Bundeswehrsoldat, Bedrohung

Vier Menschen sterben bei einer Gewalttat im Landkreis Rotenburg.

03.03.2024 - 15:21:38

Bundeswehrsoldat vor Tat wegen Bedrohung angezeigt. Die Noch-Ehefrau des Verdächtigen und ihr mutmaßlich neuer Freund haben zuvor Hilfe vor dem Tatverdächtigen gesucht.

Vor der Gewalttat im Landkreis Rotenburg haben die Noch-Ehefrau und ihr mutmaßlich neuer Freund, der am Freitag getötet wurde, den Tatverdächtigen wegen Bedrohung angezeigt. «Die beiden sind vor Kurzem bei uns gewesen», sagte Polizeisprecher Heiner van der Werp am Sonntag. Die Noch-Ehefrau sei am Leben, zur Identität der anderen drei Opfer äußerte sich der Polizeisprecher nicht. Zuvor hatte der NDR berichtet. 

Zeitnah nach der Anzeige gab es eine sogenannte Gefährderansprache, so Polizeisprecher Heiner van der Werp. Dem 32 Jahre alten Bundeswehrsoldaten hätten also Polizisten die Situation erklärt und mögliche Konsequenzen geschildert. «Also eine deeskalierende Maßnahme». Die genauen Inhalte des Gesprächs kannte der Sprecher nicht. «Alles andere wird jetzt im Anschluss an die Taten natürlich überprüft», sagte van der Werp. Weitere Anzeigen gegen den Verdächtigen seien ihm nicht bekannt, weshalb sie aber nicht auszuschließen seien.

Motivlage im familiären Umfeld ist wahrscheinlich

Der tatverdächtige Deutsche soll am Freitag in Westervesede, einer Ortschaft der Gemeinde Scheeßel, in einem Einfamilienhaus zwei Menschen umgebracht haben: einen 30 Jahre alten Mann und eine 55 Jahre alte Frau. Dann soll der Mann in dem zur Samtgemeinde Bothel gehörenden Bockel eine 33 Jahre alte Frau und ein drei Jahre altes Kind erschossen haben. Auch hier ist der Tatort ein Einfamilienhaus.

Über den Stand der Ermittlungen gab es am Sonntag seitens der Staatsanwaltschaft Verden keine Angaben. Somit blieben auch die Beziehungen des Verdächtigen zu den anderen Opfern weiter unklar. «Eine Motivlage im familiären Umfeld kann nicht ausgeschlossen werden», hieß es in einer Mitteilung vom Freitag. 

Trauer und Anteilnahme in der Nachbarschaft

Die Gewalttat erschüttert die Menschen. Mit Blumen und Kerzen gedachten Nachbarn der Opfer. Vor einem Haus in Scheeßel waren ein Blumenstrauß und ein paar Kerzen abgestellt, berichtete am Samstag ein dpa-Fotograf. Ein Zettel mit der Aufschrift «Wir sind in Gedanken bei euch! Eure Nachbarn» war ausgelegt. Ein Polizeistreifenwagen stand vor dem versiegelten Haus. Auch vor dem zweiten Tatort in der wenige Minuten entfernten Samtgemeinde Bothel standen Kerzen vor dem Haus. 

Der Tatverdächtige soll sich am Freitagmorgen an der Von-Düring-Kaserne in der Stadt Rotenburg (Wümme) gestellt haben und kam am Freitagnachmittag in Untersuchungshaft. Ob er sich zu den Vorwürfen geäußert hat, war am Sonntag noch nicht bekannt. Geprüft wurde auch, ob die Tatwaffe von der Bundeswehr stammt. Bei der Bundeswehr fehlte nach dpa-Informationen in dem Zusammenhang jedoch keine Waffe.

In dem in der Nähe der Kaserne abgestellten Auto des Verdächtigen steckte am Freitag in der Fahrertür ein Molotowcocktail, im Kofferraum neben einem Bundeswehr-Rucksack lag Patronenmunition. Was der Mann damit vorhatte, war zunächst nicht bekannt.

Verteidigungsminister Boris Pistorius hatte sich am Freitag bestürzt über die Tat gezeigt. «Die mehrfache Tötung von unschuldigen Menschen in Scheeßel ist einfach grauenvoll», sagte der SPD-Politiker.  Vieles spreche für eine Tat im Kontext einer privaten Beziehung. «Aber das ist alles Spekulation, daran will und kann ich mich jetzt nicht beteiligen», erklärte der Minister. «Mein Mitgefühl ist bei den Angehörigen der Opfer, so ein Verbrechen ist einfach furchtbar.»

@ dpa.de