Hochgefährlicher, Hurrikan

Mitten in der Nacht trifft «Otis» mit heftigen Böen und viel Regen auf die Küste.

25.10.2023 - 19:22:36

Hochgefährlicher Hurrikan «Otis» wütet in Acapulco. Das Ausmaß der Schäden ist noch nicht abzusehen, weil die Kommunikation zusammenbricht.

  • Dieses von der NOAA zur Verfügung gestellte Satellitenbild zeigt den Hurrikan «Otis», der sich der mexikanischen Pazifikküste nahe Acapulco nähert. - Foto: -/NOAA/dpa

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  • Blockierte Straße: Hurrikan Otis löste einen Erdrutsch in der Nähe von Acapulco, Mexiko, aus. - Foto: Marco Ugarte/AP/dpa

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Dieses von der NOAA zur Verfügung gestellte Satellitenbild zeigt den Hurrikan «Otis», der sich der mexikanischen Pazifikküste nahe Acapulco nähert. - Foto: -/NOAA/dpaBlockierte Straße: Hurrikan Otis löste einen Erdrutsch in der Nähe von Acapulco, Mexiko, aus. - Foto: Marco Ugarte/AP/dpa

Der schwere Hurrikan «Otis» hat das Frühwarnsystem für Erdbeben an der mexikanischen Pazifikküste beschädigt. Die Kommunikation mit mindestens 27 der rund 100 Sensoren des seismischen Beobachtungsnetzes sei unterbrochen, teilte der Betreiber mit.

Sollte sich in der Nähe der beschädigten Sensoren ein starkes Beben ereignen, könne die Bevölkerung nicht rechtzeitig gewarnt werden. Für Reparaturen stünden zwar Ingenieure bereit, doch seien wichtige Verkehrswege in der Region infolge des Sturms unterbrochen.

Der Pazifiksturm traf mit voller Wucht als Hurrikan der höchsten Stufe 5 nahe dem berühmten Badeort Acapulco auf Mexikos Südwestküste. Die Kommunikation mit der Region sei völlig zusammengebrochen, sagte Präsident Andrés Manuel López Obrador.

Das ganze Ausmaß der Schäden sei deshalb noch schwer abzuschätzen. Der Sturm erreichte das Festland in der Nacht zum Mittwoch mit anhaltenden Windgeschwindigkeiten von fast 270 Kilometern pro Stunde und Böen von bis zu 330 Stundenkilometern, wie das US-Hurrikanzentrum in Miami (NHC) und der mexikanische Wetterdienst mitteilten.

Innerhalb von nur etwa zwölf Stunden hatte sich «Otis» von einem Tropensturm zu einem extrem gefährlichen Hurrikan entwickelt. «Den Aufzeichnungen zufolge entwickelt sich selten ein Hurrikan so schnell und mit solcher Kraft», sagte López Obrador in einer Pressekonferenz.

Schnelle Intensivierung auf Klimawandel zurückzuführen

Laut Experten ist die schnelle Intensivierung der Wirbelstürme auf den Klimawandel zurückzuführen. Weil die Oberflächentemperaturen der Meere steigen, können Hurrikane nicht nur mehr Wasserdampf aufnehmen, sondern dies auch immer schneller tun, wie aus einer kürzlich in der Fachzeitschrift «Scientific Reports» veröffentlichten Studie der Rowan University aus dem US-Bundesstaat New Jersey hervorgeht.

Über Land verlor «Otis» an Kraft und zog als Hurrikan der Kategorie 1 mit anhaltenden Windgeschwindigkeiten von 130 Kilometern pro Stunde weiter, wie der mexikanische Wetterdienst mitteilte. «Otis» soll sich den Meteorologen zufolge im Laufe des Tages über dee gebirgigen Region auflösen, aber weiterhin für starke Regen sorgen.

Der mexikanische Zivilschutz meldete im Bundesstaat Guerrero, in dem auch Acapulco liegt, Stromausfälle als Folge des Sturms. Nach Angaben des staatlichen Anbieters CFE fiel der Strom bei 500.000 Anschlüssen aus. Die Stromversorgung wurde inzwischen teilweise wiederhergestellt. Nach Angaben des Präsidenten kam es auch zu Erdrutschen an Landstraßen und Schäden an einem Militärflughafen. Berichte über Todesopfer lagen zunächst nicht vor.

Warnungen vor bis zu zehn Meter hohen Wellen

Vor Ankunft des Sturms riefen die Behörden die Bewohner auf, Schutz zu suchen und sich von Fenstern fernzuhalten, da die Scheiben bersten könnten. Um die Akkus der Mobiltelefone zu schonen, sollten die Menschen besser die Nachrichten auf Radios mit Batterie-Betrieb verfolgen. Zudem warnten die Behörden vor sehr heftigem Regen und bis zu zehn Meter hohen Wellen auf dem Meer.

Örtliche Medien berichteten von Überschwemmungen in Küstengegenden, abgedeckten Dächern und umgestürzten Bäumen. In den sozialen Netzwerken berichteten Urlauber von kaputten Fensterscheiben in Hotels in Acapulco. Die örtliche Regierung richtete Notunterkünfte ein, wie die Gouverneurin von Guerrero, Evelyn Salgado Pineda, auf der Nachrichtenplattform X, ehemals Twitter, mitteilte.

Laut NHC hatte der Hurrikan das Potenzial, «katastrophale Schäden» anzurichten. Bei heftigem und andauerndem Regen kommt es im Süden von Mexiko häufig zu Erdrutschen und Überschwemmungen, die Todesopfer und erhebliche Schäden verursachen können. Soldaten waren in der Region im Einsatz. Die Minister für Verteidigung, Marine, Kommunikation und Sicherheit wollten nach Angaben des Präsidenten in die Region reisen, um sich einen besseren Überblick über die Lage zu verschaffen.

Acapuclo ist einer der bekanntesten Badeorte

Acapulco, rund vier Autostunden südlich von Mexiko-Stadt, hat rund 780.000 Einwohner und ist einer der bekanntesten und traditionsreichsten mexikanischen Badeorte. Er hat aber in den vergangenen Jahren stark unter der Gewalt der Drogenkartelle gelitten. Beim Hurrikan «Pauline» (auch als «Paulina» bekannt), der über dem Meer Stärke vier erreichte, ertranken im Oktober 1997 in Acapulco und Umgebung Hunderte Menschen in den Regenfluten.

Tropische Wirbelstürme entstehen über warmem Ozeanwasser. Die zunehmende Erderwärmung erhöht die Wahrscheinlichkeit starker Stürme. Von einem Hurrikan spricht man ab einer Windgeschwindigkeit von 119 Kilometern pro Stunde. Die Hurrikan-Saison beginnt im Pazifik am 15. Mai und im Atlantik am 1. Juni. Sie endet in beiden Regionen am 30. November.

Die Stärke von Hurrikans wird nach einer von den Meteorologen Herbert Saffir und Robert Simpson entwickelten Skala bemessen: Ein Hurrikan der Kategorie 1 erreicht bis 153 Kilometern pro Stunde. Stufe 2 gilt bis Tempo 177, Stufe 3 bis 208 und Stufe 4 bis 251. Verheerende Schäden drohen bei einem Hurrikan der höchsten Kategorie 5, der mit einer Windgeschwindigkeit von mehr als 251 Kilometern pro Stunde rotiert. Oft gewinnen Wirbelstürme bei ihrem Zug über das Meer an Stärke. Über Land verlieren sie schnell ihre Kraft, da der Nachschub feuchtwarmer Luftmassen fehlt.

@ dpa.de