Tauchroboter, Menschen

Nach dem Zusammenstoß zweier Frachtschiffe in der Nordsee werden weiterhin vier Seeleute vermisst.

25.10.2023 - 12:16:00

Tauchroboter findet keine Menschen in Wrack. Rettungskräfte suchen stundenlang nach ihnen. Auch ein Tauchroboter ist im Einsatz.

  • Das Frachtschiff «Polesie» wird von zwei Schleppern an den Kai der Seebäderbrücke in Cuxhaven gezogen. - Foto: Jonas Walzberg/dpa

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  • Rettungskräfte waren mit mehreren Schiffen, Tauchern und Hubschraubern im Einsatz, um nach den Schiffbrüchigen zu suchen. - Foto: Die Seenotretter – DGzRS/dpa

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  • Das Frachtschiff «Polesie» in Cuxhaven. - Foto: Sina Schuldt/dpa

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Das Frachtschiff «Polesie» wird von zwei Schleppern an den Kai der Seebäderbrücke in Cuxhaven gezogen. - Foto: Jonas Walzberg/dpaRettungskräfte waren mit mehreren Schiffen, Tauchern und Hubschraubern im Einsatz, um nach den Schiffbrüchigen zu suchen. - Foto: Die Seenotretter – DGzRS/dpaDas Frachtschiff «Polesie» in Cuxhaven. - Foto: Sina Schuldt/dpa

Nach dem Zusammenstoß zweier Frachter in der Nordsee nahe Helgoland hat ein ferngesteuerter Tauchroboter keine Lebenszeichen in dem Wrack entdeckt. Es hätten keine Menschen erkannt werden können, sagte ein Sprecher des Havariekommandos der Deutschen Presse-Agentur.

Die Sicht sei nicht schlecht gewesen, das Gerät habe in die Brücke des gesunkenen Küstenmotorschiffs «Verity» filmen können. Die Auswertung der Daten des Unterwasserfahrzeugs laufe aber noch. Ein erneuter Tauchgang mit Tauchern zu dem Wrack in rund 30 Metern Tiefe sei definitiv nicht geplant.

Nachdem die «Verity» am Dienstagmorgen nach der Kollision gesunken war, konnten Rettungskräfte zwei Seeleute aus dem Wasser retten. Ein Seemann wurde tot geborgen. Vier Menschen der siebenköpfigen Besatzung des Frachters gelten weiter als vermisst. Die Suche nach ihnen wurde inzwischen eingestellt.

Unfallursache weiter unklar

Der Unfall der Frachter «Verity» und «Polesie» ereignete sich rund 22 Kilometer südwestlich der Hochseeinsel Helgoland und 31 Kilometer nordöstlich der ostfriesischen Insel Langeoog. Wie es dazu kam, ist weiterhin unklar. Der Unfallort ist eines der meistbefahrenen Seegebiete weltweit. Denn in der Deutschen Bucht verlaufen laut Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) zwei international eingerichtete Schifffahrtsstraßen in Ost-West-Richtung.

Die unter der Flagge Großbritanniens fahrende 91 Meter lange «Verity» hatte laut dem Havariekommando sogenannte Stahl-Coils geladen, also Rollen aus großen Blechen. Das Schiff der britisch-niederländischen Reederei Faversham Ships war auf dem Weg von Bremen nach Immingham, einem Hafen an der englischen Nordseeküste.

Der andere Frachter, die mit 190 Metern Länge größere «Polesie», war unter der Flagge der Bahamas auf dem Weg von Hamburg nach La Coruña in Spanien unterwegs. Der Frachter konnte aus eigener Kraft nach Cuxhaven fahren.

130 Kubikmeter Dieseltreibstoff

Der untergegangene Frachter «Verity» hatte rund 130 Kubikmeter Dieseltreibstoff an Bord. «Wir müssen davon ausgehen, dass Treibstoffe ausgetreten sind», sagte der Sprecher des Havariekommandos.

Kollisionen sind nach Angaben der Allianz die zweithäufigste Ursache von Schifffahrtsvorfällen in den vergangenen Jahren gewesen. Allein im vergangenen Jahr seien 280 Kollisionsunfälle mit größeren Schiffen gemeldet worden. Sie machten 2022 demnach etwa einen von zehn der weltweit über 3000 gemeldeten Schifffahrtsvorfälle aus und sorgten damit nach Maschinenschäden beziehungsweise -ausfällen am zweithäufigsten für solche Vorfälle.

Blickt man auf die vergangenen zehn Jahre, auf 2013 bis Ende 2022, so wurden den Angaben nach fast 3100 Kollisionsereignisse mit Schiffen gemeldet. Auch in diesem längeren Zeitraum seien Kollisionen somit nach Maschinenschäden beziehungsweise -ausfällen die zweithäufigste Ursache für Schiffsunfälle weltweit gewesen.

Bundesstelle ermittelt

Inzwischen hat die Bundesstelle für Seeunfalluntersuchung (BSU) in Hamburg mit Ermittlungen zur Unfallursache begonnen. Es handele sich um einen «sehr schweren Seeunfall» mit mindestens einem Todesopfer, sagte der Leiter der BSU, Ulf Kaspera, der Deutschen Presse-Agentur. Die Untersuchung werde zusammen mit den beiden Flaggenstaaten der Frachter - Bahamas und Großbritannien - geführt, wobei die zuständige Seeunfalluntersuchungsbehörde in Großbritannien, die Marine Accident Investigation Branch, die Leitung übernehme.

«Da finden in Kürze Abstimmungen statt, wer macht was», sagte Kaspera. Mit Untersuchungen habe man aber schon begonnen. Unter anderem seien etwa erste Verkehrsdaten gesichert worden. Zügig sollen auch die Besatzungsmitglieder der Frachter befragt werden - etwa die Crew der inzwischen in Cuxhaven liegenden «Polesie».

@ dpa.de