Löwin, Raubkatze

Mittlerweile suchen Polizisten mit Maschinenpistolen und Schutzschilden nach dem Raubtier, womöglich eine Löwin.

21.07.2023 - 13:02:32

Gesuchtes Tier tatsächlich eine Löwin?. Doch ein Experte äußert Skepsis, ob es sich tatsächich um eine Löwin handelt.

Rund um die Suche nach einem möglichen Raubtier an der südwestlichen Stadtgrenze Berlins mehren sich die Zweifel, ob es sich bei dem gesuchten Tier um eine Löwin handelt.

«Es gibt verdichtende Puzzleteile, dass es sich nicht um eine Löwin handelt», sagte Achim Gruber, Geschäftsführender Direktor des Instituts für Tierpathologie in Berlin, der Deutschen Presse-Agentur (dpa). «Ich jage zufällig in der Region selbst und ich weiß, dass die Jäger dort sehr gute Hunde haben. Es ist völlig undenkbar, dass die Hunde nichts gefunden haben, wenn dort tatsächlich ein Wildschwein zerlegt wurde», ergänzte Gruber. «Wenn dort eine Löwin ein Wildschwein zerkaut hätte, dann hätten die Hunde etwas gefunden.»

Trotz aller Skepsis hält Gruber den Suchaufwand für gerechtfertigt. «Die Maßnahmen sind angesichts des begründeten Anfangsverdachts begründet und zu rechtfertigen. Man muss den Aufwand treiben», sagte Gruber der dpa.

Hinweise auf Löwengebrüll bestätigten sich nicht

Nach Angaben der Polizei Berlin waren am Morgen gut 100 Einsatzkräfte mit der Suche beschäftigt. In der Nacht gab es demnach keine neuen Hinweise auf den Verbleib des Tieres, bei dem es sich mutmaßlich um eine Löwin handelt.

Die Gemeinde Kleinmachnow in Brandenburg bittet professionelle Tierspurensucher um Hilfe. Es müsse aber zunächst ein solcher Experte gefunden werden, sagte eine Sprecherin der Gemeinde.

Hinweise auf Löwengebrüll bestätigten sich nach Angaben der Polizei in der Nacht nicht - der Lärm stellte sich stattdessen als Scherz von Jugendlichen mit einem Lautsprecher raus. «Das hilft weder der Gemeinde noch der Polizei», sagte dazu ein Polizeisprecher.

«Wir wissen noch nicht, was es ist»

Offen ist weiter, ob es sich bei dem gesuchten Tier um eine Löwin, eine andere Raubkatze oder überhaupt ein Raubtier handelt. Ein Haar, das vom Gemeindejäger am Donnerstag im RBB-Fernsehen gezeigt wurde, soll im Labor analysiert werden. «Wir wissen noch nicht, was es ist», sagte die Sprecherin der Gemeinde Kleinmachnow dazu. Auch Wildschweine scheuerten sich gerne an Bäumen.

Berlins Wildtierexperte Derk Ehlert sagte im RBB-Inforadio, dass er auf dem bekannten Video nur zwei Wildschweine erkenne, die von links nach rechts laufen. «Ich glaube aber natürlich den Zeugen, den Kollegen von der Polizei in Berlin, die ein derartiges Tier auch real gesehen haben», ergänzte Ehlert. Dennoch mache es ihn stutzig, dass bisher keine Spuren gefunden werden konnten.

Der Vorsitzende des Naturschutzbundes (Nabu) Berlin, Rainer Altenkamp, ist überzeugt, dass es sich bei dem gesuchten Raubtier südwestlich von Berlin um ein Wildschwein handelt. «Schon der kurze, herabhängende Schwanz mit etwa zehn Zentimeter langer, locker behaarter Quaste schließt eine Löwin aus», sagte der Wildtier-Experte.

Auch die weiteren erkennbaren Merkmale, zum Beispiel der runde Rücken und der längliche Kopf passten sehr gut zu einem Wildschwein und sprächen gegen ein Raubtier, sagte Altenkamp. «Das gesamte Verhalten ist völlig typisch für Wildschweine im urbanen Raum.»

Polizisten mit Maschinenpistolen und Schutzschilden

Beteiligt an der Suche sind neben zahlreichen Polizisten auch Veterinärmediziner und der Berliner Stadtjäger. Im Wald sind Polizisten mit Maschinenpistolen und Schutzschildern unterwegs. In der Nacht konzentrierte sich der Einsatz auf Berliner Seite auf einen Bereich im Stadtteil Zehlendorf. Parallel dazu setzte auch die Polizei in Brandenburg in der Nacht ihre Suche fort, die Beamten waren dazu in mehreren Gruppen unterwegs.

Es seien immer wieder Hinweise von Bürgern bei der Polizei und dem zuständigen Ordnungsamt eingegangen, teilte die Polizei mit. Diese würden systematisch geprüft. «Bislang führte keiner der Hinweise zur Feststellung des gesuchten Wildtieres.»

«Grundsätzlich kann ein Löwe nicht einfach weg sein»

Denn konkrete Spuren fehlen bislang: Weder Blut noch Kot oder Pfotenabdrücke deuten auf die Präsenz des Tieres in der Region hin. Aus Sicht des Veterinärmediziners Achim Gruber von der Freien Universität Berlin bleiben nicht zuletzt deswegen Zweifel, ob es sich wirklich um eine Löwin handelt. «Ich halte es für möglich, dass das eine Löwin ist, bin aber nicht davon überzeugt», sagte Gruber am Donnerstagabend in einem RBB-Spezial. Er setze auf die Jagdhunde, die nach dem Tier suchten. Wenn diese keine Spuren fänden, sei dies «ein starkes Puzzelstück» gegen die Hypothese, dass man es mit einer Löwin zu tun habe.

«Grundsätzlich kann ein Löwe nicht einfach weg sein, auch so eine Löwin nicht. Sie hinterlässt Spuren», sagte Wildtierexperte Ehlert im RBB-Inforadio. «Es ist schon sehr auffällig, dass an der Stelle, wo das Tier gesehen und gefilmt wurde, nicht mal ein Trittsiegel zu sehen ist.» Dennoch könne es sein, dass das Tier in Berlin und Brandenburg rumläuft.

Im Rahmen der Suche wurde nach Polizeiangaben auch ein privater Tierhalter überprüft. Das Tier, das diese Person halte, sei noch da, sagte der Sprecher der Polizeidirektion West, Daniel Keip, am Freitagmorgen. Nähere Angaben etwa dazu, wo das Tier gehalten werde, wollte er nicht machen. Das Landesamt für Umwelt teilte mit, im Tierbestandsverzeichnis seien 23 Löwen aus drei Zirkusunternehmen, zwei Zoos und einer privaten Haltung in Brandenburg erfasst. Der Polizei seien die Kontaktdaten übermittelt worden.

@ dpa.de