Verhandlungskrimi, Ex-Soldat

Eine Zwangsräumung läuft aus dem Ruder.

23.01.2024 - 21:51:55

Nach stundenlangem Verhandlungskrimi - Ex-Soldat gibt auf. Der Bewohner, ein früherer Soldat, will sein Haus nicht verlassen und droht damit, Feuer zu legen. Es folgen zähe Verhandlungen und stundenlanges Warten - am Abend dann der Durchbruch.

  • Die Polizei war mit einem Großaufgebot im Einsatz. - Foto: Silas Stein/dpa

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  • Mitglieder eines Spezialeinsatzkommandos der Polizei besprechen sich nach der eskalierten Zwangsräumung. - Foto: Roland Sprich/Südkurier/dpa

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  • Auch eine Drohne war bei dem Polizeieinsatz dabei. - Foto: Bernd Weißbrod/dpa

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Die Polizei war mit einem Großaufgebot im Einsatz. - Foto: Silas Stein/dpaMitglieder eines Spezialeinsatzkommandos der Polizei besprechen sich nach der eskalierten Zwangsräumung. - Foto: Roland Sprich/Südkurier/dpaAuch eine Drohne war bei dem Polizeieinsatz dabei. - Foto: Bernd Weißbrod/dpa

Es ist ein ganz normales Wohnviertel. Aber das Haus sieht heruntergekommen aus, Drohnen surren permanent durch die Luft und über das Gebäude - bis in den Abend hinein. Auf dem Dach liegt Tannenreisig, die Rollläden an den Fenstern sind heruntergelassen. Ein 62-jähriger Ex-Soldat verschanzt sich am Dienstag rund zwölf Stunden in seinem Haus in Unterkirnach (Schwarzwald-Baar-Kreis). Ihm droht die Zwangsräumung. Zuvor war der Gerichtsvollzieher angerückt, dann eskaliert die Lage. Der Mann droht damit, Feuer zu legen und das Gebäude niederzubrennen. Die Polizei fährt mit einem Großaufgebot zum Ort des Geschehens.

Die Ermittler halten denn Mann für sehr gefährlich. Schwer bewaffnete Spezialeinsatzkommandos (SEK) rücken aus - auch mit einem gepanzerten Fahrzeug. Mehrere Lang- und Kurzwaffen sind auf den Mann angemeldet. Zudem sei er im Besitz einer Sprengstofferlaubnis und war Mitglied in einem Schützenverein. Als Soldat habe er keiner Spezialeinheit angehört. Erkenntnisse, dass er der Szene sogenannter Reichsbürger zuzuordnen sei, gebe es nicht - das teilen die Beamten explizit mit. «Reichsbürger» sind Menschen, die die Bundesrepublik und ihre demokratischen Strukturen nicht anerkennen.

Es könne aber nicht ausgeschlossen werden, dass Waffen und eine geringe Menge Sprengstoff in dem Haus des 62-Jährigen seien, berichtet ein Polizeisprecher vor Ort. Die Bewohner der angrenzenden Einfamilienhäuser und Doppelhaushälften werden in Sicherheit gebracht. Wie viele Menschen ihre Häuser verlassen müssen, wird nicht mitgeteilt. Das Haus des 62-Jährigen wird weiträumig abgesperrt.

Beamte der Polizei verhandeln über Stunden mit dem 62-Jährigen und versuchen, ihn zum Aufgeben zu bewegen. Stundenlang tut sich nichts. Auch nach Einbruch der Dunkelheit ist die Lage «statisch», wie es im Polizeijargon heißt. Die Bevölkerung wird aufgerufen, die Straße, in der sich das Ganze abspielt, zu meiden. Polizei und SEK-Kräfte haben sich zwischenzeitlich zurückgezogen - stehen aber nahezu die ganze Zeit mit dem Ex-Soldaten in Kontakt.

Widerstandslose Festnahme

Die Polizei hat inzwischen eine Art Basislager errichtet, in dem die dunkel behelmten Beamten in voller Ausrüstung auf einen möglichen Einsatz warten. Rettungsfahrzeuge und die Feuerwehr sind ebenfalls vor Ort.

Dann plötzlich der Durchbruch bei den Verhandlungen mit dem Mann, die die Polizei zwischenzeitlich telefonisch mit ihm führt. Beamte bringen den 62-Jährigen dazu, aus dem Haus zu kommen und sich festnehmen zu lassen. Spezialeinsatzkräfte überwältigen ihn, er lässt sich widerstandslos festnehmen.

Zu konkreten Motiven des Mannes ist auch nach der Festnahme nichts bekannt. Die Ermittlungen gehen jetzt erst richtig los, sagte ein Polizeisprecher am Abend. Es gehe jetzt erst einmal darum, das Haus zu sichern - denn es wird auch weiterhin nicht ausgeschlossen, dass er Waffen und Sprengstoff in seinem Haus gelagert hatte.

Unterkirnach liegt im Südschwarzwald, rund acht Kilometer von der nächsten größeren Stadt Villingen-Schwenningen entfernt. Nach Angaben der Gemeinde leben rund 2600 Menschen dort.

@ dpa.de