Griechenland, Unwetter

Weiterhin retten Feuerwehr und Militär Menschen aus überfluteten Dörfern.

08.09.2023 - 12:56:58

Höhe der Flut-Schäden in Griechenland kaum abzuschätzen. Die Zahl der Toten stieg auf sieben, die der Vermissten ist noch nicht klar. Sicher ist: Die Folgen der Überschwemmungen sind katastrophal.

  • Durch das Hochwasser sind ganze Regionen in Mittelgriechenland schwierig zu erreichen. - Foto: Vaggelis Kousioras/AP/dpa

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  • Eine Brücke in der Region Thessalien ist weggespült worden. - Foto: Antonis Nikolopoulos/XinHua/dpa

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Durch das Hochwasser sind ganze Regionen in Mittelgriechenland schwierig zu erreichen. - Foto: Vaggelis Kousioras/AP/dpaEine Brücke in der Region Thessalien ist weggespült worden. - Foto: Antonis Nikolopoulos/XinHua/dpa

Das gewaltige Ausmaß der Zerstörungen in Mittelgriechenland wird allmählich sichtbar. Mindestens acht Dörfer seien durch das Wasser weiterhin von der Außenwelt abgeschnitten, berichtete der Nachrichtensender ERTnews. Ganze Landstriche liegen unter Wasser, wie Aufnahmen von Drohnen zeigten. Zehn Hubschrauber sowie gepanzerte Fahrzeuge waren am Freitag im Einsatz, um die Menschen zu retten, darunter Ältere, Kleinkinder, Babys und schwangere Frauen. Auch ein weiterer Toter wurde geborgen, womit die Zahl der Opfer auf sieben stieg.

Insgesamt seien bislang fast 2000 Menschen gerettet worden, sagte Feuerwehrsprecher Vasilios Vathrakogiannis. Wie viele Menschen vermisst werden, blieb weiterhin unklar, weil viele Dörfer noch von den Wassermassen umschlossen und von der Umgebung abgeschnitten sind.

Zwei Österreicher vermisst

Einem Bericht der österreichischen Nachrichtenagentur APA zufolge wurden in der Region zwei Österreicher vermisst. «Zum aktuellen Zeitpunkt müssen wir leider bestätigen, dass zwei österreichische Staatsbürger am von den Unwettern stark betroffenen Pilion vermisst werden», bestätigte das Außenministerium in Wien der österreichischen Nachrichtenagentur APA.

Die griechischen Behörden veröffentlichten bislang keine Information zu den vermissten Österreichern, weil die Lage noch zu unübersichtlich ist. Ein Vermieter von Ferienwohnungen in der Ortschaft Xinovrysi hatte bereits am Dienstag griechischen Medien gesagt, dass ein junges österreichisches Ehepaar von der Sturzflut erfasst worden und samt Ferienhaus ins Meer gespült worden sei. Seitdem fehle jede Spur vom Paar, das aus Graz stammen soll.

Der griechische Wetterdienst Meteo veröffentlichte am Freitag eine Karte, die das Ausmaß der Überschwemmungen zeigte. Besonders dramatisch ist die Lage demnach in der Gemeinde Karditsa, die einem großen See gleicht. Insgesamt seien rund 72.000 Hektar Fläche überschwemmt.

Die Lage in der Hafenstadt Volos

In den frühen Morgenstunden des Freitags wurde auch für die Stadt Larisa Alarm ausgelöst - dort erreichte der Fluss Pinios einen Pegelstand von 9,5 Metern, während es normalerweise rund vier Meter sind, wie die Tageszeitung «Kathimerini» schrieb. Die Feuerwehr evakuierte mehrere Stadtteile, die von einem Übertreten des Flusses betroffen wären.

In der Hafenstadt Volos mit rund 150.000 Einwohnern ist die Lage derweil ebenfalls katastrophal: Die Stadt ist weitgehend von der Außenwelt abgeschnitten, weil Straßen überflutet oder zerstört sind und unzählige Tonnen Matsch in die Stadt gespült wurden. Das Trinkwasser und auch Nahrungsmittel in Supermärkten gingen zur Neige, berichteten griechische Medien.

Die griechische Wetterbehörde EMY erklärte das Sturmtief «Daniel» derweil für beendet. Seit Montag hatte es sich über der mittelgriechischen Region Thessalien festgesetzt und bis Donnerstag angehalten. Die Niederschlagsmengen von «Daniel» übertrafen alles, was griechische Meteorologen bislang gemessen hatten. So fielen örtlich zwischenzeitlich mehr als 700 Liter Wasser je Quadratmeter in weniger als 24 Stunden.

Noch sind die Schäden kaum abzusehen - die Hafenstadt Volos verzeichnet gewaltige Infrastrukturschäden. Die gesamte Region Thessalien gilt als die «Kornkammer» Griechenlands, hier stehen die meisten Felder teils meterhoch unter Wasser. Was das für die Landwirte und die Ernte bedeutet, ist noch kaum abzuschätzen. Fachleute sprachen in griechischen Medien von Schäden bei Infrastruktur und Landwirtschaft, die in die Milliarden gehen könnten.

Dramatische Szenen bei Rettung der Flutopfer

Aus den überfluteten Gebieten in Mittelgriechenland sind am Freitag Hunderte Menschen aus Dörfern gerettet worden. Sie waren wegen der Wassermassen tagelang von der Umgebung abgeschnitten. Vor allem viele ältere und kranke Menschen, aber auch Schwangere und Kleinkinder wurde mit Hubschraubern auf einen Sportplatz der Stadt Karditsa gebracht, wie griechische Medien berichteten. Viele Gerettete waren am Ende ihrer Kräfte, manche hatten tagelang nichts gegessen und kaum getrunken. «Ich habe Kriege und Hungersnot erlebt, aber so etwas noch nie», sagte die 104 Jahre alte Stavroula Brazioti, die aus dem Ort Piniada geholt worden war, dem Sender ERTnews. Unter den Geretteten waren zahlreiche ältere und kranke Menschen, die zum Teil seit Tagen keine Medikamente erhalten hatten. Viele weinten, bedankten sich bei den Feuerwehrleuten und berichteten von ihren Erlebnissen.

@ dpa.de