Corona-Sorgen, Advent

Viele husten und niesen gerade, und auch Corona-Ansteckungen nehmen wieder zu.

10.12.2023 - 10:54:45

Mehrheit mit keinen größeren Corona-Sorgen im Advent

Weihnachtsmärkte, Betriebsfeiern, Familientreffen: Die Adventszeit ist da - nun erstmals wieder ohne Corona-Schutzvorgaben. Und Befürchtungen vor Infektionen spielen laut einer Umfrage bei den meisten Menschen auch keine größere Rolle mehr.

Fast zwei Drittel machen sich tendenziell keine Sorgen vor einer Ansteckung im Advent oder zu Weihnachten, wie die Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur ergab. Deshalb gar nicht in Sorge sind 36 Prozent, eher nicht 28 Prozent. Sehr besorgt sind 6 Prozent, etwas 24 Prozent. Gesundheitsminister Karl Lauterbach rief angesichts vieler neuer Infektionen aber erneut zur Vorsicht auf.

«Corona bleibt gefährlich. Es ist keine Erkältung, die man sich bedenkenlos jede Saison einfangen kann», sagte der SPD-Politiker der «Bild am Sonntag». Vielmehr befalle Corona oft auch die Blutgefäße oder schwäche das Immunsystem und lasse sich daher viel zu häufig nicht komplett auskurieren. Lauterbach hatte kürzlich schon deutlich gemacht, dass sich aus Berechnungen unter anderem nach Daten des Abwassermonitorings aktuell eine große Corona-Welle erkennen lässt.

«Wer Krankheit unterm Weihnachtsbaum so gut es geht vermeiden will, sollte sich möglichst in den nächsten Tagen schnell noch impfen lassen – am besten gegen Grippe und Corona gleichzeitig», sagte Lauterbach. Die Ständige Impfkommission empfiehlt Corona-Impfungen für Menschen ab 60 Jahren und mit Risikofaktoren wie chronischen Erkrankungen. Der Minister riet zudem, «lieber noch mal Maske in Bus und Bahn» zu tragen. Wenn es gehe, sollte man «lieber im Homeoffice bleiben, als die Bürogesellschaft zu genießen». Kurz vor Weihnachten sollte man «am besten auf große Feiern in Innenräumen verzichten».

Lauterbach: Gefahr wird unterschätzt

Dass die adventliche Stimmung gerade optimistischer zu sein scheint als die Corona-Lage, hatte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach kürzlich anklingen lassen. «Im Moment wird die Gefahr, die von Covid ausgeht, tatsächlich unterschätzt», sagte der SPD-Politiker nach einem Fachtreffen zu Long-Covid-Beeinträchtigungen. Nach seinen Angaben lässt sich aus Berechnungen eine Corona-Welle erkennen - mit einer Inzidenz von etwa 1700 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in sieben Tagen. Laut Robert Koch-Institut (RKI) hat dieses hohe Niveau wegen der größeren Immunität durch Impfungen und Infektionen nun aber eine andere Bedeutung als in der Pandemie, in den Intensivstationen der Krankenhäuser spiegele sich dies vorerst auch nicht wider.

Auflagen zu Masken, Tests und Quarantäne wie noch im Winter 2022 gibt es nun nicht. Gerade mit Blick auf die Festtage rief Lauterbach Menschen ab 60 Jahren oder mit anderen Risikofaktoren aber auf, empfohlene Impfungen und Auffrischimpfungen zu nutzen. Wenn man sich jetzt impfen lasse, sei es auch noch «der optimale Zeitpunkt» für eine volle Wirkung bis zum Weihnachtsfest. Es sei enttäuschend, dass bisher nur drei Millionen Menschen Impfungen mit neuen, an aktuelle Virusvarianten angepassten Präparaten wahrgenommen hätten.

Auch jenseits staatlicher Vorgaben gibt es Appelle zur Vorsicht. Eine FFP2-Maske etwa beim Bahnfahren oder im Supermarkt zu tragen, sei ein sehr vernünftiges Verhalten, sagte der rheinland-pfälzische Gesundheitsminister Clemens Hoch (SPD) der dpa. «Wir haben gerade eine heftige Infektionswelle. Nicht nur Corona, sondern auch andere Viren sind aktuell sehr im Umlauf. Die Leute werden zum Teil richtig krank.» Lauterbach empfahl, im Zweifel bei Besuchen bei Menschen aus Risikogruppen Maske zu tragen oder sich zu testen. «Denn nichts ist schlimmer als ein Weihnachtsfest, wo man jemanden infiziert, der dann schwer erkrankt und möglicherweise nicht mehr komplett genesen wird.»

@ dpa.de