Versandkosten, Fehler

Bonn - Obwohl sich der Negativtrend im E-Commerce weiter fortsetzt, ist die Versandpolitik vieler HĂ€ndler kurz vor Hochsaison mangelhaft.

24.10.2023 - 07:47:27

Versandkosten: Neun Fehler, die HĂ€ndler ausbremsen. Die Folge: Zahlreiche KĂ€ufe werden abgebrochen. Was HĂ€ndler falsch machen? Und wie der Spagat zwischen wettbewerbsfĂ€higen Kundenvorteilen und steigenden Kosten noch vor dem Black Friday gelingen kann? Dr. Tobias Maria GĂŒnter und Markus Goller, Experten in der Retail Practice von Simon-Kucher, erklĂ€ren, worauf es ankommt.

Verbraucher schrĂ€nken ihren Konsum ein, der Wettbewerbsdruck steigt. Gleichzeitig wird es fĂŒr HĂ€ndler immer teurer, ihre Ware zu versenden. Ein Dilemma kurz vor dem WeihnachtsgeschĂ€ft. Jetzt gilt es die neun folgenden Fehler zu vermeiden.

1. Pauschale Versandkosten

Undiffernzierte Versandkosten, die nicht auf die Marktumgebung abgestimmt sind? Ein großes Problem. So wie die Lieferung eines Sofas in der Regel mehr kostet, als die eines Bilderrahmens, darf auch der Versand von einem Armband mehr kosten, als der Versand von drei Uhren. Warum? Weil Versandkosten nicht nur nach Gewicht, sondern auch nach Marge berechnet werden sollten. NatĂŒrlich gilt es dabei Industrie-Standards, die Erwartungen der Kunden und das Vorgehen von Kern-Wettbewerbern zu beachten.

2. Kein oder falscher Mindestbestellwert

Ebenfalls fatal: Viele HĂ€ndler verzichten auf einen Mindestbestellwert fĂŒr kostenlosen Versand. Hier wird die Chance verpasst, die WarenkorbgrĂ¶ĂŸe optimal auszugestalten und ein effizientes Versandvolumen zu erreichen. Wichtig aber ist: Der Mindestbestellwert muss zur Produktwelt passen. Bei Großelektronik sind 500 Euro kein Problem, bei simplen Drogerieartikeln schon.

3. Keine Angebote fĂŒr preissensible Kunden

Lieferkosten angeben und sich dann wundern, dass preissensible Kunden nichts kaufen? Ein typisches PhĂ€nomen. Was hier vergessen wurde? Es braucht NotausgĂ€nge fĂŒr preissensible Kunden, also z. B. Coupons fĂŒr Gratis-Lieferungen, definierte Zeitfenster ohne Versand-GebĂŒhren (z. B. AktionszeitrĂ€ume), und/oder Loyalty-Programme fĂŒr kostenlosen Versand.

4. Nur Standardversand anbieten

FĂŒnf Tage Lieferzeit, obwohl das Geschenk fĂŒr die Geburtstagsfeier schon ĂŒbermorgen gebraucht wird? Hier wird wohl niemand auf Bestellen klicken. Wer heute keine alternativen Versand-Optionen anbietet, verpasst wichtige Einnahmen. Neben Expresslieferung, sollten auch flexible Lieferzeiten und Wochenend-Lieferungen in Betracht gezogen werden. Wichtig: Alternativen - ĂŒber den Standard-Versand hinaus - gilt es entsprechend des Mehrwehrts fĂŒr den Kunden zu monetarisieren und nicht kostenlos anzubieten.

5. Versand nicht fĂŒrs Marketing nutzen

Was die Marketing-Abteilung beim Meeting zur Versandstrategie verloren hat? Ganz schön viel! Ob CO2-Ausgleichszahlung, Re-Use von Kartons, reduzierter Plastikverbrauch oder digitale Rechnungen: Nachhaltige Initiativen rund um den Versand sollten aktiv kommuniziert werden. Auch im digitalen Warenkorb. Das dient nicht nur der Kundenbindung, sondern hilft auch bei der Markenpositionierung.

6. Kostenfreie Retouren fĂŒr alle Produkte anbieten

Retouren gelten aus HĂ€ndlersicht als "Gewinnvernichter", werden von deutschen Konsumenten aber oft vorausgesetzt. Trotzdem ist es wichtig zu differenzieren. Bei besonders großen oder extrem schweren Produkten wie Möbeln, SportgerĂ€ten etc. sollten Retouren kostenpflichtig sein. Gleichzeitig kann ein Mindestbestellwert fĂŒr gratis Retouren helfen, den Kostenfaktor einzudĂ€mmen. Einzige Ausnahme: BeschĂ€digte Waren. Diese sollten immer ohne Aufpreis zurĂŒckgesendet werden können.

