Prozess, Explosion

Im Prozess um den Mordanschlag auf Einsatzkräfte in Ratingen bei Düsseldorf könnte bereits heute das Urteil fallen.

13.12.2023 - 04:05:46

Prozess um Explosion in Ratingen: Urteil wird erwartet. Dem 57-jährigen Angeklagten droht lebenslange Haft.

Im Prozess um die Explosion in einem Hochhaus in Ratingen bei Düsseldorf soll heute das Urteil verkündet werden. Zuvor ist noch das Plädoyer des Verteidigers geplant. Zudem hat der Angeklagte die Gelegenheit zum letzten Wort.

Die Staatsanwaltschaft hat lebenslange Haft für den 57-Jährigen gefordert und die Feststellung der besonderen Schwere der Schuld beantragt. Der 57-jährige Deutsche habe mit der von ihm ausgelösten Explosion neun Menschen ermorden wollen.

Benzin auf die Einsatzkräfte geschüttet

Einsatzkräfte von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst waren am 11. Mai zu seiner Wohnung im zehnten Stock eines Hochhauses gekommen, um einer hilflosen Person zu helfen, die in der Wohnung vermutet wurde.

Der 57-Jährige soll dort hinter einer Barrikade aus Wasserkästen gelauert, mehrere Liter Benzin auf die Einsatzkräfte geschüttet und angezündet haben. Das Gas-Luft-Gemisch explodierte. Ein Feuerball traf die Einsatzkräfte.

Mehrere von ihnen befanden sich in akuter Lebensgefahr, und acht der neun Verletzten werden bleibende Schäden behalten. Eine Anwältin der verletzten Rettungskräfte hatte betont, für die Opfer habe sich mit dem 11. Mai schlagartig alles geändert. Die meisten würden wohl nicht in ihren Beruf zurückkehren können und unter den Folgen ihr Leben lang leiden.

Psychiater: Hang zu Verschwörungstheorien

Die Enttäuschung sei groß, dass der 57-Jährige zu seinen Motiven und Beweggründen für den Angriff geschwiegen habe. Die Tat bleibe so für die Opfer noch unverständlicher.

Ein Psychiater hatte berichtet, dass der Angeklagte während der Corona-Pandemie einen Hang zu Verschwörungstheorien entwickelt habe. Die Covid-Impfung habe er als «Impfstoff des Teufels», staatliche Institutionen wie das Arbeitsamt als «Werkzeuge des Teufels» bezeichnet. Zudem habe er behauptet, die Medikamente seiner Mutter seien vergiftet.

Der Mann hatte darüber hinaus wochenlang mit der Leiche seiner Mutter in der Wohnung gelebt. Den Einsatzkräften war starker Verwesungsgeruch entgegengekommen. Weil die Bewohner der Wohnung wochenlang nicht gesehen wurden und ihr Briefkasten überquoll, hatte die Hausverwaltung die Polizei informiert.

Bei Feststellung der besondere Schwere der Schuld durch das Gericht wäre eine Haftentlassung nach 15 Jahren rechtlich zwar möglich, in der Praxis aber so gut wie ausgeschlossen.

@ dpa.de