Griechenland, Unwetter

Menschen sitzen auf Fähren und an Flughäfen fest, Straßen und Häuser stehen unter Wasser, Strom- und Handynetze fallen aus, die Zahl der Toten steigt - noch sind die Schäden des Sturmtiefs «Daniel» nicht abzusehen.

06.09.2023 - 09:48:48

Wetterbehörde: Rekord-Regenfälle in Griechenland

  • Sturmtief «Daniel» sorgt in vielen Teilen Griechenlands für Überschwemmungen. - Foto: George Kidonas/InTime News/AP/dpa

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  • Feuerwehrleute mit einem Schlauchboot evakuieren Menschen. - Foto: Vaggelis Kousioras/AP/dpa

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Sturmtief «Daniel» sorgt in vielen Teilen Griechenlands für Überschwemmungen. - Foto: George Kidonas/InTime News/AP/dpaFeuerwehrleute mit einem Schlauchboot evakuieren Menschen. - Foto: Vaggelis Kousioras/AP/dpa

Bei den schweren Unwettern mit Starkregen ist in Mittelgriechenland am Mittwoch ein weiteres Todesopfer geborgen worden. Im Dorf Paltsi auf dem Berg Pilion im Osten der Hafenstadt Volos barg die Feuerwehr die Leiche einer älteren Frau, wie der Sender ERTnews berichtete.

Damit stieg die Zahl der bekannten Opfer auf zwei. Bereits am Dienstag war ein Mann ums Leben gekommen, weil durch die Wassermassen eine Mauer eingestürzt war. Auch würden drei weitere Menschen vermisst, berichtete ERTnews.

In vielen Städten und Ortschaften Mittelgriechenlands herrschte am Mittwoch wegen der schweren Unwetter weiterhin Chaos. Die Wetterbehörde meldete bereits für Dienstag Rekordniederschläge, wobei es Mittwoch weiterhin stark regnete und örtlich gewitterte und stürmte. Vielerorts fielen Stromversorgung, Mobilfunknetze und Internet aus. In der Bucht vor der Hafenstadt Volos harrten am Mittwochmorgen rund 400 Menschen auf einer Fähre aus, die wegen der Unwetterschäden nicht anlegen durfte. Auch am Flughafen der Sporaden-Insel Skiathos war der Betrieb weitgehend eingestellt.

Ausharren auf einer Fähre

«Wir können die Strom- und Wasserversorgung nicht wieder herstellen», sagte Achilleas Mpeos, Bürgermeister der Stadt Volos, am Mittwochmorgen dem Sender Skai. «Die Transformatoren stehen unter Wasser, es ist gefährlich, überhaupt zu versuchen, dort heranzukommen.» Ohne Strom gebe es jedoch kein Wasser, auch die Kläranlagen funktionierten nicht, sagte der Bürgermeister.

Die Fähre «Superstar» mit ihren 400 Passagieren lag bereits seit Dienstagabend wenige Seemeilen vor dem Hafen der Stadt, wie auf der Seefahrtplattform Marinetraffic zu sehen war. Medienberichten zufolge hatte die Hafenpolizei von Volos das Anlegen der Fähre untersagt, weil der Hafen unter Wasser stand und auch die Verkehrssituation in der Stadt so schwierig sei. «Es ist unmöglich, die Straßen zu räumen», sagte Bürgermeister Mpeos, «gerade hört es für ein paar Minuten auf zu regnen und wir gehen mit schwerem Gerät rein, dann fängt es sofort wieder an.»

Auch der Flughafen der Sporaden-Insel Skiathos blieb stark beeinträchtigt. Dort mussten laut Flughafensprecher Savvas Karagiannis mehrere Hundert Menschen übernachten. «Ein Flugzeug versucht gerade zu landen - wir müssen sehen, wie es weitergeht», sagte Karagiannis der Deutschen Presse-Agentur am Mittwochmorgen. Er wisse nicht, wann der Flughafen wieder vollständig den Betrieb aufnehmen werde. «Es sind unglaubliche Wassermengen runtergekommen, die Zufahrtsstraßen sind gesperrt.» Die Menschen würden mit Essen und Wasser versorgt.

Trauriger Rekord an Regen

Die Regenwassermengen, die am Dienstag über der Region Thessalien in Mittelgriechenland niedergingen, seien die größten, die jemals im Land gefallen seien, seit die betreffenden Daten erhoben würden, berichtete am Mittwoch die Tageszeitung «Kathimerini» unter Berufung auf die Wetterbehörde EMY. Rekordhalter war demnach die Ortschaft Zagora, wo am Dienstag von Mitternacht bis 20.45 Uhr 754 Millimeter Regen je Quadratmeter fielen - das entspricht 754 Tonnen je 1000 Quadratmeter.

Den bisherigen Rekord hielt nach Angaben des Nationalen Observatoriums in Athen bislang der Ort Makrinitsa, der ebenfalls in der Region liegt. Damals betrug die Niederschlagsmenge am 10. Dezember 2009 allerdings nur etwas mehr als die Hälfte des neuen Rekords, nämlich 417 Millimeter pro Quadratmeter. «Was in (der Region) Magnisia passiert, ist ein äußerst extremes Phänomen, sowohl was die Menge und Intensität der Niederschläge als auch ihre Dauer angeht», sagte Chefmeteorologe Kostas Lagouvardos der Zeitung.

Lagouvardos vermutet, dass die aktuell relativ hohen Temperaturen des Meeres dazu beigetragen haben könnten. «Es handelt sich um ein statisches System, das ständig mit feuchter Meeresluft versorgt wird, wodurch es dauernd an derselben Stelle regnet», sagte er.

@ dpa.de