7. Keine Maßnahmen gegen Bracketing

Sieben Vasen bestellen, weil man sich unsicher ist, welche am Schönsten aussieht? Wer mehrere Ă€hnliche Produkte bestellt, aber vorhat nur eins zu behalten, betreibt Bracketing. Ein Albtraum fĂŒr HĂ€ndler - vor allem bei kostenlosen Retouren. Wie HĂ€ndler den Schaden eingrenzen können? Indem sie z. B. kostenfreie Retouren nur in Filialen zulassen, zwar Retourkosten erheben doch diese als Gutschein erstatten oder kostenfreie Retouren nur unter der Bedingung gestatten, dass man einen Nutzeraccount besitzt, kein einziges der Produkte behĂ€lt oder zurĂŒckgeschickte Ware direkt gegen andere Produkte umtauscht.

8. Kosten sind nicht transparent

Unerwartete Versandkosten, versteckte GebĂŒhren: das verdirbt das Shopping-Erlebnis. Wer beim Check-Out einen höheren Betrag zahlen soll als erwartet, bricht den Einkauf wohl ab. Ebenso fatal: Mit einer kostenfreien Lieferung werben, wenn es einen Mindestbestellwert oder anderweitige Bedingungen gibt. HĂ€ndler können es sich nicht leisten, das Vertrauen ihrer Kunden zu verspielen. Und machen es oft dennoch. Richtig wĂ€re: Versandbedingungen ĂŒber die komplette Customer Journey klar kommunizieren. Und statt falscher Versprechen lieber den noch offenen Betrag anzeigen, ab dem der Versand kostenlos wird. Das ist dann auch Anreiz, weitere Produkte in den Warenkorb zu packen. Eine Win-Win-Situation.

9. Auf BauchgefĂŒhl statt Daten setzen

Feldexperimente zum Bestellverhalten sind Zeit- und Geldverschwendung? Wer so denkt, setzt seine Kundschaft aufs Spiel. TatsĂ€chlich ist es wichtig, durch regelmĂ€ĂŸige Tests Kundenreaktionen zu messen, Versand- und Retourkosten entsprechend zu optimieren und die Auswirkungen der angepassten Versandpolitik auf Bestellanzahl, Bestellhöhe, Kaufmuster und Kundenreaktionen erneut zu testen.

Das Fazit? Wer seine Versandpolitik optimiert, kann nicht nur seine Einnahmen erhöhen, sondern auch Marke und Kundenbindung stĂ€rken. HĂ€ndler sollten die eigene Strategie daher regelmĂ€ĂŸig prĂŒfen.

Dr. Tobias Maria GĂŒnter ist im globalen Consumer Sector von Simon-Kucher am Standort Bonn mit Fokus auf Handel, KonsumgĂŒter & Systemgastronomie. Aus zahlreichen nationalen und internationalen Projekten verfĂŒgt er ĂŒber langjĂ€hrige und umfangreiche Erfahrung und Expertise zur Entwicklung handelsspezifischer Lösungen in den Bereichen Pricing, Sortiment, Category Management, Marketing, Promotions und Customer Journey.

Markus Goller ist Senior Director im Kompetenzzentrum Handel von Simon-Kucher in Bonn. Er verfĂŒgt ĂŒber neun Jahre Beratungserfahrung und unterstĂŒtzt Handelsunternehmen jeder GrĂ¶ĂŸe dabei, ihr Umsatzwachstum durch intelligente Preis-, Werbe-, Kundenbindungs- und Monetarisierungsstrategien zu steigern.

FĂŒr detaillierte Einblicke in das Thema oder Interviewanfragen stehen unsere Experten gerne zur VerfĂŒgung.

Über Simon-Kucher

Simon-Kucher ist eine globale Unternehmensberatung mit ĂŒber 2.000 Mitarbeitenden in 30 LĂ€ndern weltweit. Unser Fokus: "Unlocking better growth". Wir helfen unseren Kunden, verantwortungsvoll und nachhaltig zu wachsen, indem wir jeden Aspekt ihrer Unternehmensstrategie optimieren, von Produkten und Preisen bis hin zu Innovation, Digitalisierung, Marketing und Vertrieb.

Mit 37 Jahren Erfahrung in Monetarisierung und Pricing gelten wir als weltweit fĂŒhrend in den Bereichen Preisberatung und Unternehmenswachstum.

Pressekontakt:

FĂŒr RĂŒckfragen und detaillierte Informationen stehen wir Ihnen gerne
zur VerfĂŒgung:
Linda Katharina Klein (Communications & Marketing Manager)
Tel: +49 173 5381929
E-Mail: linda.klein@simon-kucher.com

Original-Content von: Simon-Kucher & Partners ĂŒbermittelt durch news aktuell

http://ots.de/55f3a0

@ presseportal.de