Afghanistan, Iran

Mit bloßen Händen suchen die Menschen in Afghanistan nach dem Erdbeben ihre Liebsten.

09.10.2023 - 17:02:29

Neue Beben in Afghanistan - Hoffnung auf Überlebende sinkt. Die Afghanen stehen unter Schock.

  • Menschen, die von den Beben betroffen sind, ruhen sich in Herat im Freien aus. - Foto: Mashal/XinHua/dpa

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  • Ein Afghane sitzt in den Trümmern seines Hauses im Bezirk Zenda Jan in der Provinz Herat. - Foto: Ebrahim Noroozi/AP/dpa

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  • Afghanische Frauen trauern um Angehörige, die bei den Erdbeben ums Leben gekommen sind. - Foto: Ebrahim Noroozi/AP/dpa

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Menschen, die von den Beben betroffen sind, ruhen sich in Herat im Freien aus. - Foto: Mashal/XinHua/dpaEin Afghane sitzt in den Trümmern seines Hauses im Bezirk Zenda Jan in der Provinz Herat. - Foto: Ebrahim Noroozi/AP/dpaAfghanische Frauen trauern um Angehörige, die bei den Erdbeben ums Leben gekommen sind. - Foto: Ebrahim Noroozi/AP/dpa

Nach der verheerenden Erdbebenserie in Afghanistan schwindet die Hoffnung. Menschen versuchten am Montag mit bloßen Händen sowie mit Schaufeln und Spitzhacken, die Trümmer beiseite zu räumen. Zugleich schreckten weitere Beben Bewohner in der Provinz Herat nahe der Grenze zum Iran auf. Nach Angaben der US-Erdbebenwarte USGS hatte das schwerste von drei Beben am Montag eine Stärke von 5,1.

Die Hilfsorganisation Care sorgte sich unterdessen um Frauen und Mädchen in den betroffenen Regionen. «Ihre Freiheit war bereits vorher erheblich eingeschränkt und sie haben daher nur einen erschwerten Zugang zu wichtigen lebensrettenden Diensten», sagte Reshma Azmi, stellvertretende Länderdirektorin von Care Afghanistan.

Sorgen um Frauen und Mädchen

Seit mehr als zwei Jahren sind in Afghanistan die Taliban wieder an der Macht. Das Land ist wegen seiner repressiven Politik, die vor allem Frauen und Mädchen diskriminiert, international politisch isoliert.

Am Samstagmorgen hatten mehrere Erdbeben die Bewohner der afghanischen Grenzprovinz Herat nahe dem Iran aufgeschreckt. Innerhalb von nur wenigen Stunden bebte die Erde neun Mal, mehr als ein Dutzend Dörfer wurden weitgehend zerstört. Militär und Rettungsdienste eilten in die Katastrophengebiete. Die beiden schwersten Beben hatten laut der US-Erdbebenwarte USGS eine Stärke von 6,3.

Laut dem afghanischen Sender Tolonews kamen bisher mindestens 2400 Menschen ums Leben, das UN-Nothilfebüro OCHA sprach von mehr als 1000 Toten. Ein Sprecher des Katastrophenschutzes NDMA äußerte am Montag Sorgen, dass die Opferzahlen noch weiter steigen könnten, da die Lage immer noch unübersichtlich sei. 20 Dörfer und rund 2000 Häuser seien völlig zerstört. Neben zahlreichen Rettungsteams traf auch eine hochrangige Taliban-Delegation unter Führung des stellvertretenden Regierungschefs Abdul Ghani Baradar in den Erdbebengebieten ein.

Viele Gebäude sind nicht erdbebensicher

Die Vereinten Nationen gaben fünf Millionen Dollar (4,7 Mio Euro) Soforthilfe frei und kündigten nach der Abschätzung des Bedarfs einen baldigen Spendenaufruf an. Demnach sind mehr als 11.000 Menschen von dem Erdbeben betroffen. Deutschland sagte fünf Millionen Euro zu. Die Hilfsgelder würden über den humanitären Fonds für Afghanistan bereitgestellt, teilte das Auswärtige Amt am Montag auf X, ehemals Twitter, mit. Damit sollen Aktivitäten von Hilfsorganisation wie der Caritas, Save the Children, World Vision, aber auch die humanitäre Arbeit der UN-Behörden in dem Land unterstützt werden.

Die stärkste Zerstörung gab es nordwestlich von Herat im Bezirk Sindadschan. Der Sender Tolonews berichtete, dort seien in einem einzigen Dorf 80 Prozent der Bevölkerung ums Leben gekommen. Ein Hirte sagte dem Sender, er habe während des Erdbebens außerhalb des Dorfes Schafe gehütet. Als er wiederkam, seien acht Mitglieder seiner Familie tot gewesen. «Mein Vater, meine Mutter, meine Brüder und meine Schwestern mit ihren Kindern, sie alle waren hier», sagte er.

Die Beben wecken Erinnerungen an die verheerende Katastrophe im Sommer vergangenen Jahres, als im Osten des Landes bei einem Erdbeben der Stärke 5,9 mehr als 1000 Menschen in den Tod gerissen wurden. Nach Jahrzehnten voller Konflikte sind viele Dörfer mit einfacher Bauweise schlecht gegen Erdbeben gerüstet.

Immer wieder ereignen sich schwere Erdbeben in der Region, besonders am Hindukusch, wo die Indische und die Eurasische Platte aufeinandertreffen.

@ dpa.de