Sicherheit, Flughafen

Nach dem unblutigen Ende der Geiselnahme werden Forderungen nach mehr Sicherheit laut.

06.11.2023 - 16:29:14

Mehr Sicherheit am Flughafen - Konsequenz nach Geiselnahme. Der Hamburger Flughafen ergreift erste Maßnahmen. Inzwischen wissen die Ermittler mehr über die Details der Tat.

  • Der Geiselnehmer wird von der Polizei abgeführt. - Foto: Jonas Walzberg/dpa

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  • Der Hamburg Flughafen Helmut Schmidt: Die Größe des Airports umfasst fast 800 Fußballfelder. - Foto: Daniel Bockwoldt/dpa

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  • Am Hamburger Flughafen kehrt langsam wieder Normalität ein. - Foto: Bodo Marks/dpa

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Der Geiselnehmer wird von der Polizei abgeführt. - Foto: Jonas Walzberg/dpaDer Hamburg Flughafen Helmut Schmidt: Die Größe des Airports umfasst fast 800 Fußballfelder. - Foto: Daniel Bockwoldt/dpaAm Hamburger Flughafen kehrt langsam wieder Normalität ein. - Foto: Bodo Marks/dpa

Als erste Reaktion auf die Geiselnahme will der Hamburger Flughafen die Sicherheit erhöhen. Gleichzeitig hat der schreckliche Vorfall ein parlamentarisches Nachspiel. Zahlreiche Politiker forderten Aufklärung und noch stärkere Sicherheitsmaßnahmen - gerade auch, weil es nicht der erste Vorfall am Airport der Hansestadt ist.

Die CDU-Fraktion in der Hamburgischen Bürgerschaft beantragte eigenen Angaben zufolge, dass die Vorfälle im Innenausschuss behandelt werden. Unterdessen wurden auch mehr Details über den Täter und den Ablauf des Verbrechens bekannt.

Bauliche Maßnahmen

«Wir werden weitere bauliche Maßnahmen umsetzen, um mögliche Zugangspunkte zum Sicherheitsbereich zu verstärken», sagte Flughafensprecherin Katja Bromm der Deutschen Presse-Agentur. Welche genau das sein werden, konnte sie zunächst noch nicht sagen. Es werde aber «ganz bald feststehen, was genau dort hinkommt». Bis die baulichen Maßnahmen vollständig umgesetzt seien, werden laut Airport aktuell zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen eingeführt.

Bromm erklärte, dass das Sicherheitskonzept des Flughafens laufend analysiert und angepasst werde. Am Sonntag hatte der Flughafen Hamburg betont, keine Versäumnisse bei der Sicherung des Geländes zu sehen. «Die Sicherung des Geländes entspricht allen gesetzlichen Vorgaben und übertrifft diese größtenteils», hieß es.

Mehr als 18-stündiger Nervenkrieg

Nach der unblutig zu Ende gegangenen Geiselnahme auf dem Flughafen war Kritik am Sicherheitskonzept des Airports laut geworden. Der 35 Jahre alte Geiselnehmer hatte am Nordtor des Flughafens mit einem Mietwagen eine aus mehreren Schranken bestehende Absperrung durchbrochen und war auf das Vorfeld des Flughafens gerast. Er parkte neben einer Maschine der Turkish Airlines. Im Auto saß auch dessen vierjährige Tochter. Nach einem mehr als 18-stündigen Nervenkrieg hatte sich der Mann am Sonntagnachmittag der Polizei ergeben. Am Montag lief wieder Normalbetrieb.

«Nach den vergangenen Störaktionen der Klimakleber, zeigt die Geiselnahme vom Wochenende, dass das aktuelle Sicherheitskonzept des Flughafens nicht ausreichend ist», sagte der innenpolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Dennis Gladiator. Auch der Chef der SPD-Regierungsfraktion in der Bürgerschaft, Dirk Kienscherf, betonte: «Jetzt muss geklärt werden, wie es zu dem ernsten Sicherheitsverstoß kommen konnte und welche zusätzlichen Maßnahmen zukünftig ergriffen werden müssen.»

Die Bundesregierung setzt nach der Geiselnahme auf dem Gelände des Hamburger Flughafens auf eine Aufklärung des Vorfalls durch die örtlichen Behörden. Grundsätzlich seien die deutschen Flughäfen sehr sicher, sagte Regierungssprecher Steffen Hebestreit.

Täter war bewaffnet

Der Täter hatte laut Polizei am Samstag seine kleine Tochter aus der Wohnung seiner von ihm getrennt lebenden Ehefrau in Stade entführt. Dabei soll er laut der dortigen Polizei zweimal mit einer Pistole in die Luft geschossen haben, um einen Widerstand zu verhindern. Dann sei er mit dem Kind in einem Auto in Richtung Hamburg geflüchtet.

Die Polizei Hamburg hielt sich zunächst mit weiteren Informationen zu dem Geiselnehmer vom Hamburger Flughafen zurück. Bekannt wurde aber, dass er aus rechtlicher Sicht keine Waffe haben durfte. «Der Beschuldigte befindet sich nicht im Besitz einer waffenrechtlichen Erlaubnis», sagte Oberstaatsanwaltin Liddy Oechtering. Das Verfahren gegen den Mann hat mittlerweile wegen der besonderen Bedeutung die Zentralstelle Staatsschutz der Generalstaatsanwaltschaft Hamburg übernommen.

«Die Generalstaatsanwaltschaft wird einen Haftbefehlsantrag insbesondere wegen des Vorwurfs der Geiselnahme, der Entziehung Minderjähriger sowie Delikten nach dem Waffengesetz stellen», sagte Oechtering weiter. Nach Angaben der Polizei Hamburg vom Sonntag geriet der Tatverdächtige in Stade aufgrund von Sorgerechtsstreitigkeiten mit seiner Ex-Partnerin in eine psychische Ausnahmesituation. Nach Angaben der Polizei Stade sind der Täter und die 38-Jährige nicht rechtskräftig geschieden.

Nicht der erste Vorfall

Der Geiselnehmer war bereits im Frühjahr 2023 zu einer Geldstrafe von 3600 Euro wegen Entziehung Minderjähriger verurteilt worden, sagte Kai Thomas Breas, Sprecher der Staatsanwaltschaft Stade. Der Türke habe das Mädchen im März 2022 in seine Heimat mitgenommen. Die Mutter habe Anzeige erstattet, dann aber zunächst versucht, auf anderem Wege die Sache zu regeln. Zunächst sei das Verfahren daher eingestellt worden.

Am 2. September 2022 habe die Frau dann noch einmal Anzeige erstattet, sagte der Behördensprecher. Zuvor hatte im Juli das Familiengericht des Amtsgerichts Stade dem Vater die elterliche Sorge entzogen und das Sorgerecht allein der Mutter übertragen. Die Frau holte ihre Tochter demnach am 17. September aus der Türkei ab und brachte sie zurück nach Deutschland.

Am Samstag hatte der 35-Jährige erneut das Mädchen aus der Wohnung seiner Ehefrau in Stade entführt und war mit dem Auto geflüchtet. Die dramatischen Szenen spielten sich in einem Wohnviertel mit rot geklinkerten Mehrfamilienhäusern und Reihenhäusern ab. Zeugen zufolge versuchte die Frau verzweifelt, ihren bewaffneten Ex-Partner zu stoppen. Sie erstattete wieder Anzeige. Bei der Durchsuchung der Wohnung des Mannes in Buxtehude sicherte die Polizei Beweismaterial.

@ dpa.de