Bäder, Deutschland

Gewalt im Freibad sorgt weiter für Diskussionen.

13.07.2023 - 14:30:30

Berlins Regierungschef fordert mehr Sicherheit in Bädern. Berlins Regierungschef Kai Wegner sieht Handlungsbedarf. Und der Verband der Schwimmmeister meldet sich zu Wort.

Nach wiederholter Gewalt in Berliner Freibädern fordert der Regierende Bürgermeister Kai Wegner bessere Sicherheitsvorkehrungen. Ziel sei unter anderem, auffällig gewordene Täter von den Bädern fernzuhalten. «Wir müssen im Kassensystem, im Eingangsbereich darauf achten, dass Straftäter, die ja in der Regel Wiederholungstäter sind, gar nicht mehr in die Bäder kommen», sagte der CDU-Politiker am Donnerstag im ZDF-«Morgenmagazin». In anderen Ländern wurden bereits Konsequenzen gezogen.

Hausverbote müssten konsequent durchgesetzt werden und Straftäter nicht hineingelassen werden, sagte Wegner. Das könne beispielsweise durch Online-Ticketbuchungen unterstützt werden, wo Namen hinterlegt und im Ernstfall überprüft werden könnten. «Ich muss erstmal die raushalten, die immer wieder auffällig sind», sagte er. Da seien besonders auch die Berliner Bäderbetriebe mit Sicherheitsdiensten gefordert, denn: «Polizistinnen und Polizisten sind ja keine Ersatzbademeister, und das können die auch gar nicht leisten.»

Jendro: «Polizisten sind keine Bademeister»

Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) sieht das genauso und erteilte Forderungen nach mehr Polizeipräsenz in Freibädern zum wiederholten Mal eine Absage. «Wir können definitiv nicht noch Hundertschaften in Freibäder stellen», sagte Berlins GdP-Sprecher Benjamin Jendro im rbb-Inforadio. Zum einen sei das eine Frage des Personals, denn die Polizei habe zahlreiche andere Aufgaben. «Wir kriegen das personell nicht gestemmt», so Jendro und fügte wie Wegner hinzu: «Polizisten sind auch keine Bademeister.»

Nach gewaltsamen Auseinandersetzungen am vergangenen Wochenende im Columbiabad in Neukölln hatten Politiker wie CDU-Chef Friedrich Merz oder Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) mehr Polizeipräsenz in Bädern gefordert. Diese Forderung werde jedes Jahr vorgetragen, so Jendro dazu. Manchen Politikern fehle hier «wohl die Expertise».

Natürlich könne die Polizei mal eine mobile Wache vor ein Freibad stellen. «Aber Polizei wird nicht dauerhaft Freibäder bestreifen können.» Hier seien in erster Linie die Bezirke und die Bäderbetriebe in der Pflicht. Jendro schlug vor, professionelle Sicherheitsdienste einzusetzen, Taschenkontrollen vorzunehmen und die Besucherzahl zu begrenzen, etwa durch Onlinebuchung von Zeitfenstern.

Auch nach Einschätzung des Präsidenten des Bundesverbands Deutscher Schwimmmeister (BDS), Peter Harzheim, spielt bei den Gewaltfällen eine Rolle, dass «verschiedene kulturelle Schichten vertreten sind, darunter viele junge Herren mit Migrationshintergrund». Nicht selten hätten Auseinandersetzungen mit «Männlichkeitsbildern» zu tun, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Er sprach von «Machos, die zugewandert sind.» Der Funke könne bei großer Hitze schon nach kleinen Reibereien überspringen.

Strikte Maßnahmen in den Niederlanden

Nach Harzheims Meinung wäre es daher «nicht verkehrt», wenn die Polizei in bestimmten Freibädern Präsenz zeige. «Nicht als Dauer-Unterstützung gedacht, sondern nur mal kurz vorbeischauen.»

Das Columbiabad in Berlin-Neukölln war am Sonntag zum wiederholten Mal wegen Auseinandersetzungen frühzeitig geschlossen und geräumt worden. Seither ist das Bad wegen hohen Krankenstandes geschlossen.

Indes hat die niederländische Gemeinde Terneuzen strikte Maßnahmen ergriffen, um Belästigungen von Freibadgästen durch junge Leute vor allem aus dem angrenzenden Belgien zu unterbinden. Die Bäder sind ab Samstag nur noch für Einwohner der Gemeinde sowie einiger angrenzender niederländischer und belgischer Orte zugänglich, kündigte die Gemeinde an. Dazu müssen sich Besucher ab 14 Jahren ausweisen. Die Bäder seien mit Überwachungskameras und die Bademeister mit Bodycams ausgerüstet worden. Das sind Videokameras, die am Körper getragen werden. Außerdem wurde ein Sicherheitsdienst beauftragt und es wurden Absprachen mit der Polizei getroffen.

@ dpa.de