Drogen, Kinder

Eine 13-jährige Schülerin stirbt nach der mutmaßlichen Einnahme einer Ecstasy-Pille.

27.06.2023 - 12:09:22

13-Jährige stirbt nach Ecstasy-Konsum - vier Festnahmen. Eine 14-Jährige liegt in Neubrandenburg in der Klinik und kämpft um ihr Leben. Eine 15-Jährige ist ebenfalls im Krankenhaus - auf dem Weg der Besserung.

  • In Mecklenburg-Vorpommern ist eine 13-Jährige nach mutmaßlichem Drogenmissbrauch gestorben (Symbollbild). - Foto: Marijan Murat/dpa/Symbolbild

    Marijan Murat/dpa/Symbolbild

  • Blick auf die Innenstadt von Altentreptow, wo sich die Schule der 13-jährigen befindet, die nach mutmaßlichem Drogenmissbrauch gestorben ist. - Foto: Bernd Wüstneck/dpa

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In Mecklenburg-Vorpommern ist eine 13-Jährige nach mutmaßlichem Drogenmissbrauch gestorben (Symbollbild). - Foto: Marijan Murat/dpa/SymbolbildBlick auf die Innenstadt von Altentreptow, wo sich die Schule der 13-jährigen befindet, die nach mutmaßlichem Drogenmissbrauch gestorben ist. - Foto: Bernd Wüstneck/dpa

Ein 13-jähriges Mädchen aus Altentreptow ist nach der mutmaßlichen Einnahme der Ecstasy-Pille «Blue Punisher» gestorben. Eine 14-Jährige mit den gleichen Blut- und Urinwerten liegt in Neubrandenburg auf der Intensivstation und befindet sich in kritischem Zustand, wie eine Sprecherin des Polizeipräsidiums Neubrandenburg am Dienstag sagte. Die Droge «Blue Punisher» ist eine sehr starke Variante von Ecstasy.

Eine 15-jährige Freundin des 13-jährigers Todesopfers liege ebenfalls im Krankenhaus und befinde sich auf dem Weg der Besserung. Ein viertes Mädchen aus Malchin habe «Blue Punisher» ebenfalls genommen - sie habe befragt werden können und die Einnahme bestätigt. Das Mädchen habe zeitweise an Übelkeit und Bauchschmerzen gelitten, sei aber wieder wohlauf.

Eindringliche Warnung vor den Drogen

Miteinander bekannt waren nach bisherigen Erkenntnissen der Ermittler nur die 13- und die 15-Jährige, die gemeinsam eine Schule in Altentreptow im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte besuchten. Dort kamen am Dienstag vier Präventionsbeamte der Polizei zum Einsatz. Die Kinder und Jugendlichen seien schockiert, sagte eine Sprecherin im Abschluss.

Die Polizei nahm den Angaben zufolge am Montagabend vier Tatverdächtige im Alter von 16, 17, 17 und 37 Jahren fest. Sie sollen voraussichtlich am Dienstagnachmittag dem Haftrichter vorgeführt werden. Alle vier haben sich laut Polizei bisher nicht zu dem Geschehen geäußert. Ihnen werden der Handel und die Weitergabe von Betäubungsmitteln an minderjährige Personen vorgeworfen.

Auch ein Todesopfer in Brandenburg

Am Wochenende war bereits im benachbarten Bundesland Brandenburg eine 15-Jährige gestorben - mutmaßlich ebenfalls infolge von Drogenkonsum, wie es von der Staatsanwaltschaft hieß. Eine Obduktion soll die Todesursache klären. Im Zuge der Ermittlungen haben die Ermittler nach eigenen Angaben auch einen möglichen Zusammenhang mit dem Tod der 13-Jährigen aus Altentreptow im Blick.

Die 13-Jährige war nach Polizeiangaben am Montag im Klinikum in Neubrandenburg gestorben. Am Abend des gleichen Tages fanden Polizeibeamte die 14-Jährige in Neubrandenburg auf einem Gehweg liegend.

Mecklenburg-Vorpommerns Gesundheitsministerin Stefanie Drese (SPD) reagierte mit großer Bestürzung auf den Tod der 13-Jährigen. Sie appellierte eindringlich, die Finger von Drogen aller Art zu lassen. Vor allem für Heranwachsende sei die Einnahme extrem gefährlich und könne bleibende Schäden verursachen. Die Polizei vermutet, dass die Droge in der Region noch im Umlauf ist und warnte ebenfalls eindringlich.

Besonders gefährliche Variante «Blue Punisher»

Mit dem Sammelbegriff Ecstasy sind synthetische Drogen in Tabletten-, Pulver- oder in Kristallform gemeint, die ohne natürliche Rohstoffe im Labor hergestellt werden. Dahinter steckt ein Amphetaminderivat, das auf dem Hauptwirkstoff MDMA basiert.

Ecstasy führt zu Höhenflügen, Kontaktfreudigkeit und Verlust des Zeitgefühls. Das körpereigene Warnsystem wird ausgeschaltet. Beim Einsatz als Partydroge kann es bei langem Tanzen zu extremem Wasserverlust, Organschäden oder Kreislaufzusammenbruch kommen. Tödliches Nierenversagen wurde ebenso beobachtet wie tödliche Hirnblutungen. Die Droge kann zudem Psychosen und Wahnvorstellungen verursachen.

Eine besonders starke Variante von Ecstasy ist «Blue Punisher» (deutsch: «blauer Bestrafer»). Das Aussehen der Pille ähnelt einem Diamanten mit eingraviertem Totenkopf, der an das Logo des Marvel-Charakters «The Punisher» angelehnt ist. Die blaue Pille, die auch nur als «The Punisher» und in anderen Farben erhältlich ist, kann häufig über eine Bruchrille halbiert werden.

Ganze Pillen können nach Angaben des Drogeninformationszentrums (DIZ) in Zürich teilweise mehrere Hundert Milligramm des Wirkstoffs MDMA und weitere unbekannte Substanzen enthalten. In Großbritannien etwa wurde 2021 eine «Blue Punisher» entdeckt, die mit 477 Milligramm MDMA das Mehrfache der üblichen Dosis von Ecstasy-Pillen enthält. Im Jahr 2021 lag der durchschnittliche Wirkstoffgehalt einer Ecstasy-Tablette zwischen 161 und 173 Milligramm. In Europa wurden insgesamt 10 000 sichergestellt.

Für solch extrem hohe Dosierungen wie bei «The Punisher» warnt das Zürcher DIZ: Mehr als 1,5 Milligramm MDMA pro Kilogramm Körpergewicht bei Männern und 1,3 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht bei Frauen sei zu viel. Das heißt: Selbst die Einnahme der Hälfte einer solchen Pille kann zu einer Überdosis führen.

Patentiert wurde Ecstasy 1912 von der Darmstädter Pharmafirma Merck. Zunächst setzte man es medizinisch als Appetitzügler sowie in der Psychotherapie zur Steigerung der Kontaktfreudigkeit ein. Seit den 1980er-Jahren wird der Substanzname MDMA synonym für Ecstasy verwendet. Die starke Verbreitung der Droge begann in den 1990er-Jahren mit der Techno-Bewegung.

@ dpa.de