Hochwasserlage, Hochwasser

Das Hochwasser hält die Menschen in den betroffenen Regionen weiter in Atem.

30.12.2023 - 15:28:34

Hochwasserlage bleibt vielerorts angespannt. Vereinzelt gehen die Wasserstände etwas zurück - doch die Lage bleibt kritisch.

  • Sandsäcke liegen auf einem durchweichten Deich vor evakuierten Wohnhäusern in Lilienthal bei Bremen. - Foto: Focke Strangmann/dpa

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  • Ehrenamtliche Einsatzkräfte vom THW und der DLRG befestigen einen Deich in Niedersachsen. - Foto: Philipp Schulze/dpa

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  • Blick auf die teilweise unter Wasser stehende Altstadt von Verden an der Aller. In weiten Teilen Niedersachsens bleibt die Hochwasserlage angespannt. - Foto: -/dpa

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  • Sandsäcke ligen am Fluss Burlage-Langholter Tief, einem Nebenfluss der Leda. Dort hat sich die Lage momentan etwas entspannt. - Foto: Lars Penning/dpa

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  • In der Nacht zu Samstag wurde für die Gemeinde Winsen/Aller und die Stadt Celle wegen vermutet steigender Pegelstände vor möglichen Ausfällen der Energieversorgung und des Mobilfunks gewarnt. - Foto: Michael Matthey/dpa

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Sandsäcke liegen auf einem durchweichten Deich vor evakuierten Wohnhäusern in Lilienthal bei Bremen. - Foto: Focke Strangmann/dpaEhrenamtliche Einsatzkräfte vom THW und der DLRG befestigen einen Deich in Niedersachsen. - Foto: Philipp Schulze/dpaBlick auf die teilweise unter Wasser stehende Altstadt von Verden an der Aller. In weiten Teilen Niedersachsens bleibt die Hochwasserlage angespannt. - Foto: -/dpaSandsäcke ligen am Fluss Burlage-Langholter Tief, einem Nebenfluss der Leda. Dort hat sich die Lage momentan etwas entspannt. - Foto: Lars Penning/dpaIn der Nacht zu Samstag wurde für die Gemeinde Winsen/Aller und die Stadt Celle wegen vermutet steigender Pegelstände vor möglichen Ausfällen der Energieversorgung und des Mobilfunks gewarnt. - Foto: Michael Matthey/dpa

Die Lage in den Hochwassergebieten in Deutschland bleibt kritisch. Betroffen sind unter anderem Teile Niedersachsens und der Süden Sachsen-Anhalts an der Grenze zu Thüringen. Allerdings zeichnete sich in Niedersachsen, dem flächenmäßig zweitgrößten Bundesland, mancherorts eine leichte Entspannung ab.

Etwa der Landkreis Celle sowie die Stadt Meppen sprachen von leicht sinkenden Pegelständen. Weiterhin sei aber die höchste Meldestufe an den Pegeln überschritten, so dass unverändert größere Überschwemmungen drohten, hieß es vom Landkreis Celle.

In der Stadt Oldenburg wird eine mögliche Evakuierung vorbereitet. Die Deiche seien unverändert einem hohen Druck ausgesetzt, teilte die Stadt am Samstag mit. Pegelstände würden höchstens marginal sinken. Bisher seien die Deiche allerdings trocken und stabil. Dort unterstützt die Bundespolizei die Deichsicherung. Am Freitag habe ein Helikopter vom Typ Super Puma besonders große Sandsäcke zu Deichen in Hatten gebracht, um diese zu sichern, teilte die Bundespolizei am Samstag mit. Auch am Samstag sei der Hubschrauber im Einsatz.

Im Serengeti-Park im niedersächsischen Hodenhagen hat sich die kritische Hochwasserlage dagegen leicht entspannt. Pumpen auf dem Gelände hätten es geschafft, große Wassermengen hinter den Deich Richtung Meiße zu drücken, sagte eine Sprecherin des Freizeitparks nördlich von Hannover. Auch im Tierhaus der Antilopen und Giraffen sei das Wasser merklich gesunken und wieder aus dem Gebäude hinausgeflossen. Weite Teile des Geländes sind nach Parkangaben aber nach wie vor überflutet und teilweise gar nicht zu erreichen. In dem Park leben unter anderem Löwen, Nashörner, Tiger und Elefanten.

Menschen versuchen in evakuierte Häuser zurückzukehren

In der Gemeinde Winsen/Aller seien evakuierte Bewohner mehrfach zu ihren Häusern zurückgekehrt, teilte der Landkreis Celle weiter mit. Die Feuerwehr habe die Menschen zurückgeholt. Auch in der Gemeinde Lilienthal in der Nähe von Bremen dauern die Evakuierungen an. Rund 500 Menschen seien in den betroffenen Gebieten gemeldet, sagte eine Gemeindesprecherin. Wann sie zurück in ihre Häuser könnten, sei noch nicht absehbar.

An mehreren Pegeln brachte das Hochwasser neue Höchstwerte. An der Weser etwa überschritt der Wasserstand am Samstagmorgen bei Drakenburg mit 835 Zentimetern den bisherigen Höchstwert aus 1981 um einen Zentimeter, wie der Überregionale Hochwasserdienst mitteilte.

