Hochwasser Pegelstände, Tagen

Seit Tagen sind Einsatzkräfte pausenlos in den von Überflutungen betroffenen Gebieten unterwegs.

03.01.2024 - 14:01:49

Hochwasser: Pegelstände steigen weiter. Ein Ende der Überschwemmungen ist nicht in Sicht - im Gegenteil: Die Pegelstände könnten weiter steigen.

  • Ein Bauernhof im Bremer Stadtteil Timmersloh steht unter Wasser. - Foto: Sina Schuldt/dpa

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  • Hochwasser der Glan in Altenglan-Patersbach in Rheinland-Pfalz. - Foto: Harald Tittel/dpa

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  • Gehwege und Bootsstege sind am Ufer der Trave in Lübeck vom Hochwasser umgeben. - Foto: Marcus Brandt/dpa

    Marcus Brandt/dpa

Ein Bauernhof im Bremer Stadtteil Timmersloh steht unter Wasser. - Foto: Sina Schuldt/dpaHochwasser der Glan in Altenglan-Patersbach in Rheinland-Pfalz. - Foto: Harald Tittel/dpaGehwege und Bootsstege sind am Ufer der Trave in Lübeck vom Hochwasser umgeben. - Foto: Marcus Brandt/dpa

In den Hochwassergebieten in Deutschland herrscht große Sorge vor weiter steigenden Pegelständen. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) kündigte Dauerregen mit gebietsweise großen Regenmengen an.

Angespannte Lage in Niedersachsen

Nach einer Nacht mit heftigem Regen und kräftigem Wind ist die Hochwasserlage in Teilen von Niedersachsen und Bremen weiter kritisch. Nach einer Übersicht des Niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz liegen weiter viele Pegelstände von Flüssen bei der Meldestufe 3. Das bedeutet, dass die Gefahr von größeren Überschwemmungen besteht.

Betroffen waren Orte an der Weser, Aller und Leine sowie teilweise auch deren Nebenflüsse. Auch der Fluss Hase, ein Nebenfluss der mittleren Ems im Landkreis Osnabrück, erreichte die Meldestufe 3. Für zahlreiche Gebiete warnte die Behörde vor einem großen Hochwasser. Im Bundesland Bremen ist etwa der Bremer Ortsteil Timmersloh von Überschwemmungen betroffen.

Vielerorts stehen große Flächen unter Wasser. Mit zahlreichen Einsatzkräften kämpfen viele Orte und Städte gegen Überschwemmungen, sichern Deiche und errichten zusätzliche Schutzbarrieren. Angespannt ist die Lage in den Landkreisen Celle, Oldenburg, Emsland, Osterholz, Heidekreis und Verden.Große Regenmengen erwartet

Nach wie vor sind Niedersachsen, Teile Nordrhein-Westfalens, der Süden Sachsen-Anhalts und der Norden Thüringens besonders betroffen. In Ostbayern sollte in der Nacht stellenweise die Meldestufe zwei erreicht werden, wie der Hochwassernachrichtendienst des bayerischen Landesamtes für Umwelt mitteilte. Im Einzugsgebiet des Flusses Regen im Landkreis Cham sei sogar die Stufe 3 möglich. Auch im Landkreis Bamberg in Nordbayern wird an einigen Flüssen das Erreichen dieser Warnstufe erwartet.

Schulpflicht ausgesetzt

Im Hochwassergebiet an der Landesgrenze von Sachsen-Anhalt und Thüringen wird die Schulpflicht in einigen Orten ausgesetzt. In Kelbra, Roßla und Wallhausen bleiben die Schulen am Donnerstag und Freitag geschlossen, teilte der Landkreis Mansfeld-Südharz am Dienstagabend mit. Eine Notbetreuung werde eingerichtet. In der Nacht trat in Thüringen die Leina im gleichnamigen Ort über die Ufer.

In Altenglan in Rheinland-Pfalz könnte wegen des anhaltenden Regens ein Regenrückhaltebecken überlaufen. Deshalb war am Dienstagabend zunächst eine Evakuierung der Gebäude in einer Straße angekündigt worden. Die Anwohner könnten allerdings nun vorerst in ihren Häusern bleiben, sagte ein Feuerwehrsprecher der Deutschen Presse-Agentur gegen 22.00 Uhr. Auch in der Nacht blieb die Lage vorerst stabil.

In Niedersachsen war am Dienstag die Landes-Reserve von rund 1,9 Millionen Sandsäcken bis auf einen kleinen Rest aufgebraucht, wie der Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) in der Nacht mitteilte. Das Bundesland greife inzwischen auch auf Reserven anderer Bundesländer zurück. Rund 1,5 Millionen Säcke habe Niedersachsen so inzwischen erhalten. Mit den Sandsäcken werden etwa Deiche verstärkt.

Das Technische Hilfswerk (THW) geht nach Angaben seiner Präsidentin Sabine Lackner davon aus, dass die Herausforderungen für die Katastrophenschutz-Organisation generell immer größer werden. Momentan sei das THW im Bevölkerungsschutz zwar gut aufgestellt und könne in der derzeitigen Hochwasserlage effiziente Hilfe an vielen Orten gleichzeitig leisten, sagte Lackner der «Rheinischen Post». «Dennoch führt uns die aktuelle Lage einmal mehr dramatisch vor Augen, dass die Herausforderungen an das THW immer größer werden, auch durch Extremwettereignisse, deren massive Auswirkungen wir derzeit in verschiedenen Regionen Deutschlands erleben.»

Hochwasser-Ereignisse in Zukunft wohl öfter

Als Konsequenz aus dem Hochwasser fordern Experten ein Umdenken beim Schutz vor Überschwemmungen. «Im Zuge des Klimawandels, wo sich die Hochwasser-Prozesse ändern werden, werden wir sicher andere Arten von Hochwässer in Zukunft sehen», sagte Ralf Merz, Hydrologe am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Halle (Saale), im Deutschlandfunk. «Solche langen Hochwasser-Ereignisse wird es auch in Zukunft sicher öfter geben.»

Viele Schäden könnten vermieden werden, sagte der Hydrologe. Merz zufolge sollte darüber nachgedacht werden, ob der aktuelle Hochwasserschutz so noch funktioniere. «Denn vielleicht ist jetzt das, was wir aus der Vergangenheit gelernt haben, nicht immer eine gute Maßnahme für die Zukunft.»

Der Experte verwies zum Beispiel darauf, dass es nun viel weniger Flussauen gebe - also natürliche Überschwemmungsgebiete. Zugleich gab der Experte zu bedenken: «Einen hundertprozentigen Hochwasserschutz werden wir natürlich nie haben. Das ist finanziell und technisch nicht machbar und von der Landschaft nicht umrüstbar.»

@ dpa.de