Baden-Württemberg, Deutschland

Der Angriff auf eine Trauergemeinde in Altbach zieht weitere Kreise.

14.06.2023 - 11:06:00

Festnahmen nach Angriff auf Trauernde - wohl Handgranate. Auf die Trauernden soll kein Böller geflogen sein, sondern eine Handgranate. Der Anschlag hätte viel schlimmer enden können.

Nach dem Wurf eines Sprengkörpers auf eine Trauergemeinde in Altbach in Baden-Württemberg sind bei einer Razzia in Ludwigsburg drei junge Männer festgenommen worden. Das teilte das Landeskriminalamt auf Nachfrage am Mittwoch mit. Am Morgen seien mehrere Wohnungen in Ludwigsburg mit großem Kräfteaufgebot im Zusammenhang mit dem Fall in Altbach durchsucht worden, sagte ein LKA-Sprecher. Dabei wurden drei Männer festgenommen - im Alter von 19, 20 und 21 Jahren. Die Ermittler gehen ferner davon aus, dass es sich bei dem geworfenen Sprengkörper um eine Handgranate handelte, wie der LKA-Sprecher sagte. Zunächst hatten die «Stuttgarter Zeitung» und die «Stuttgarter Nachrichten» über die Razzia berichtet.

Zunächst war von vier Festnahmen die Rede, einen vierten Mann habe man aber nicht mit der Tat in Verbindung bringen können, sagte der LKA-Sprecher. Es werde im Verlauf des Tages geprüft, wer von den Festgenommenen dem Haftrichter vorgeführt werden soll.

Bei dem Sprengkörper handelte es sich nach Recherchen der «Stuttgarter Nachrichten» mit hoher Wahrscheinlichkeit um eine jugoslawische Handgranate des Typs M75. Die Granate sei auf dem Friedhof an den Ast eines Baumes geprallt und dadurch abgefedert worden, schreibt die Zeitung unter Berufung auf Ermittler.

Die in Ludwigsburg festgenommenen Männer waren dem LKA-Sprecher zufolge Gäste der Beerdigung am Freitag. Sie sollen den Angreifer, der den explosiven Gegenstand geworfen hatte, verfolgt und so schwer verprügelt haben, dass er ins Krankenhaus musste.

Motiv ist unklar

Der mutmaßliche Werfer des Sprengkörpers, ein 23 Jahre alter Mann, sitzt bereits in Haft. Gegen ihn sei Haftbefehl wegen des dringenden Verdachts des versuchten Totschlags, des Herbeiführens einer Sprengstoffexplosion und der gefährlichen Körperverletzung erlassen worden, hatte das LKA am Montag mitgeteilt. Der Iraner sei zwar mittlerweile vernehmungsfähig, habe sich aber weiterhin nicht zur Sache geäußert, hieß es am Mittwoch.

Bei der Explosion waren zehn Menschen verletzt worden, einer davon schwer. Sicherheitskreisen zufolge erlitten die Trauergäste «Brand- und Splitterverletzungen». Bis zu 500 Menschen hatten sich nach Angaben der Ermittler am Freitagmittag zur Beerdigung eines 20 Jahre alten Mannes versammelt. Der Verdächtige soll sich der Trauergemeinde genähert und den Sprengkörper in die Menge geworfen haben.

Unklar bleibt das Motiv für die Tat. Die Ermittler gehen laut LKA weiter von einem Einzeltäter aus. Dennoch würden auch weiterhin Zusammenhänge mit einer Serie von Schüssen in Baden-Württemberg nicht ausgeschlossen. Man werde mögliche Verbindungen prüfen, sagte der Sprecher.

Der 20-jährige Mann, der beerdigt wurde, war vor einer Woche in Altbach bei einem Bahnunfall ums Leben gekommen. Die Polizei schließt dabei Fremdverschulden aus. Am Bahnhof in Altbach wurden Kerzen, Fotos und Blumen abgelegt.

@ dpa.de