Lehmann, Kettensägen-Prozess

Ging Ex-Nationaltorwart Jens Lehmann mit einer Kettensäge in der Hand in die Garage seines Nachbarn, um einen Balken zu zersägen? Davon geht die Staatsanwaltschaft aus.

08.12.2023 - 14:29:40

Lehmann im Kettensägen-Prozess: Wollte nur schauen. Der WM-Held sieht das aber ganz anders.

Im Prozess um einen mutmaßlichen Angriff mit einer Kettensäge auf die Garage seines Nachbarn sieht der frühere Fußball-Nationaltorwart Jens Lehmann sich als Opfer von falschen Verdächtigungen und spricht von Rufmord. «Ich bin einfach mal reingegangen, um zu schauen, was er da eigentlich macht», sagte der 54-Jährige vor dem Amtsgericht Starnberg über die damals im Bau befindliche Garage. «Was ist schlimmer? Mord oder Rufmord?», fragte er in seinen langen Ausführungen.

Eine Kettensäge habe er nur dabei gehabt, weil er zuvor die Hecke seines Nachbarn geschnitten habe - auf dessen Wunsch. Der Vorwurf des Hausfriedensbruchs, den die Staatsanwaltschaft ihm macht, treffe darum nicht zu, sagte der WM-Held von 2006, der als aktuellen Beruf «arbeitsloser Fußballtrainer» angab. Um was für eine Hecke es sich dabei handle, fragte daraufhin Staatsanwalt Stefan Kreutzer. Denn: «Ich habe noch nie eine Person gesehen, die mit einer Motor-Kettensäge eine Hecke stutzt.»

Die Staatsanwaltschaft wirft Lehmann in ihrer Anklage unter anderem vor, im Sommer vergangenen Jahres einen Dachbalken in der Garage seines Nachbarn mit der Kettensäge zersägt zu haben.

Laut Anklagebehörde war der mutmaßlichen Tat ein jahrelanger Nachbarschaftsstreit vorausgegangen - auch darum, dass die Garage Lehmann von seinem Anwesen aus den Blick auf den Starnberger See versperrte. Eine Überwachungskamera filmte Lehmann mit der laufenden Kettensäge in der Hand. Warum er die Kettensäge denn an den Holzbalken angelegt habe, fragte der Staatsanwalt Lehmann am Freitag. Dessen Antwort: «Das weiß ich nicht mehr.»

Anwalt: Frustration auf beiden Seiten spielte große Rolle

Lehmanns Anwalt Christoph Rückel verlas vor der Aussage seines Mandanten eine Verteidigererklärung, in der er vor allem betonte, dass der Nachbarschaftsstreit und auch zivilrechtliche Auseinandersetzungen beigelegt seien: «Es war eine Aktion, bei der Frustration auf beiden Seiten eine große Rolle spielte, aber die Eskalation ist beendet.»

Lehmann ist in dem Verfahren außerdem wegen Beleidigung von Polizisten angeklagt und wegen versuchten Betrugs, weil er die Gebühren in einem Parkhaus nicht habe zahlen wollen. Er berief sich auf Missverständnisse. Er habe auf eine Rechnung gewartet, die nicht gekommen sei. Und er habe die Polizistin, die ihm seinen Führerschein abnehmen wollte, nicht als Lügnerin bezeichnet - sondern gesagt, sie habe gelogen.

Lehmann sieht «zweierlei Maß»

Lehmann erhob immer wieder Vorwürfe gegen die Staatsanwaltschaft und sah «zweierlei Maß». Wenn er jemanden anzeigen wolle, werde das Verfahren immer eingestellt, Anzeigen gegen ihn würden aber nie eingestellt. Staatsanwalt Kreutzer wies die Vorwürfe zurück und sagte an den Ex-Nationalspieler gerichtet, «dass es sich bei Ihnen, Herr Lehmann, um eine Person handelt, die sich am unteren Rand der Strafbarkeit nicht an das Gesetz hält, sondern sich darüber hinwegsetzen möchte».

Lehmann war 2006 zum gefeierten Torwart der Heim-WM, des «Sommermärchens», geworden - vor allem durch seine Glanzleistung beim Elfmeterschießen gegen Argentinien im Viertelfinale. In seiner aktiven Zeit spielte er unter anderem beim FC Schalke 04, bei Borussia Dortmund und beim FC Arsenal in London.

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