42

Carsharing-Fahrzeuge und deren Nutzer werden immer zahlreicher. Das Geschäft lohnt sich für die Anbieter – die Stimmen der Kritiker, dass Carsharing die Umwelt belaste, werden jedoch zunehmend lauter. Über 1,7 Millionen Menschen waren im Januar 2017 bei Carsharing-Anbietern registriert. Das bedeutet einen Zuwachs 455.000 registrierten Fahrberechtigten (36,1 Prozent) gegenüber dem Vorjahr, wie der Bundesverband Carsharing bekanntgab (hier die Daten als PDF). Die Zahl der Carsharing-Fahrzeuge wurde im Jahr 2016 um 1.100 auf insgesamt 17.200 erhöht, dies entspricht einer Steigerung von 6,8 Prozent. Der meiste Zuwachs mit 430.000 neuen Fahrberechtigten entfällt hierbei auf die sogenannten Free-Floating-Angebote, die stationsunabhängig in großen Städten verteilt sind. Der Trend geht den Zahlen zufolge eindeutig hin zur größeren Flexibilität. Insgesamt verteilen sich 1,26 Millionen Nutzer auf Free-Floating-Angebote und 455.000 auf stationsbasiertes Carsharing.

Hohe Nutzerzahlen und attraktive Modelle im Angebot von Carsharing-Anbietern

Die mit Abstand größten Carsharing-Anbieter auf dem deutschen Markt sind Car2Go von Daimler mit 640.000 und DriveNow von BMW mit 600.000 registrierten Nutzern. Dahinter folgen Flinkster (300.000), Cambio (57.000) und Stadtmobil (52.000). Doch nicht nur der Markt der typischen Carsharing-Kleinwagen innerhalb der Städte entwickelt sich fort, auch weniger alltägliche Automodelle können auf Sharing-Portalen gemietet werden. Die Plattform Campanda hat sich beispielsweise auf die Vermietung von Wohnmobilen spezialisiert und bietet unter anderem klassische VW-Busse sowohl privater als auch kommerzieller Vermieter an. Reisende können sich durch dieses Sharing-Modell ihren Traum von der "Freiheit auf vier Rädern" erfüllen und private Campingwagenbesitzer umgekehrt ihr Fahrzeug anderen zur Verfügung stellen, falls sie es für einige Zeit nicht benötigen. In der Share Economy entsteht so für beide Seiten eine Win-Win-Situation.

Kritiker: Das erhöhte Aufkommen an Carsharing schadet der Umwelt

Der Großteil der typischen Carsharing-Angebote kommt jedoch nach wie vor von kommerziellen Anbietern. Vor allem die Betreiber der Free-Floating-Angebote, die eindeutig kommerziell ausgerichtet sind, sehen sich immer wieder mit Vorwürfen von Umweltschützern konfrontiert. Denn anstatt die Umwelt zu schonen und die Zahl der in der Stadt fahrenden Autos zu reduzieren, wie die zahlreichen Anbieter es sich immer wieder auf die Fahne schreiben, würde das wachsende Aufkommen an Sharing-Fahrzeugen der Umwelt schaden. Die häufig geäußerte Kritik beschreibt das Handelsblatt beispielhaft wie folgt: "Abends an der Haltestelle. Verabredet, die Zeit drängt, kein Bus in Sicht – aber ein Sharing-Auto. Schnell die Mitgliedskarte dranhalten, einsteigen, losfahren. Komme der Bus, wann er wolle." Der Motorverkehr werde durch das flexible Carsharing also nicht reduziert, sondern im Gegenteil noch gesteigert, da viele ohne dieses zusätzliche Angebot öffentliche Verkehrsmittel nutzen würden. Dies führe wiederum zu einem höheren Schadstoffausstoß und während der Rush Hour zu noch mehr Stau. Untermauert wird diese Kritik von einer civity-Studie, in der rund 115 Millionen Datensätze zum Thema Free-Floating-Carsharing erfasst und ausgewertet wurden. Die Ergebnisse der Studie besagen, dass mit dem Sharing-Angebot Entfernungsbereiche (in der Regel kürzer als 5 Kilometer) und Mobilitätsbedürfnisse abgedeckt werden, die ebenso gut auch mit umweltverträglicheren Verkehrsmitteln wie dem Fahrrad oder dem öffentlichen Nahverkehr bewältigt werden können. Aus diesen Fakten, kombiniert mit nicht repräsentativen Nutzeraussagen schlussfolgern die Urheber der Studie, dass das Carsharing eine "motorisierte Bequemlichkeitsmobilität im Nahbereich" darstellt.

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