Jérôme Boateng, Bayern

Zweimal schon haben Münchner Gerichte Fußball-Weltmeister Jérôme Boateng für gewalttätige Attacken auf seine Ex-Freundin verurteilt.

21.09.2023 - 11:13:25

Nächste Runde in Boateng-Prozess. Doch nun geht es weiter.

Das Verfahren gegen Ex-Fußballnationalspieler Jérôme Boateng geht in die nächste Runde. Die Hauptverhandlung findet vor dem Bayerischen Obersten Landesgericht die Hauptverhandlung im Revisionsverfahren statt. Nach Gerichtsangaben soll direkt an dem Tag entschieden werden, ob das Urteil des Landgerichts München I Bestand hat - oder ob der Prozess neu aufgerollt werden muss.

Das Landgericht München I hatte den heute 35-jährigen Boateng wegen Angriffen auf seine Ex-Freundin in einem Karibik-Urlaub in zweiter Instanz zu einer Geldstrafe von 120 Tagessätzen zu je 10.000 Euro verurteilt - insgesamt 1,2 Millionen Euro.

«Für uns ist der Sachverhalt mehr als nachgewiesen», hatte Richter Andreas Forstner in der Urteilsbegründung gesagt. Boatengs Verteidiger hatten dagegen einen Freispruch für den Fußballprofi beantragt. Sie gingen davon aus, dass seine Ex-Freundin die Vorwürfe «im Kampf um die Kinder» erfunden und «instrumentalisiert» habe.

Boatengs Anwalt kritisiert Richter

Sein Anwalt Leonard Walischewski fordert nun eine Aufhebung des Urteils. «Das Verfahren war erschütternd unfair», sagte er. «Der Angeklagte Boateng war schon endgültig verurteilt, bevor das Berufungsverfahren überhaupt begonnen hatte.» Er sei damals «in seinem Recht auf ein faires Verfahren verletzt» worden, so Walischewski. «Der Vorsitzende Richter war nicht neutral, er war nicht distanziert.»

Dabei bemängelte er vor allem, dass der Richter selbst daran beteiligt gewesen sei, einen Befangenheitsantrag gegen sich selbst abzulehnen. Außerdem habe der Vorsitzende betont, dass weitere Beweisanträge von Boateng und seinen Verteidigern sich negativ auf eine Strafe auswirken könnten. Der Anwalt warf dem Richter «prozesswidriges und willkürliche Verhalten» vor. «Der Vorsitzende wollte nicht aufklären.»

Äußerst langwieriger Rechtsstreit

Sollte das Urteil vom Oktober 2022 rechtskräftig werden, wäre der Fußball-Weltmeister von 2014 vorbestraft. Boateng, dessen frühere Lebensgefährtin und auch die Staatsanwaltschaft hatten Revision gegen das Urteil eingelegt.

Der Rechtsstreit ist äußerst langwierig. Das Amtsgericht München hatte bereits im Jahr 2021 eine höhere Geldstrafe gegen Boateng verhängt, jedoch war die Zahl der Tagessätze nur halb so hoch - 60 Tagessätze zu je 30.000 Euro, also insgesamt 1,8 Millionen Euro. Ab mehr als 90 Tagessätzen gelten Verurteilte als vorbestraft. Nun ist das dritte Gericht in dieser Sache am Zug.

Sollte das Urteil aufgehoben werden, würde der Fall an eine andere Kammer des Landgerichts zurückverwiesen - für die vierte Runde in dem Verfahren.

@ dpa.de