Zahlreiche Pegelstände sind weiterhin über der höchsten Meldestufe, wie es in einem Lagebericht des Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) am Samstagvormittag hieß. Der am Freitag im Harz gefallene Regen sorge dafür, dass die Wasserstände in den Oberläufen der Leine und Oker sowie in deren Zuflüssen wieder anstiegen. Mehrere Pegelstände hätten jedoch bereits ihren Scheitel erreicht und würden wieder sinken.

Laut NLWKN verbleiben die Pegelstände in den Mittel- und Unterläufen der Aller, Leine und Oker vorerst auf dem derzeitigen Niveau. Auch in anderen Flussgebieten wie denen der Hunte und Wümme sei die Lage weiter sehr angespannt. Es sei aber davon auszugehen, dass die Wasserstände dort leicht sinken oder auf dem Niveau bleiben.

Steigende Wasserstände in Sachsen-Anhalt, Rückgang in Sachsen

Der Landkreis Mansfeld-Südharz in Sachsen-Anhalt stellte den Katastrophenfall fest. Die Entscheidung sei durch die lange Dauer der Abwehrmaßnahmen gegen die Hochwasserlage begründet, teilte Landrat André Schröder mit. Die Talsperre Kelbra an der Landesgrenze zu Thüringen wird seit einigen Tagen kontrolliert abgelassen, weil sie drohte überzulaufen. Dadurch ist der Wasserstand der Helme stark angestiegen. Am Donnerstagabend öffneten die Behörden einen Deich des Flusses, so dass das Wasser auf freie Felder in Richtung Thüringen ablaufen kann. Der Bürgermeister der Gemeinde Südharz, Peter Kohl, bezeichnete die Situation als kritisch. Evakuierungen oder die Anforderung der Bundeswehr sind nach Angaben des Landkreises derzeit noch nicht geplant.

Auch in anderen Regionen Sachsen-Anhalts stiegen die Wasserstände in einigen Flüssen durch Regenfälle wieder an. Die schauerartigen Niederschläge seien stärker ausgefallen als zunächst prognostiziert, teilte der Landesbetrieb für Hochwasserschutz (LHW) mit. Weil die Böden bereits gesättigt seien, habe dies in einigen Bereichen zu ansteigenden Wasserständen geführt.

In einer Ortschaft im thüringischen Kyffhäuserkreis stellten Helfer am Samstag mit Entsetzen fest, dass Unbekannte auf einer Länge von 40 Metern Sandsäcke aus den errichteten Schutzwällen entlang der Helme gestohlen haben. Auf 20 Metern sei der Schutzwall bei Mönchpfiffel-Nikolausrieth vollständig abgetragen worden, so das Landratsamt. Zu den Tätern konnten zunächst keine Angaben gemacht werden. Das Landratsamt will Strafanzeige stellen.

Bei einer Hilfsaktion in Dabrun (Kreis Wittenberg) ist ein Boot mit mehreren Personen an Bord gekentert. Ein Opa stürzte mit zwei Enkelkindern im Alter von neun und zwölf Jahren und deren Mutter in die sieben Grad kalte Elbe, wie die Wasserschutzpolizei mitteilte. Das Haus der Großeltern war mit dem Auto nicht mehr erreichbar - daher habe die Familie versucht, mit dem Boot des Opas die Großeltern zu versorgen. Ein zufällig in der Nähe anwesender Feuerwehrmann habe den Unfall bemerkt und sei schnell mit einem weiteren Boot zu Hilfe geeilt. Alle vier Personen konnten gerettet werden und wurden stark unterkühlt in ein Krankenhaus gebracht. Der Zwischenfall ereignete sich bereits am Freitag.

Derweil geht das Hochwasser der Elbe in Sachsen weiter zurück. Am Pegel Dresden wurde am Samstagmorgen ein Wasserstand von 5,30 Meter gemessen. Einen Tag zuvor waren es noch 5,92 Meter gewesen. Normal sind rund 2 Meter. In der Landeshauptstadt galt ebenso wie in Schöna an der tschechischen Grenze sowie flussabwärts in Riesa noch die Alarmstufe 2. Die Hydrologen rechnen mit weiter sinkenden Wasserständen. Für die übrigen Flussgebiete in Sachsen gab es keine Hochwasserwarnungen mehr.

In NRW sinkende Pegelstände

In den Hochwasserregionen in Nordrhein-Westfalen können die Menschen ein wenig durchatmen. «Insgesamt ist der Trend bei den Pegelständen rückläufig», sagte ein Sprecher des Umweltministeriums NRW auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur.

Das Technische Hilfswerk (THW) stellte sich auf einen Einsatz in den Hochwasser-Gebieten bis in die erste Januar-Woche hinein ein. «Es ist ganz klar, dass das über den Jahreswechsel andauern wird», sagte THW-Präsidentin Sabine Lackner der Deutschen Presse-Agentur am Freitag. «Was uns hoch besorgt, ist der Zustand der Deiche.» Sie seien massiv aufgeweicht. Täglich seien etwa 1000 Einsatzkräfte in den betroffenen Gebieten unterwegs.

Zahlreiche Landkreise appellierten erneut, Deiche nicht zu betreten, da diese aufgeweicht seien und beschädigt werden könnten.

@ dpa.de