ISS-Trümmer, Erde

Ein ausrangiertes Batteriepaket der ISS fliegt drei Jahren um die Erde.

07.03.2024 - 12:03:03

ISS-Trümmer könnten Erde treffen. Nun tritt es bald in die Atmosphäre ein. Einige Trümmer könnten die Erdoberfläche erreichen.

Trümmerteile eines ausrangierten Batteriepakets der Internationalen Raumstation ISS könnten am Freitag auf die Erde niedergehen - Deutschland treffen sie aller Voraussicht nach aber nicht. Das teilten das für Raumfahrt zuständige Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz und das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) übereinstimmend mit.

Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) verbreitete über mehrere Warn-Apps eine amtliche Gefahreninformation, derzufolge die Wahrscheinlichkeit, dass Trümmer auf Deutschland stürzen, sehr gering ist. «Sollte sich das Risiko erhöhen, erhalten Sie eine neue Information», hieß es dort. Möglich seien aber «Leuchterscheinungen oder die Wahrnehmung eines Überschallknalls».

Wenig später ordnete das Bundesamt die Information ein. «Uns geht es um Transparenz und darum, die Informationen zu teilen, die uns vorliegen», sagte eine Sprecherin der Behörde der Deutschen Presse-Agentur. Bei solchen Warnungen gebe es drei Warnstufen. Die niedrigste sei die aktuell vorliegende Gefahreninformation, bei der über eine mögliche Gefahr informiert werde. Bei Warnstufe zwei bestehe eine Gefahr. Bei der höchsten Warnstufe eins bestehe eine Gefahr für Leib und Leben. Dann sei ein sofortiges Handeln nötig.

Laut DLR könnte das Objekt nach Berechnungen über dem Norden Nordamerikas in die Atmosphäre eintreten. Als Zeitfenster wird ein 20-Stunden-Korridor rund um den späten Freitagabend deutscher Zeit angegeben. Die Schätzung zum Wiedereintritt könne sich aber noch ändern. Dass Teile des Batteriepakets über Deutschland niedergehen, sei aber unwahrscheinlich. Über das Thema hatte zunächst die «Bild» berichtet.

«Erste Analysen des deutschen Weltraumlagezentrums haben ergeben, dass Teile der Batteriepakete den Wiedereintritt überstehen und die Erdoberfläche erreichen können», teilte das Zentrum für Luft- und Raumfahrt mit. Vor dem Wiedereintritt überfliege das Objekt mehrmals Deutschland, eine Gefährdung hierzulande werde «derzeit jedoch als statistisch unwahrscheinlich angesehen». Das Bundesministerium schrieb, eine Gefährdung für Deutschland sei «sehr unwahrscheinlich».

Krisenreaktionsmechanismen

Es teilte weiter mit: «Sollten sich wider Erwarten Hinweise auf eine Betroffenheit Deutschlands abzeichnen, so werden die bestehenden Krisenreaktionsmechanismen von Bund und Ländern genutzt, um auf eine mögliche Gefährdung entsprechend zu reagieren. Diese ist nach aktuellem Stand allerdings mehr als unwahrscheinlich. Dennoch wird das Objekt eng überwacht.» Auch das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe informierte auf seiner Webseite.

Bei dem Objekt handelt es sich den Angaben zufolge um eine Plattform mit Batteriepaketen, die in etwa so groß wie ein Auto ist und 2,6 Tonnen wiegt. Die Plattform wurde bereits am 21. März 2021 bewusst von der ISS abgetrennt, um Jahre später in die Atmosphäre einzutreten. Dort soll sie weitgehend verglühen. Solche Manöver würden so geplant, dass Trümmer, die die Erdoberfläche erreichen, möglichst über unbewohntem Gebiet niedergehen, sagte ein DLR-Sprecher.

Das deutsche Weltraumlagezentrum in Uedem werde die weitere Entwicklung des bevorstehenden Wiedereintritts beobachten und an verschiedene Bundesministerien, Landesministerien und Behörden berichten, schrieb das Wirtschaftsministerium.

Dass Weltraumschrott in die Atmosphäre eintritt und dort verglüht, ist ein gängiges Prozedere. So fand erst vor wenigen Wochen der vor fast 30 Jahren gestartete europäische Satellit «ERS-2» ein solches Ende und wurde planmäßig zerstört. Auch dass kleinere Trümmer die Erdoberfläche erreichen, kommt immer mal wieder vor.

Matthias Mauerer: «Müssen den Weltraum sauber halten»

Der deutsche Astronaut Alexander Gerst hat den Wiedereintritt von Trümmerteilen aus dem Weltraum in die Erdatmosphäre als sinnvoll verteidigt. «Das ist die beste Art und Weise, um Weltraumschrott zu vermeiden. Das ist im Prinzip eine positive Sache», sagte Gerst in Washington. Gerst und sein Kollege Matthias Maurer begleiteten Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck, um in der US-Hauptstadt Gespräche zur Zusammenarbeit von Amerikanern und Europäern etwa bei künftigen Mond-Missionen zu besprechen.

«Wir müssen den Weltraum sauber halten», betonte Maurer. Der Weltraum müsse nachhaltig betrieben werden. «Wie wir auch die Hochsee nicht mit Müll verschmutzen sollten, sollten wir auch den Weltraum nicht zumüllen. Irgendwann stößt dieser Müll aneinander und erzeugt dann Weltraumschrott.» Dann sei der Raum nicht mehr nutzbar. Es gebe momentan etwa 10.000 aktive Satelliten im All, diese Zahl solle noch enorm steigen.

@ dpa.de