Feuerinferno, Toten

Mindestens neun Tote und 15 Verletzte lautet die traurige Bilanz des Großbrandes in Valencia.

23.02.2024 - 21:30:45

Feuerinferno mit mindestens neun Toten schockt Spanien. Aber auch das Ausmaß der Feuersbrunst in einem modernen Gebäude macht fassungslos.

  • Feuerwehrleute retten zwei Menschen aus dem brennenden Hochhaus. - Foto: Alberto Saiz/AP/dpa

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  • Nach Angaben des Rettungsdienstes brach das Feuer in einer Wohnung im vierten Stock aus. Dann griff es schnell auf die gesamte Anlage über. - Foto: Eduardo Manzana/EUROPA PRESS/dpa

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  • Das Hochhaus in Valencia ist völlig ausgebrannt. - Foto: Alberto Saiz/AP/dpa

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  • Feuerwehrleute bei den Löscharbeiten. - Foto: Alberto Saiz/AP/dpa

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  • Feuerwehrleute stehen während Löscharbeiten auf einer Hubleiter. - Foto: Alberto Saiz/AP/dpa

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Feuerwehrleute retten zwei Menschen aus dem brennenden Hochhaus. - Foto: Alberto Saiz/AP/dpaNach Angaben des Rettungsdienstes brach das Feuer in einer Wohnung im vierten Stock aus. Dann griff es schnell auf die gesamte Anlage über. - Foto: Eduardo Manzana/EUROPA PRESS/dpaDas Hochhaus in Valencia ist völlig ausgebrannt. - Foto: Alberto Saiz/AP/dpaFeuerwehrleute bei den Löscharbeiten. - Foto: Alberto Saiz/AP/dpaFeuerwehrleute stehen während Löscharbeiten auf einer Hubleiter. - Foto: Alberto Saiz/AP/dpa

«Als ob das Gebäude aus Kork wäre, stand es plötzlich in Flammen und wurde in kürzester Zeit zerstört», erzählte ein Nachbar der in Valencia ausgebrannten Wohnanlage dem staatlichen TV-Sender RTVE. Spanien steht nach der Brandkatastrophe in der Mittelmeer-Metropole vor allem wegen der Trauer um neun Tote, 15 Verletzte und noch eine vermisste Person unter Schock.

Zuvor war sogar von zehn Toten berichtet worden, aber die Polizei korrigierte ihre Angaben. Für Entsetzen sorgte aber auch, mit welcher rasenden Geschwindigkeit sich das Feuer von einer Wohnung auf die gesamte relativ neue Anlage ausbreiten konnte.

In der Nacht waren zunächst vier Tote geborgen worden. Dabei handelte es sich um ein Ehepaar und seine zwei Kinder, wie die Zeitung «La Vanguardia» unter Berufung auf Ermittlungskreise berichtete. Dann bestätigte die Justiz dann ein fünftes Opfer. Am Nachmittag hatte die Vertreterin der Zentralregierung in der autonomen Gemeinschaft von Valencia, Pilar Bernabé, dann zunächst mitgeteilt, es seien bei einer ersten Durchsuchung der Brandruine insgesamt zehn Leichen gefunden worden, später jedoch klargestellt, dass es neun waren. Die Suche nach Vermissten in der riesigen Brandruine solle jedoch fortgesetzt werden.

Wie konnte da passieren?

Der Ingenieur David Higuera kann sich die explosionsartige Ausbreitung des Feuers nur mit brennbaren Teilen der Fassadenverkleidung erklären. Auch die riesige schwarze Rauchwolke über dem Gebäude lasse sich kaum anders erklären. Starker Wind habe den Brand zusätzlich angefacht.

Millionen Spanier leben in solchen meist während des Baubooms vor der Finanzkrise von 2008 errichteten großen Wohnanlagen. Das sind keine Sozialwohnungen, sondern oft Eigentumswohnungen für gehobene Ansprüche, mit Gemeinschaftspool, schicken Grünanlagen, Lift und Tiefgarage. Nicht wenige Bewohner solcher Anlagen dürften sich gerade besorgt die Fassade ihres Wohnhauses etwas genauer anschauen.

Carlos und Dani, zwei 16-jährige Jungen, beobachteten nach eigenen Worten von einem nahe gelegenen Park aus «fassungslos», wie sich das Feuer am Donnerstagnachmittag binnen Minuten Richtung Dach hinauf fraß. «Es züngelte an den Metallplatten der Fassade entlang oder dahinter, aber immer nach oben», sagte Carlos der Zeitung «El País». Die beiden berichteten auch von den Menschen, die auf ihren Balkonen um Hilfe schrien. Als Feuerwehrleute mit Drehleiter und Rettungskorb zwei Bewohner von einem bereits von den Flammen bedrohten Balkon retteten, applaudierten und jubelten die Menschen vor dem Gebäude.

Erinnerung an die Grenfell-Brandkatastrophe

Die Bilder aus Valencia erinnerten Ingenieur Higuera an die Grenfell-Brandkatastrophe in London. Im Juni 2017 waren bei einem Hochhausbrand 72 Menschen ums Leben gekommen. Auch dort hatte sich das Feuer rasend schnell über die Fassadendämmung ausgebreitet.

Nach Angaben der Brandschutzexpertin Esther Puchadas, die das Haus in Valencia zertifiziert hatte, war die Fassade mit Polyurethan isoliert. Das habe als Brandbeschleuniger gewirkt. Angesichts der Brandkatastrophe müsse die Zulassung dieses Dämmstoffs überdacht werden, sagte sie dem TV-Sender À Punt. Higuera bezeichnete den Dämmstoff als «festes Benzin».

Mit dem ersten Tageslicht wurde am Freitag das ganze Ausmaß der Zerstörung sichtbar. Von der erst vor wenigen Jahren fertiggestellten Wohnanlage, von der ein Flügel 14 Stockwerke und der andere zwölf Stockwerke hoch ist, blieben nur verkohlte Fassaden vor einem Gerippe aus Stahlbeton zurück. «So eine Tragödie hat Valencia noch nicht erlebt», sagte Valencias Bürgermeisterin María José Catalá und rief eine dreitägige Trauerzeit für die Stadt aus.

Regierungschef in Valencia

Die Brandkatastrophe löste in ganz Spanien Bestürzung aus. TV-Sender berichteten live in Sondersendungen. Regierung und Opposition drückten den Angehörigen der Opfer ihr Beileid aus und sagten den Geschädigten Unterstützung zu. Am Freitag reiste Regierungschef Pedro Sánchez zum Unglücksort und sicherte den Betroffenen staatliche Hilfe zu. Einige der nun obdachlosen Bewohner kamen bei Angehörigen oder Freunden unter, andere wurden in Hotels und Pensionen gebracht.

Wegen des Großbrands wurden auch die für das Wochenende geplanten Fußballspiele von Clubs der Stadt abgesagt. Der spanische Fußballverband RFEF habe einer entsprechenden Bitte des Erstligisten Valencia CF stattgegeben, teilte der Verein mit. Die Mannschaft, die derzeit auf dem achten Tabellenplatz liegt, hätte am Samstag gegen den Granada CF (vorletzter Tabellenplatz) antreten sollen. Auch die Begegnung des Zweitligisten UD Levante ebenfalls am Samstag gegen den FC Andorra wurde abgesagt. Nun müssten neue Termine gefunden werden.

Die spanische Liga kündigte zudem an, dass bei allen Spielen an diesem Wochenende eine Schweigeminute für die Opfer abgehalten werde.

@ dpa.de