Afghanistan, Iran

Mit bloßen Händen suchen die Menschen in Afghanistan nach dem Erdbeben ihre Liebsten.

09.10.2023 - 10:14:40

Neues Erdbeben erschüttert Afghanistan. Dann wird die Erde erneut erschüttert. Die Afghanen stehen unter Schock.

  • Menschen, die von Erdbeben betroffen sind, ruhen im Freien aus. - Foto: Mashal/XinHua/dpa

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  • Ein Afghane sitzt in den Trümmern seines Hauses im Bezirk Zenda Jan in der Provinz Herat. - Foto: Ebrahim Noroozi/AP/dpa

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  • Afghanische Frauen trauern um Angehörige, die bei den Erdbeben ums Leben gekommen sind. - Foto: Ebrahim Noroozi/AP/dpa

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Menschen, die von Erdbeben betroffen sind, ruhen im Freien aus. - Foto: Mashal/XinHua/dpaEin Afghane sitzt in den Trümmern seines Hauses im Bezirk Zenda Jan in der Provinz Herat. - Foto: Ebrahim Noroozi/AP/dpaAfghanische Frauen trauern um Angehörige, die bei den Erdbeben ums Leben gekommen sind. - Foto: Ebrahim Noroozi/AP/dpa

Nach der verheerenden Erdbebenserie in Afghanistan geht die Suche nach Überlebenden weiter - die Hoffnung schwindet jedoch stündlich. Menschen versuchten am Montag mit bloßen Händen, Schaufeln und Spitzhacken die Trümmer beiseite zu räumen. Zugleich schreckte die Menschen ein weiteres Beben in der Provinz Herat nahe der Grenze zum Iran auf. Nach Angaben der US-Erdbebenwarte USGS hatte es eine Stärke von 4,9.

Die Hilfsorganisation Care sorgte sich unterdessen um Frauen und Mädchen in den betroffenen Regionen. «Ihre Freiheit war bereits vorher erheblich eingeschränkt und sie haben daher nur einen erschwerten Zugang zu wichtigen lebensrettenden Diensten», sagte Reshma Azmi, stellvertretende Länderdirektorin von Care Afghanistan.

Sorgen um Frauen und Mädchen

Seit mehr als zwei Jahren sind in Afghanistan die Taliban wieder an der Macht. Das Land ist wegen seiner repressiven Politik, die vor allem Frauen und Mädchen diskriminiert, international politisch isoliert.

Am Samstagmorgen hatten mehrere Erdbeben die Bewohner der afghanischen Grenzprovinz Herat nahe dem Iran aufgeschreckt. Innerhalb von nur wenigen Stunden bebte die Erde neun Mal, mehr als ein Dutzend Dörfer wurden weitgehend zerstört. Militär und Rettungsdienste eilten in die Katastrophengebiete. Die beiden schwersten Beben hatten laut der US-Erdbebenwarte USGS eine Stärke von 6,3.

Der Katastrophenschutz NDMA bezifferte die Zahl der Toten am Sonntag auf mehr als 2400, das UN-Nothilfebüro OCHA sprach von mehr als 1000 Toten. Ein NDMA-Sprecher äußerte am Montag Sorgen, dass die Opferzahlen noch weiter steigen könnten, da die Lage immer noch unübersichtlich sei. 20 Dörfer und rund 2000 Häuser seien völlig zerstört. Neben zahlreichen Rettungsteams traf auch eine hochrangige Taliban-Delegation unter Führung des stellvertretenden Regierungschefs Abdul Ghani Baradar in den Erdbebengebieten ein.

Die Vereinten Nationen gaben fünf Millionen Dollar (4,7 Mio Euro) Soforthilfe frei und kündigten nach der Abschätzung des Bedarfs einen baldigen Spendenaufruf an. Demnach sind mehr als 11.000 Menschen von dem Erdbeben betroffen.

Die Menschen sind traumatisiert

Die stärkste Zerstörung gab es im Bezirk Sindadschan, nordwestlich von Herat. Der Sender Tolonews berichtete, dort seien in einem einzigen Dorf 80 Prozent der Bevölkerung ums Leben gekommen. Ein Hirte sagte dem Sender, er habe während des Erdbebens außerhalb des Dorfes Schafe gehütet. Als er wiederkam, seien acht Mitglieder seiner Familie tot gewesen. «Mein Vater, meine Mutter, meine Brüder und meine Schwestern mit ihren Kindern, sie alle waren hier», sagte er.

Bei dem neuen Beben am Montag wurden zunächst keine Verletzen gemeldet. Ein Arzt in der Notaufnahme von Herat sagte der Deutschen Presse-Agentur, das Beben sei aber «ziemlich intensiv» gewesen. Die Menschen stünden unter Schock und die psychische Belastung sei hoch.

Die Beben wecken Erinnerungen an die verheerende Katastrophe im Sommer vergangenen Jahres, als im Osten des Landes bei einem Erdbeben der Stärke 5,9 mehr als 1000 Menschen in den Tod gerissen wurden. Nach Jahrzehnten voller Konflikte sind viele Dörfer mit einfacher Bauweise schlecht gegen Erdbeben gerüstet.

Immer wieder ereignen sich schwere Erdbeben in der Region, besonders am Hindukusch, wo die Indische und die Eurasische Platte aufeinandertreffen.

@ dpa.de